Künstler im Rheinland Sankt Augustiner bauen Plattform für junge Musiker

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn · Arnd Sünner und Andy Muhlack aus Sankt Augustin bauen ein Netzwerk für Bands der Rheinschiene auf. Die Idee: Junge Musiker in der Region dabei zu unterstützen, ins Musikbusiness einzusteigen und gleichzeitig in der Öffentlichkeit bekanntzumachen.

Zwischen Bad Honnef und Wittlaer, Ruppichteroth und Kerpen liegen Bonn, Köln und Düsseldorf. Für Arnd Sünner ist dieses Gebiet ein Kulturkreis. „Da gibt es so viele gute Bands und talentierte Musiker. Die muss man doch irgendwie zusammenbringen“, hat sich Sünner gedacht – und die Idee gleich in die Tat umgesetzt. Seit zwei Jahren baut er gemeinsam mit Andy Muhlack, mit dem er in Sankt Augustin das Tonstudio Make Music betreibt, das Netzwerk New.Heimat.Sounds auf. Die Idee: Junge Bands und Musiker in der Region Rheinschiene dabei zu unterstützen, ins Musikbusiness einzusteigen und gleichzeitig in der Öffentlichkeit bekanntzumachen, was für kreatives Potenzial in ihrer Region steckt. Vor zwei Jahren begann das Projekt in Düsseldorf, mittlerweile machen neben der Landeshauptstadt auch Köln, Bonn, der Rhein-Sieg-Kreis und der Rhein-Erft-Kreis mit.

Sünner, der auch im Regionalrat des Verbands unabhängiger Musikunternehmen (VUT) sitzt, rannte offenbar offene Türen ein. Das Kulturamt in Düsseldorf war sofort dabei. Sünner und Muhlack starteten einen Aufruf in der Musikszene. Schülerbands und solche, die bereits einen Plattenvertrag in der Tasche haben, waren ausgeschlossen, ebenso Ensembles und Künstler aus den Genres Jazz und Klassik. Am Ende dieser ersten Runde hatten sich mehr als 50 Bands beworben, um auf der Plattform aufgenommen zu werden. Ein Bonbönchen gab es dazu: Eine Jury wählte 14 Künstler aus, die auf eine professionell produzierte CD-Kompilation kamen. Da finden sich nun so unterschiedliche Musiker wie Tice mit Hip-Hop, Amour Vache mit Dream-Pop, Ivory Clay mit Neo-Folk, die Experimental-Elektroniker Sine Sleeper oder die Krautrocker Love Machine.

„Dann haben wir gedacht, das muss man größer denken“, so Sünner. Die ganze Rheinschiene zwischen Düsseldorf und Bonn sollte vertreten sein – und tatsächlich machten alle mit. Und Geld gab es für das Projekt auch: Anfang 2018 vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, und die Kulturämter der Region beteiligen sich ebenfalls finanziell und/oder durch materielle Leistungen. 40 000 Euro haben die zwei für das Projekt für anderthalb Jahre zur Verfügung.

Mehr als 100 Bands sind auf der Plattform bereits registriert

Und auch die zweite Stufe lief gut an, berichtet Sünner. Mittlerweile sind es mehr als 100 Bands, die sich auf der Plattform www.new-heimat-sounds.de registriert haben. „Ein Mindestmaß an Erfahrung sollten die Bands schon haben. Wir erwarten, dass sie eigene Songs schreiben und mindestens einen halbstündigen Auftritt absolvieren können“, so Sünner. Denn über die Plattform werden auch Auftritte vermittelt – vom Straßenfest bis zum Open-Source-Festival in Düsseldorf.

„Woran es vielen Künstlern und Bands mangelt, ist, eine echte kompetente Kritik zu bekommen mit Tipps und Ratschlägen, was sich verbessern lässt oder was die Künstler vielleicht noch ausbauen sollten“, erklärt Sünner, der selbst Erfahrung als Musiker gesammelt hat. „Und dann gibt es jede Menge rechtliche Dinge zu bedenken – vom Umgang mit der Gema bis dahin, ob eine Band sich als GbR gründen soll.“

Wer auf dieser Plattform aufgenommen wird, für den sei das „so etwas wie ein Qualitätssiegel“, meint Sünner. Bei der Arbeit an diesem Projekt seien ihm jede Menge Bands begegnet, die ihn „total begeistert“ hätten. Zum Beispiel The Buggs aus Düsseldorf, „die besten Britpop machen“. Oder Klöbner, die mal einen Auftritt in der Bonner Harmonie hatten und eingängigen, mitreißenden Rock mit deutschen Texten machen.

Mehr als 80 Bands hatten sich für die aktuelle CD beworben. Am Ende entschied sich die Jury, in der unter anderem der Rock- und Popbeauftragte der Stadt Bonn, Hajo Over, sitzt, für 15 Bands. 3000 CDs wurden gepresst. „Und die sind schon fast alle weg“, so Sünner.

„Wir stehen noch in den Anfängen unserer Netzwerkarbeit. Aber stetig gewinnen wir neue wichtige Kontakte, durch die sich unsere Reichweite sowie unser Handlungsraum erweitern“, so Sünner, der sich auch wünscht, dass sich Musikclubs und Veranstalter bei ihm melden. „Ebenso ist uns daran gelegen, die Jugendzentren des ländlichen Raums mit Fokus auf musikalische Bildung/Erziehung zu erreichen und mit uns zu vernetzen. So gewinnen unsere Netzwerkmitglieder neue Möglichkeiten, zum Beispiel kostengünstige Proberäume zu beziehen, Konzerte zu spielen oder auch sich als Musiker untereinander kennenzulernen und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.“

Gerade für kleinere Kommunen sei die Netzwerkarbeit besonders wichtig – aber gleichermaßen auch sehr schwierig. „Wir möchten durch unsere Arbeit die richtigen Ansprechpartner aus Kunst und Kultur in den großen Regionen und insbesondere in Randgebieten der Rheinschiene auf uns aufmerksam machen.“ Die Region dieser Rheinschiene sei ungeheuer reich an Kultur. Das sei vielen nicht so bewusst. Sünner: „Unser Antrieb sind die unterschiedlichen New.Heimat.Sounds, die mit Leidenschaft entstehen. Wir wollen dem Klang der Region eine Stimme geben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort