GA-Serie "Mobil in der Region" Mobilstationen sind Drehscheiben des Alltagsverkehrs

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Mobilstationen sollen verschiedene Verkehrsmittel an einem Ort konzentrieren - damit Menschen das Umsteigen im Alltagsverkehr leicht gemacht wird. Der GA hat an vier Orten den Test gemacht: Wie gut sind die Bahnhöfe in Bonn, Troisdorf und Rheinbach sowie die Stadtbahnhaltestelle in Bad Honnef aufgestellt?

Wenn es um die Mobilität von morgen geht, macht neuerdings der Begriff „Mobilstation“ die Runde. Mobilstationen sind die Drehscheiben des Alltagsverkehrs. Sie verknüpfen mehrere Verkehrsträger an einem Ort, idealerweise an einem Bahnhof oder einer Bahnhaltestelle. Neben Bus und Bahn findet man dort Angebote wie Carsharing und Fahrradverleih sowie sichere Fahrradparkplätze. Landesweit sollen die Stationen ausgebaut und einheitlich markiert werden. Das Ziel: Mehr Menschen sollen Alternativen zum Auto erkennen und reibungslos umsteigen. Wie sind die Bahnhöfe in der Region aufgestellt? Der GA hat sich an vier Orten umgeschaut.

Bonn Hauptbahnhof

Einen Teil des Mobilitätskonzeptes am Bonner Hauptbahnhof stellt die Deutsche Bahn selbst. Da stehen am Abschnitt E an Gleis 1 (hinter der Straßenbahnhaltestelle) gut ein Dutzend sogenannter „Call a Bikes“ – ein Mietradservice, der in vielen Städten rund um die Uhr angeboten wird. Der Nachteil: Dafür muss man sich zuerst im Internet registrieren und dann ein Mobiltelefon nutzen. Laut Bahn stehen im Raum Bonn noch 50 Flinkster-Fahrzeuge (Carsharing) an rund 25 Stationen bereit. Ein Schild an der Quantiusstraße hinter dem Bahnhof weist darauf hin, dass die Autos im DB-Parkhaus stehen.

Wenn es um die Radfahrer geht, ist die Stadt federführend: Sie plant ein öffentliches Verleihsystem. Nicht nur Räder, sondern auch Kinderanhänger und Helme kann jeder jetzt schon in der Radstation an der Quantiusstraße leihen, die später an selber Stelle in das noch nicht gebaute Studentenwohnheim einziehen soll. Der Nachteil: Die Station könnte besser ausgeschildert sein. Die 550 Abstellplätze reichen nach Einschätzung der Stadt nicht, sodass vor Glas 1 noch eine größeres, unbewachtes Fahrradparkhaus mit 650 Stellplätzen errichtet werden soll – also zur Fußgängerunterführung Poppelsdorfer Allee hin. Laut Stadt werden diese Pläne aber wohl nicht vor 2018 Realität.

Wie sieht es mit den anderen, vorhandenen Angeboten aus? Der Busbahnhof ist in Sichtweite. Um dorthin zu gelangen, muss man aber mindestens eine Straße überqueren. Wer seinen Bus vom Bahnhof aus schon warten sieht, wird ihn unter Umständen nicht erreichen. Diese Situation kennen viele Bonner. Der Busbahnhof wird in den nächsten Jahren umgestaltet, auch die Straßenbahnhaltestellen.

Wenn es um Verknüpfungen von verschiedenen Verkehrsmitteln geht, dann könnte in Bonn künftig der in Bau befindliche Bahnhaltepunkt UN-Campus eine besondere Rolle spielen: Dort halten später die Busse 610 und 611, Taxen, in der Nähe die Stadtbahn und jetzt schon Fernbusse. Dorthin kommen Park-and-Ride und auch der Radverleih. Vielleicht sogar eine Station einer Seilbahn auf den Venusberg, wer weiß?

Bahnhof Troisdorf

Am Bahnhof Troisdorf rauscht der Fernverkehr der Bahn regelmäßig durch. Das ist aber auch schon das einzige Manko, wenn es um Mobilitätsangebote geht. Direkt am Bahnhof, wo in dichtem Takt Regionalzüge und drei S-Bahnlinien halten, sind die verschiedensten Verkehrsmittel verknüpft. Es gibt an der Poststraße sowohl einen Busbahnhof als auch ein Parkhaus. Letzteres bietet neben 491 Autostellplätzen auch 192 Fahrradabstellplätze und 75 abschließbare Fahrradboxen. Zwölf davon laufen im Münzbetrieb, der Rest kann bei der Stadt gemietet werden.

Kleiner Minuspunkt: Die Leihräder der DB-Tochter „Call A Bike“ stehen im Freien. Die Bahn ist auch mit ihrem Carsharing-Anbieter „Flinkster“ vertreten: Im Parkhaus sind fünf Ford Fiesta abgestellt. Möglich macht es eine Kooperation mit den Stadtwerken Troisdorf, die sich selbst verpflichtet haben, die Autos mitzunutzen – damit eine Grundauslastung gegeben ist. Alle Angebote sind binnen drei Gehmitnuten vom Bahnhof entfernt, abgesehen vom neuen Fernbushalt an der Stadthalle: Bis dahin ist man sieben bis zehn Minuten unterwegs. Derzeit ist ein neues Bahnhofsgebäude in Planung, in dem eine Mobilitätszentrale mit Informationsangebot vorgesehen ist.

Bad Honnef (Stadtbahn)

„Unsere Fahrt endet hier. Bitte alle Fahrgäste aussteigen“, ist aus der Sprechanlage der Stadtbahn kurz vor Bad Honnef zu hören. Dies gilt für die Passagiere der Linie 66. Die endet in Bad Honnef und fährt nach kurzem Aufenthalt wieder zurück über Bonn nach Siegburg. Von der Endhaltestelle gelangt man direkt an den Bussteig, an dem die Linienbusse halten (560 nach Oberpleis, 565 nach Linz).

Schilder weisen auf weitere Reisemöglichkeiten sowie auf die Wander- und Radwege hin. Ein paar Meter in Richtung Rhein stehen einige Taxen bereit, zur anderen Seite befindet sich ein überdachter Radstellplatz mit 24 Ständern zum Anschließen. Daneben bieten rund 150 Parkplätze die Möglichkeit, das Auto abzustellen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weiterzufahren– eine klassische Park-and-Ride-Gelegenheit.

Doch nicht alle Anschlüsse befinden sich direkt an der Haltestelle der Stadtbahnlinie 66. Wenige Meter weiter, an der Brücke zur Insel Grafenwerth, verweist ein Schild auf den DB-Bahnhof. Die Distanz beträgt etwa 600 Meter, das sind keine zehn Minuten Fußmarsch. Wer seine Reise auf dem Rhein fortsetzen möchte, muss noch etwas weiter laufen: 1,6 Kilometer sind es bis Rund 1,6 Kilometer ist die nächste Fähre entfernt (Bad Honnef-Rolandseck).

Bahnhof Rheinbach

Eine Mobilstation sucht der Bahnreisende in Rheinbach vergebens – noch zumindest. Denn dies soll sich nach Auskunft der Stadtverwaltung bald ändern. Als Teil des derzeit in Arbeit befindlichen „Masterplans Innenstadt“ wird demnach auch über eine Radstation, den Verleih von Fahrrädern und ein Carsharing-Angebot nachgedacht. All das ist derzeit noch nicht vorhanden.

Der Bahnhof mit seinem alt ehrwürdigen, 2008 aufwendig sanierten Bahnhofsgebäude liegt an der Bahnlinie S 23 zwischen Bonn und Euskirchen. Insgesamt sechs Buslinien legen an diesem Knotenpunkt einen Stopp ein, ebenso der Rheinbacher „Stadthüpfer“ und der Swisttaler „Landhüpfer“, die zu den wenigen Kleinbuslinien in der Region gehören. Drei Taxibuslinien sind ebenso vorhanden. Ein Anrufsammeltaxi verbindet die Rheinbacher Kernstadt mit den Ortschaften.

Das Parkleitsystem der Stadt zeigt den Weg zu 260 öffentlichen Stellplätzen in Bahnhofsnähe. Ferner gibt es 34 Parkmöglichkeiten für Besucher mit Parkscheibe für bis zu zwei Stunden an der Bahnhof- und der Kriegerstraße sowie Stellflächen für Behinderte direkt am Bahnhof und an der Keramikerstraße. Am kleinen überdachten Unterstand für Fahrräder haben laut Stadt rund 100 Zweiräder Platz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort