Öffentlicher Nahverkehr in der Region Stadt Bonn und Rhein-Sieg-Kreis planen mehr Stadtbahnen

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Die Verkehrsausschüsse von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis wollen Angebot der Stadtbahnen erweitern. Laut der Stadt Bonn müssen dazu bis 2026 zwölf zusätzliche Stadtbahnwagen angeschafft werden. Kosten pro Fahrzeug: rund 3,5 Millionen Euro.

 Die Stadtbahnlinie 66 ist eine der zentralen Verbindungen in der Region. Für Erweiterungen des Angebots reicht der heutige Fuhrpark nicht aus.

Die Stadtbahnlinie 66 ist eine der zentralen Verbindungen in der Region. Für Erweiterungen des Angebots reicht der heutige Fuhrpark nicht aus.

Foto: Andreas Dyck

Die Stadtbahnen in der Region sollen künftig in dichteren Takten fahren – vor allem auf der Strecke zwischen Siegburg und Bonn, aber auch zwischen Wesseling und Bonn. Das war am Donnerstag einhellige Meinung der Planungs- und Verkehrsausschüsse von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, die gemeinsam im Siegburger Kreishaus tagten.

Umstritten war dagegen das Tempo der Umsetzung. Die Bonner Stadtverwaltung wollte bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember erste Schritte realisieren. Zu übereilt und unrealistisch, fanden die Vertreter von CDU, Grünen und FDP. Sie setzten durch, dass die Pläne zuerst mit allen Beteiligten diskutiert werden. Denkbar wäre die Umsetzung dann 2019, aber konkret wollte man sich auf keinen Zeitpunkt festlegen.

Wie sehr die Stadtbahn 66 (Siegburg-Bonn-Bad Honnef) am Limit ist, wurde schon zu Beginn der Sitzung deutlich. Einzelne Bonner Vertreter, die sich im Berufsverkehr auf den Weg gemacht hatten, kamen zu spät. Wie berichtet, hatte die Bonner Stadtverwaltung weitreichende Vorschläge zur Ausweitung des Angebots gemacht.

Taktverdichtung der Linie 66 soll kurzfristig kommen

Ganz oben auf der Liste der kurzfristigen Maßnahmen: die Taktverdichtung der Linie 66. Sie fährt zwischen Siegburg und Bonn zurzeit sechsmal pro Stunde, in Spitzenzeiten achtmal. Künftig sollen es in der Hauptverkehrszeit neun Fahrten sein. Das wäre möglich, wenn die Linie 67 (Siegburg-Bad Godesberg) auf einen 20-Minuten-Takt aufgestockt würde. Sie fährt bislang nur zweimal täglich.

Für diese Angebotserweiterung wären zwei zusätzliche Stadtbahnwagen erforderlich. Da kurzfristig keine neuen beschafft werden können, schlug die Bonner Verwaltung vor, Wagen der Tannenbuscher Linie 63 zu nehmen. Deren Angebot würde dann ausgedünnt. Die Nachfrage ist laut Verwaltung ohnehin gering. Ganz im Gegenteil zur Linie 16 (Köln-Wesseling-Bad Godesberg), die auf der selben Strecke fährt. Dort streben die Bonner die Verdichtung auf einen Zehn-Minuten-Takt an. Das ist in der Hauptverkehrszeit auch für die Linie 18/68 (Köln-Brühl-Bonn) angedacht.

Warnung vor Schnellschüssen

„Die kurzfristigen Änderungen zum Fahrplanwechsel sind sehr ambitioniert“, sagte Bert Moll (CDU). „Wir sollten den Bogen nicht überspannen, sondern Prioritäten setzen.“ Rolf Beu (Grüne), Ausschussvorsitzender der Bonner, ergänzte: „Natürlich wollen wir etwas tun. Aber Sorgfalt geht vor Schnellschüssen.“

Änderungen, die im Dezember in Kraft treten sollen, müssten in aller Regel schon vor der Sommerpause unter Dach und Fach sein. Das sei nicht absehbar. Sein Kreiskollege Ingo Steiner (Grüne) pflichtete ihm bei. „Wir müssen unsere beteiligten Kreiskommunen mitnehmen. Das geht nicht in sechs Wochen“, sagte er mit Blick auf Sankt Augustin und Bornheim, aber auch den Nachbarn Wesseling. Da geht es nicht zuletzt um finanzielle Fragen.

Dagegen machte die SPD Druck: Helmut Redeker sprach von „Verzögerungstaktik“. „Wir sollten die Verwaltung nicht ausbremsen.“ Ähnlich sah es Valentin Brückel (Sozialliberale): Von ihm stammte der Vorschlag, zur Not gebrauchte Fahrzeuge zu kaufen, um dem Fahrgastbedarf so bald wie möglich gerecht zu werden. „Die Stadtwerke Bonn haben seit einem Vierteljahrhundert ihren Wagenpark nicht mehr vergrößert. Dieses Versäumnis rächt sich jetzt.“

Mittel- und langfristig soll das Angebot weiter verdichtet werden. Bei der Linie 66 geht die Bonner Verwaltung von einer stetig wachsenden Nachfrage aus, durch das Bevölkerungswachstum, aber auch durch die S 13. Ab 2022 sind demnach ein Fünf-Minuten-Takt oder längere Züge erforderlich, was wiederum Auswirkungen auf die Infrastruktur hätte – Stichwort geschlossene Bahnschranken, Stichwort Bahnsteiglänge. Laut Stadt Bonn müssen bis 2026 zwölf zusätzliche Stadtbahnwagen angeschafft werden. Kosten pro Fahrzeug: rund 3,5 Millionen Euro.

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