Gedenkstätte Landjuden an der Sieg Leuchtbuchstaben zur Erinnerung in Windeck-Rosbach

Rhein-Sieg-Kreis · Die Gedenkstätte Landjuden an der Sieg wird zum Lernort für Schüler umgestaltet. Die neue Daueraustellung soll ab Herbst zu sehen sein. Alle Sinne sollen durch das neue Konzept angesprochen werden.

 Der Shabbatraum, hier noch in der alten Dauerausstellung, soll auch in die neue Ausstellung integriert werden.

Der Shabbatraum, hier noch in der alten Dauerausstellung, soll auch in die neue Ausstellung integriert werden.

Foto: Holger Arndt

Das kleine Fachwerkhaus in Windeck-Rosbach ist leer geräumt, die historischen Wände warten darauf, wieder mit Besuchern zu sprechen. Wie das aussehen könnte, hat Ausstellungsmacher Ulrich Hermanns aus Münster bereits dem Kulturausschuss des Rhein-Sieg-Kreises vorgestellt. Die Gedenkstätte Landjuden an der Sieg soll in diesem Jahr zu einem interaktiven Lernort umgestaltet werden, der vor allem von Schulklassen besucht wird.

Das Konzept sieht vor, den Eingang wieder an die Straßenseite des Gebäudes zu verlegen. Der Vorgarten soll wieder so gestaltet werden, wie er auf einem Foto aus den 1930er Jahren zu sehen ist. Moses Seligmann hatte das Haus 1919 gekauft. Sohn Max überlebte als einziges von vier Kindern den Holocaust. Bis 1971 war das Haus an der Bergstraße Wohn- und Arbeitsplatz der Familie des jüdischen Altwarenhändlers. Nachdem der Rhein-Sieg-Kreis 1988 beschlossen hatte, das jüdische Leben an der Sieg zu dokumentieren, stellte Schwiegertochter Hilde Seligmann das Haus für die Ausstellung zur Verfügung. 25 Jahre nach ihrer Eröffnung wird die Gedenkstätte nun komplett umgestaltet.

Stationen zum Mitmachen

Das neue Konzept spricht alle Sinne an: Leuchtende Schriftzüge mit den Namen der Familie dienen als Lampen, sie sollen außerdem schon beim Betreten der Räume einen persönlichen Bezug schaffen. Es gibt künftig verschiedene Stationen zum Mitmachen. So können die Besucher den Weg und das Schicksal der einzelnen Familienmitglieder Stück für Stück nachvollziehen. Texte und Zitate kommen per Kopfhörer. Hermanns hat jedem der kleinen Räume ein Thema zugewiesen. Auch der bisherige Shabbatraum wird wieder in die Dauerausstellung integriert.

„Wir hatten vorher sehr viele Texte und Dokumente. Wenn man lesen möchte, kann man auch ein Buch nehmen“, sagt Kreisarchivarin Claudia Arndt, die die Gedenkstätte betreut. Mit dem neuen Konzept möchte sie besonders Schüler ansprechen. „Wir sind kein Museum, an dem die Leute einfach so vorbeikommen.“ Die neue Dauerausstellung wird auch für Einzelbesucher geöffnet. Ein Eröffnungstermin steht noch nicht fest. Aktuell wird Herbst 2019 genannt.

Das Wohnhaus hat zwei Geschosse, die denkmalgerechte Sanierung des Fachwerks ist abgeschlossen. Zur Gedenkstätte gehören außerdem die ehemalige Werkstatt von Max Seligmann und ein Veranstaltungsgebäude für Vorträge und Konzerte (siehe „Das aktuelle Programm“).

Schulen können bis zur Wiedereröffnung auf mobile Unterrichtsangebote der Gedenkstätte zurückgreifen. Hierzu gehören der Judaika-Koffer mit Gegenständen des religiösen jüdischen Lebens und auch das Kinderbuch „Michi und die magische Chanukkia“.

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