Erfolgreich bei Höhle der Löwen Siegburger erfinden Pastillen gegen Karies

SIEGBURG · Zwei Gründer aus Siegburg haben sich erfolgreich in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ durchgesetzt. Dank Unterstützung der Fernseh-Investoren starten sie auf dem Markt durch.

Philip Kirchhof (39) hat dieses typische Zahnarztlächeln. Er sitzt in in seinem Siegburger Wohnzimmer und zeigt auf die strahlend weißen Lutschpastillen in seiner Hand. „Wer die Pastillen nach den Mahlzeiten in den Mund nimmt, hat bei richtiger Anwendung nie wieder Probleme mit Karies“, verspricht er. Und sein Kollege Randall Pitts (51), gebürtiger Amerikaner, nickt. Ebenfalls mit einem Zahnarztlächeln im Gesicht.

Das Produkt, das die beiden mit ihrem Start-up „penta sense“ dank der Fernsehserie „Die Höhle der Löwen“ auf den deutschen Markt gebracht haben, soll so etwas wie eine Wunderwaffe der Mundhygiene sein. Die Erklärung liefert das Duo aus vollster Überzeugung, immer im Wechsel, wie in einer Verkaufsshow. „Der Schlüssel ist Xylit“, sagt Kirchhof.

Ein Zuckeraustauschstoff, der bereits in vielen Zahnpflege-Kaugummis zum Einsatz kommt. Er schmeckt wie Zucker, hinterlässt ein kühlendes Gefühl im Mund und hilft laut mehreren Studien, die Kariesbildung zu verhindern. „Denn die Kariesbakterien nehmen das Xylit auf, können es aber nicht verdauen und sterben langfristig ab“, erklärt Kirchhof.

Dadurch sollen sie auch nicht mehr die schädliche Säure produzieren, die die Zähne zerstört. Während Kaugummis nur einen geringen Xylit-Anteil haben, packen Kirchhof und Pitts gleich zwei Gramm in jede Pastille.

Was nach einem Wundermittel klingt, machte die Investoren der „Höhle der Löwen“ skeptisch. Sie stiegen schnell aus, bis auf Judith Williams und Ralf Dümmel. Die beiden zahlten 150 000 Euro, unterstützen bei der Vermarktung und erhalten 30 Prozent am Unternehmen.

Ein knappes halbes Jahr ist das inzwischen her. Seitdem ist der Absatz der Pastillen aus Siegburg in die Höhe geschossen. Die bunten Döschen in vier Geschmacksrichtungen stehen in unzähligen Supermarktregalen, Kirchhof und Pitts flimmern regelmäßig im Homeshopping-Sender HSE über die Bildschirme. „Mittlerweile konzentrieren wir uns nur noch auf das Geschäft, wir können davon leben“, sagt Kirchhof.

Das sah vor der Fernsehshow noch ganz anders aus. Die Idee für die Lutschpastillen stammt von Randall Pitts, der eigentlich Psychologe ist und vorher ein Start-up in der Softwareentwicklung hatte. Ein Kollege erzählte ihm vor einigen Jahren von Xylit und dessen antikariogener Wirkung, die in den Nachkriegsjahren in Finnland entdeckt worden ist.

Damals war der Zucker in dem Land knapp, als Ersatz nahmen die Leute Xylit. Und litten erstaunlich selten an Zahnproblemen. Als Pitts dann einen Chemiker gefunden hatte, der das spezielle Xylit-Pulver pressen konnte, war die Anti-Karies-Lutschpastille geboren. Nur niemand wollte sie haben. Das kleine Unternehmen „penta sense“ stand vor dem Bankrott.

Durch einen Bruder, der Pitts kannte, kam Philip Kirchhof ins Spiel. Als Mitarbeiter im Finanzbereich bei der Deutschen Post kannte sich der Familienvater mit Zahlen aus und half in seiner Freizeit, das Geschäft profitabel zu machen. Er wollte es ganz auf die Zahnpflege ausrichten.

Doch so richtig funktionierte das nicht. Zwar schafften es die beiden, die Pastillen nach strengen Vorschriften und Tests auf dem deutschen Markt als Kosmetikum zuzulassen. Doch es wurden einfach nicht genug Pastillen verkauft.

Die letzte Chance: ein Investor. Die „Höhle der Löwen“ schien die richtige Plattform zu sein. „Mit dem Erfolg, der danach kam, hatten wir nicht gerechnet“, sagt Kirchhof. Die beiden profitierten vor allem von dem Wissen der beiden Investoren-Profis Dümmel und Williams. Sie unterstützten das Start-up nicht nur finanziell, sondern halfen auch beim Vertrieb, dem Produktdesign und bei den verschiedenen Werbemaßnahmen. „Alleine hätten wir das gar nicht geschafft“, gesteht Kirchhof.

Der Erfolg stellt Kirchhof und Pitts nun vor neue Probleme. Denn so viel Xylit, wie sie für ihre Millionen in NRW produzierten Pastillen benötigen, gibt der europäische Markt gar nicht her. „Wir brauchen so viele Tonnen davon, wie sie uns kein Xylit-Produzent in Europa liefern kann“, erklärt Kirchhof.

Der Xylit-Produzent in Frankreich kapitulierte vor diesen Massen. Der in Finnland war zu teuer, weil er den Markt verknappen musste, um seine Stammkunden nicht zu verärgern. „Jetzt haben wir verlässliche Geschäftspartner in China gefunden, die auch mit derselben hohen Qualität herstellen.“ Demnächst wollen sie auch noch das Tüv-Siegel bekommen. Und weitere Geschmacksrichtungen anbieten.

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