Beisetzung von Altabt Placidus Mittler Abschied vom letzten Benediktiner

Siegburg · Rund 500 Trauergäste begleiteten Altabt Placidus Mittler auf seinem letzten Weg zum Abteifriedhof in Siegburg. Mittler war am 26. Februar im Alter von 87 Jahren verstorben.

Dumpf läutete die Totenglocke der Kirche Sankt Michael, als sich am Samstag der Zug mit rund 500 Trauernden von der Kirche aus in Richtung Friedhof unterhalb des Neubaus des Katholisch Sozialen Instituts (KSI) in Bewegung setzte. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die beruflich oder privat mit ihm zu tun hatten, waren auf den Berg in die ehemalige Abteikirche gekommen, um Abschied von Altabt Placidus Mittler zu nehmen, der am 26. Februar im Alter von 87 Jahren verstorben ist.

Darunter waren seine Familie, viele Ordensschwestern und Priester, auch von der Evangelischen Kirche, sowie der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser. Ihnen allen war das Bewusstsein anzusehen, dass mit dem Tod von Placidus auch "ein Stück Siegburger Geschichte zu Grabe getragen wird", wie Pfarrer Thomas Jablonka feststellte.

Zu Beginn eines feierlichen Requiems begrüßte der Abt der Benediktinerabtei Kornelimünster, Friedhelm Tissen OSB, als Hauptzelebrant die Trauergäste mit den Worten, Placidus Mittler sei ein letztes Mal "in seine Kirche zurückgekehrt" und fügte hinzu: "Als er 1948 in den Benediktinerorden eintrat, war der Berg eine Baustelle, heute ist er es wieder." So sei die Kirche, erstarre nicht, sondern beweise Lebendigkeit.

Beisetzung von Altabt Placidus Mittler
18 Bilder

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Bürgermeister Franz Huhn würdigte den Verstorbenen als Abt, Seelsorger, Wissenschaftler, Ehrenbürger und vor allem als Menschen. Huhn nannte den letzten Benediktiner, der nach Auflösung des Ordens 2011 noch in Siegburg verblieben war, in seiner bewegenden Rede einen Menschen "der Geradlinigkeit, der konsequenten Haltung." Das habe nichts mit Eigensinn, Unnachsichtigkeit oder Prinzipienreiterei zu tun gehabt. "Das war nichts als Standfestigkeit, er hat sich nicht angepasst. Immer mutig und offen seinen Standpunkt vertreten", betonte Huhn. Eindrucksvoll sei aber auch gewesen, dass "für Placidus Mittler immer das Gemeinsame und Verbindende im Vordergrund stand und nicht das Trennende."

Joachim Knitter von der evangelischen Kirche, der Mittler ebenfalls auf seinem letzten Weg begleitete, sagte, er habe ihn als einen "sehr aufrechten" und auch "politisch denkenden Menschen" erlebt, der "Farbe bekannte." So erinnerte er sich, wie sein katholischer Kollege bei einer NPD-Kundgebung vor etwa 20 Jahren in Siegburg mit ihm zusammen auf der Bühne gestanden und das Wort gegen diesen Aufmarsch erhoben habe. Außerdem sei Mittler schon lange vor dem Zusammenschluss zur Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Siegburg ein Befürworter der Ökumene gewesen.

Der ehemalige Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsberges, Konrad Machens, beschrieb Mittler als "zuvorkommend und zuverlässig" und in dessen Funktion als Klostervorsteher als einen "guten Leiter seines Hauses", der sich "immer für die Belange der Abtei eingesetzt hat." Für Ralph Bergold, Direktor des KSI, ist Placidus Mittler "derjenige, der die Geschichte der Benediktiner verkörperte". Er habe das Gefühl, der Ordensmann sei beruhigt gewesen, dass der Berg mit Einzug des KSI weiter "Bedeutung und Ausstrahlung hat".

Sonja Boddenberg, Heimleiterin und Geschäftsführerin des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt, antwortete auf die Frage nach ihrer Erinnerung an den Gottesmann: "Basisnah, warmherzig, kluger Mann." Sie habe ihn seit ihrer Zeit als Messdienerin in St. Anno gekannt. "Noch bis Oktober letzten Jahres hat er in unserem Haus jeden Morgen eine Messe gelesen, schaute danach immer bei mir vorbei", berichtete sie. "Nehmen wir nun Abschied", sagte Bürgermeister Huhn zum Abschluss seiner Rede. "Die letzte freie Grabstelle auf dem historischen Abteifriedhof findet seine Bestimmung. Der Kreis schließt sich."

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