Sprachheilkindergarten Kreis will Sprechdachse in Siegburg aufgeben

Rhein-Sieg-Kreis · Der Ausschuss für Inklusion und Gesundheit beschließt die Abgabe der Kita-Trägerschaft. Der Landschaftsverband zieht sich aus der Finanzierung zurück. Die Endgültige Entscheidung liegt beim Kreistag.

 Der Fortbestand des Sprachheilkindergartens Sprechdachse in Siegburg ist stark gefährdet.

Der Fortbestand des Sprachheilkindergartens Sprechdachse in Siegburg ist stark gefährdet.

Foto: Holger Arndt

Der Rhein-Sieg-Kreis will die Trägerschaft des Sprachheilkindergartens Sprechdachse in Siegburg zum Sommer 2020 abgeben. Diesen Beschlussvorschlag hat die Kreisverwaltung dem Ausschuss für Inklusion und Gesundheit unterbreitet. Die Mitglieder folgten ihm in der Sitzung am Dienstag mehrheitlich – bei Gegenstimmen von SPD und FDP. Die endgültige Entscheidung liegt beim Kreistag, der am Montag, 17. Dezember, tagt.

Bereits seit zwei Jahren läuft die Diskussion über die Zukunft der Einrichtung. Der Hintergrund: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat im vergangenen Jahr angekündigt, aus der Finanzierung auszusteigen. Er trägt bislang 70 Prozent der Kosten, den Rest übernimmt der Kreis. Ab 2020 liegt die inhaltliche und finanzielle Verantwortung für die Leistungen der Eingliederungshilfe ausschließlich beim LVR. Heilpädagogische Kitas werde der Verband ab dann aber nicht mehr pauschal fördern, teilt der Kreis mit. Bliebe der Kreis Träger, müsste er die anfallenden Kosten als freiwillige Leistung selbst aufbringen. In Gesprächen mit der Verwaltung hatten die Städte und Gemeinden im Kreis allerdings bereits signalisiert, dass sie die Betreuungskosten nicht über den eigenen Haushalt oder Kreisumlage refinanzieren wollen.

„Es fällt uns als Verwaltung nicht leicht, den Antrag so zu stellen“, sagte der Kreissozialdezernent Dieter Schmitz, der den Mitarbeitern der Sprechdachse seine Anerkennung für ihre Arbeit aussprach. Aber Logopäden würden vom LVR nicht mehr bezuschusst und über das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) könnten heilpädagogische Einrichtungen nicht gefördert werden. „Wir wollen einen Systemwechsel und als Kreis raus aus der Trägershaft einer Kita“, so Schmitz weiter. „Unsere heilpädagogische Einrichtung kann vom Konzept her nicht mehr in die Zukunft überführt werden.“ Die Verwaltung sei aber offen für Gespräche, sollte sich eine Perspektive für die Übernahme des Sprachheilkindergartens durch einen anderen Träger ergeben.

Einrichtung sei erhaltenswert

Laut Kreis sind die Eltern und die sechs Mitarbeiter der Einrichtung bereits über die Pläne informiert worden. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, mit den Mitarbeitern solle über eine Übernahme in andere Fachbereiche gesprochen werden. Eine Mitarbeiterin gehe bis 2020 zudem in Rente, sagte Schmitz.

Während CDU und Grüne sich für den Vorschlag der Verwaltung aussprachen, erinnerten SPD und FDP an die Experten, die im vergangenen Jahr zu diesem Thema eingeladen waren. Das Fazit sei gewesen, dass die Einrichtung erhaltenswert sei, so Veronika Herchenbach-Herweg (SPD). Matthias Schmitz (CDU) sagte hingegen: „Wir müssen der Tatsache ins Gesicht sehen, dass die Sondereinrichtung im Kreis auf keiner Grundlage mehr basieren würde.“

Sabine Nelles, Elternsprecherin der Sprechdachse, kann die Entwicklung nicht nachvollziehen. „Ich finde es ganz schade. Die Kommunen haben sich selbst betrogen. Sie werden das in den eigenen Kitas nicht auffangen können. Es sind auch Kinder aus integrativen Kitas zu den Sprechdachsen gekommen“, so Nelles im Gespräch mit dem GA. Viele Eltern hätten sich bereits bei ihr gemeldet, weil sie noch länger als bis 2020 einen Platz benötigten und nicht wüssten, was sie nun machen sollten. Nelles hofft deshalb, dass ein adäquates Ersatzangebot aufgebaut werde.

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