Betriebsausflüge im Rhein-Sieg-Kreis Rathaus auf Tour

Rhein-Sieg-Kreis · Der Betriebsausflug ist den Verwaltungen heilig. Heute sind gleich vier Städte unterwegs.

 Ausflug mit Eisbär: Mitarbeiter des Amtes Menden (Vorläufer der Stadt Sankt Augustin) 1951 in Mayschoß an der Ahr.

Ausflug mit Eisbär: Mitarbeiter des Amtes Menden (Vorläufer der Stadt Sankt Augustin) 1951 in Mayschoß an der Ahr.

Foto: Stadtarchiv Sankt Augustin

Einmal im Jahr bleiben die Türen von Rathäusern und kommunalen Unternehmen geschlossen – wegen Betriebsausflug. Mit dem Schiff, dem Zug oder dem Bus fahren die Mitarbeiter meist in eine Stadt, um abteilungsübergreifend einen schönen Tag zu verbringen. Heute ist in vier Kommunen – Sankt Augustin, Siegburg, Troisdorf und Niederkassel – die Belegschaft unterwegs. Sind diese Unternehmungen noch zeitgemäß? Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan stellte solche Ausflüge mit Komplettschließungen der Verwaltung unlängst infrage (der GA berichtete).

Auch Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn sieht Veränderungsbedarf. „Ich halte einen solchen Betriebsausflug für nicht mehr zeitgemäß“, sagt er. „Ich rege stets an, Veranstaltungen zu planen, die das Miteinander intensiver pflegen, etwa eine lange Disco-Nacht und dann frei am nächsten Vormittag. Oder ein gemeinsames Sportevent mit anschließendem Ausklang.“ Gleichwohl lasse er dem Personalrat freie Hand bei der Organisation. Und so sind seine Mitarbeiter heute unterwegs in Limburg/Lahn. Das Rathaus ist deswegen aber nicht geschlossen, sagt Stadtsprecher Wolfgang Hohn. „Es wurde ein Mittwoch gewählt, an dem ohnehin kein Publikumsverkehr stattfindet.“ Wer nicht teilnimmt, arbeitet oder nimmt Urlaub. Am Brückentag am Freitag bleibt das Rathaus jedoch geschlossen.

Für die Mitarbeiter der Stadt Sankt Augustin geht es heute nach Andernach. Die Mitarbeiter sind dafür freigestellt, der Ausflug ist aber laut Stadtsprecherin Eva Stocksiefen kein Muss. Wer nicht arbeitet, muss Urlaub oder einen Gleittag nehmen. Der Technische Beigeordnete Rainer Gleß sagt: „Der Betriebsausflug ist nach wie vor zeitgemäß, weil er das Miteinander verschiedener Fachbereiche ermöglicht.“ Der Betriebsausflug sei nicht Bestandteil der Dienstvereinbarung, die Kosten trügen die Mitarbeiter. Der Bürgerservice im Rathaus ist am Freitag nicht eingeschränkt. Die Stadt weist aber daraufhin, dass an Brückentagen in der Regel mehr Bürger kommen als sonst.

Auch in Niederkassel gilt: heute wegen Betriebsausflug geschlossen, am Freitag ist das Rathaus offen. Wer nicht mitfahren möchte (es geht mit dem Schiff nach Düsseldorf), nimmt frei oder arbeitet. „Was ganz wichtig ist: Die Kosten zahlt nicht der Steuerzahler“, sagt Günter Krieger von der Stadtverwaltung. Die Fahrt wird aus einer Gemeinschaftskasse der Mitarbeiter bezahlt. Den Ausflug hält der Personalratsvorsitzende Frank Fütterer noch für zeitgemäß. So bestehe die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.

Die Vernetzung zu fördern, ist auch in der Troisdorfer Stadtverwaltung ein wichtiger Beweggrund für den Betriebsausflug. In diesem Jahr ist der Ausflug laut Stadtsprecherin Bettina Plugge ämterweise organisiert. Im kommenden Jahr stehe wieder eine gemeinsame Fahrt an. Bis auf Notdienste sind alle Mitarbeiter freigestellt. Noch dürften die Angestellten aber auch arbeiten, wenn ihnen das lieber ist. „Weil uns das gemeinsame Erleben aber so wichtig ist, sind wir mit dem Personalrat im Gespräch, ob wir zukünftig nur noch die Teilnahme oder die Urlaubsvariante anbieten sollen“, sagt Plugge.

Hennefs Bürgermeister Klaus Pipke erklärt: „Betriebsausflüge sind absolut sinnvoll.“ Es sei wichtig, dass die Mitarbeiter Gelegenheit haben, sich auch außerhalb der Bürozeiten kennenzulernen. Unterstützung erhält der Bürgermeister vom Personalratsvorsitzenden Kurt Löhr. Er halte die Ausflüge nach wie vor für angebracht, „da man bei über 570 Beschäftigten in verschiedensten Einrichtungen und der bei dieser Größe festzustellenden Fluktuation Kollegen ansonsten kaum noch persönlich kennenlernen kann“, sagt Löhr. In der Hennefer Stadtverwaltung wechseln sich Betriebsausflüge mit abendlichen Betriebsfesten ab. In diesem Jahr steht im September ein Ausflug an. Laut Stadtsprecher Dominique Müller-Grote stehen Termin und Ziel derzeit noch nicht fest.

Die Mitarbeiter des Rhein-Sieg-Kreises fahren am 16. September „ins Blaue“, das Ziel ist noch geheim. Im vergangenen Jahr ging es nach Andernach, 2014 nach Amsterdam. Rund 500 der 1400 Kreis-Mitarbeiter sind bei den Ausflügen in der Regel dabei; die Organisation liegt beim Personalrat. Allerdings müssen die Betriebsausflugs-Muffel frei nehmen: Gearbeitet wird an diesem Tag nicht. Landrat Sebastian Schuster stelle diese Praxis nicht in Frage, so Kreis-Sprecherin Katja Eschmann.

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