Landesweiter Warntag Sirenen heulen am Donnerstag in ganz NRW zur Probe

Rhein-Sieg-Kreis · Am Donnerstag findet um 10 Uhr ein landesweiter Probealarm statt. Viele Bürger ärgern sich über den Lärm der Sirenen.

Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden, sagte einst Wilhelm Busch. Nun muss man den Klang einer Sirene nicht unbedingt als Musik empfinden, sie entspricht allerdings der Reinform des Tones, dem sogenannten Sinuston, in besonderer Weise und kann so sicher als Keimzelle der Musik betrachtet werden. Also könnte man ihm ästhetisch etwas abgewinnen.

Das sehen einige Bürger allerdings ein bisschen anders. Immer häufiger melden sich Menschen, wenn sie nachts durch einen Sirenenfeueralarm aus dem Schlaf gerissen worden sind. Standardfrage ist dann: Kann man das in der heutigen Zeit von digitalen Handys und Tabletcomputern nicht anders regeln? Müssen die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren tatsächlich noch per antiquierten Jaulgeräuschen geweckt und zum Brand gerufen werden?

Auch am kommenden Donnerstag – dann allerdings tagsüber um 10 Uhr – wird sich diese Frage wieder ins Bewusstsein vorarbeiten. Dann ist nämlich landesweiter Probealarm für Sirenen und die Handy-Warnapp Nina. Zum allerersten Mal werden zeitgleich in ganz Nordrhein-Westfalen alle verfügbaren Signalgeber in Gang gesetzt. Das gibt einen Krach!

Ein Alarm pro Halbjahr

Und es hat seinen Sinn, denn ab und zu müssen die Tongeneratoren und anderen Signalsysteme auf ihre Funktionalität überprüft werden. Ab sofort findet dieser Probealarm alle halbe Jahre immer am ersten Donnerstag im März und September statt.

Der Septembertermin ist darüber hinaus vom Landesinnenministerium zum landesweiten Warntag ernannt worden. Dann werden alle „Warnmittel“ aktiviert, über die die Feuer- und Rettungsleitstellen verfügen. Im Gebiet des Rhein-Sieg-Kreises werden das 325 Sirenen sein. Darunter die Tellersirenen aus den 50er Jahren, aber auch die neuen, leistungsstärkeren digitalen Hornsirenen. Von der Leitstelle aus gibt es eine Durchsage, die auf Radio Bonn-Rhein-Sieg zu hören ist. Darüber kann die Bevölkerung im Katastrophenfalle Verhaltensregeln erfahren. In der Feuerleitstelle gibt es eine speziell gesicherte Telefonbuchse und ein passendes Headset mit Mikrofon dazu. Sobald das Kabel in der Buchse steckt, ist der Sprecher auf der Radiowelle hörbar. Das laufende Programm wird sofort unterbrochen.

Bei dem Sirenentest am Donnerstag hört man einen langgezogenen Ton, einen längeren Heulton und wieder einen langgezogenen Ton. Das bedeutet: Entwarnung – Warnung – Entwarnung, also Probealarm. Das Ganze dauert drei Minuten. Ein einzelner Heulton von einer Minute bedeutet immer: Gefahr, Radio einschalten. Die Feuerwehr rät dann, geschlossene Räume aufzusuchen, Fenster und Türen zu schließen und auf Hinweise über die Wellen des Lokalradios zu warten. In manchen Fällen können Feuerwehr und Polizei auch durch die Straßen fahren und Lautsprecherdurchsagen machen. Beendet wird der Probealarm am Donnerstagmorgen mit einem einminütigen Dauerton, der abschließend Entwarnung signalisiert.

Noch acht analoge Anlagen

Aus technischen Gründen ist die Entwarnung in Teilen von Hennef, Eitorf und Siegburg allerdings diesmal noch nicht zu hören. Das hängt mit dem Stichwort Digitalisierung zusammen. Die Feuer- und Rettungsleitstelle hat nämlich in den zurückliegenden Monaten flächendeckend alle Signalempfänger an den Sirenen digital nachgerüstet. Das ist nach und nach geschehen. Von den insgesamt 325 Sirenen sind nur noch acht analog. Aber sie werden in den kommenden Wochen auch noch auf den neuesten technischen Stand gebracht. So lange können sie allerdings nicht alle Signale abgeben. Die Entwarnung ist im Analogbetrieb nicht möglich.

Die Digitalisierung hat in der Leitstelle an die 500.000 Euro gekostet. Die Umrüstung der Sirenen machten dann noch mal 500 Euro pro Stück. Macht 162 000 Euro. Wobei die Städte und Gemeinden für Betrieb und Unterhalt ihrer Sirenen zuständig sind. Neben den hörbaren Signalgebern ist auch das Digitalnetz für die Pieper jedes einzelnen Feuerwehrmannes ausgebaut worden. Inzwischen gibt es nur noch ein Funkloch in Alfter-Witterschlick, das auch bald geschlossen werden soll. Bis es soweit ist, werden der Analog- und Digitalbetrieb noch nebeneinander geführt.

Sirenen sind Bestandteil bei der Gefahrenabwehr

Martin Bertram, Chef der Feuer- und Rettungsleitstelle des Kreises in Siegburg, ist sich des Geräuschproblems seiner Sirenen und der Diskussion darum wohl bewusst. Die Fachleute sprechen da von dem „Weckeffekt“, der dazu führe, dass die Sirene in der Bevölkerung wahrgenommen wird. Das ist aber durchaus beabsichtigt. Warum? Sie ist nicht nur dazu da, die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr zu den Schläuchen zu rufen, sondern auch, die Bevölkerung zu informieren, dass eine Gefahrenlage existiert. Wenn also bei einem Brand Schadstoffe frei werden, dann sollen die betroffenen Anwohner darauf aufmerksam werden können.

Das einfachste und schnellste Mittel ist da das akustische Warnsignal. Es könnte sich aber auch um einen Großbrand handeln, der weitere Häuser der Nachbarschaft bedroht. Da spielt die Sirene eine wichtige Rolle. Beweis dafür, dass sie keineswegs ein antiquiertes Mittel darstellt, ist der Warnerlass des Landesinnenministeriums aus dem Mai 2018. Darin werden die Sirenen als „fester Baustein der Gefahrenabwehr“ verankert. Leitstellenchef Bertram betont, dass im Rhein-Sieg-Kreis die meisten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren und Hilfsorganisationen über alternative Methoden alarmiert werden. „Die Sirenen heulen immer nur dann auf, wenn höchste Eile geboten ist und etwa Menschenleben in Gefahr sind“, so Bertram. Teilweise wird so nur ab Brandstufe vier alarmiert. Die Sirenen wiesen stets auf eine Gefahrenlage hin, die ansonsten unbemerkt bleiben würde.

Übrigens werden jetzt nach und nach die alten Tellersirenen des Modells „E57“ durch digitale Hochleistungssirenen ersetzt. Die haben eine dreimal höhere Reichweite. So wird es künftig insgesamt weniger Sirenen geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort