Digitalisierung und Einzelhandel Wirtschaftsausschuss des Rhein-Sieg-Kreises will Innenstädte stärken

Rhein-Sieg-Kreis · Der Wirtschaftsausschuss des Rhein-Sieg-Kreises sucht nach Ideen für eine Stärkung der Innenstädte. Schulungen für Einzelhändler und ein gemeinsames Shopping-Portal könnten den Trend zum Online-Shopping bremsen.

 Lösungen, um möglichst viele Kunden in die Innenstädte zu locken, werden im Zuge der Digitalisierung künftig dringend benötigt.

Lösungen, um möglichst viele Kunden in die Innenstädte zu locken, werden im Zuge der Digitalisierung künftig dringend benötigt.

Foto: Holger Arndt

Im Zuge der Digitalisierung steht der Einzelhandel vor einem tiefgreifenden Wandel – mit möglichen negativen Folgen auch für die Innenstädte im Rhein-Sieg-Kreis. Mit Möglichkeiten, wie sich der stationäre Handel angesichts der Konkurrenz aus dem Internet künftig stärken lässt, beschäftigte sich der Wirtschaftsausschuss des Kreises in seiner jüngsten Sitzung. Konkrete Maßnahmen zeichneten sich dabei allerdings nicht ab.

Wirtschaftsförderer der Städte Bad Honnef und Siegburg sowie je ein Vertreter des Stadtmarketingunternehmens Trowista aus Troisdorf und des Gewerbevereins aus Rheinbach stellten dazu eigene Konzepte vor und zeigten Handlungsfelder des Kreises auf. Thomas Zacharias, Geschäftsführer des Troisdorfer Stadtmarketings Trowista, schlug kreisweite Schulungen für Einzelhändler zum Thema Online-Handel und -Marketing vor.

Seine Idee:

Eine E-Commerce-Akademie, mit Kursangeboten vor Ort. Eine andere Möglichkeit: Die Errichtung eines eigenen Shopping-Portals, auf dem Händler aus der Region ihre Waren anbieten können. Ob ein solches Portal dem Einzelhandel in den Innenstädten helfen würde, hielt der CDU-Kreistagsabgeordnete Klaus Döhl jedoch für fraglich: „Die Innenstädte sind auch durch Einkaufszentren auf der grünen Wiese bedroht“, so Döhl. Auch diese Händler würden durch Stärkung des Online-Handels profitieren. Döhl: „Ein Allheilmittel für das Aussterben der Innenstädte ist das nicht.“ Die CDU- sowie weitere Fraktionen im Ausschuss sehen Schulungen darüber hinaus eher als Kernaufgabe der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer an, weniger des Kreises selbst.

Bad Honnef ist bereits einen Schritt weiter: Die Stadt entwickelt derzeit eine Online-Plattform, an der sich Händler beteiligen können. Dafür erhält Bad Honnef eine 50-prozentige Förderung in Höhe von 100.000 Euro aus dem Landesförderprogramm „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken“. Über das Portal sollen Kunden künftig Produkte online bestellen und nach Hause geliefert bekommen.

Schulungen der Einzelhändler übernimmt die Kommune. Neben einer einmaligen Anmeldegebühr und einem Monatsbeitrag werden dafür zusätzlich zehn Prozent des Online-Umsatzes fällig. „Dafür erhalten die Einzelhändler technische Betreuung und Hilfe beim Onlinemarketing bis hin zu Produktfotos“, berichtete Johanna Högner, Wirtschaftsförderin der Stadt Bad Honnef. Unklar sei noch, wie die umweltfreundliche Auslieferung bis in die Bad Honnefer Höhenorte erfolgen soll. Die CDU-Fraktion schlug vor, das Thema der Sitzung im kommenden Jahr erneut aufzugreifen.

Laut Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler werden Lösungen allerdings dringend benötigt: „Es gibt Prognosen, laut denen Kommunen künftig so große Einbußen beim stationären Einzelhandel haben werden, dass sie maximal noch die Grundversorgung garantieren können. Ich halte das für realistisch.“

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