Sicherheit im Verkehr Im Blindflug über die Straßen

SIEGBURG · Sekundenschlaf: Aufklärungskampagne über die Gefahren von Müdigkeit am Steuer an der Raststätte Siegburg-Ost.

 Sieg ar Sekundenschlaf Aktion gegen Müdigkeit am Steuer Siegburg Autobahn A 3 Raststätte Ost

Sieg ar Sekundenschlaf Aktion gegen Müdigkeit am Steuer Siegburg Autobahn A 3 Raststätte Ost

Foto: Holger Arndt

Jeder hat das schon einmal beim Autofahren erlebt: Man gähnt häufig, blinzelt öfter, die Augenlider werden schwer und die letzten gefahrenen Kilometer sind kaum noch in Erinnerung. Spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen, zu dem sofortiges Anhalten und eine Pause angesagt sind. Denn es droht der Sekundenschlaf, der zu einem schweren Unfall führen kann und schlimmstenfalls sogar tödlich endet.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat deshalb mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) die Aufklärungskampagne „Vorsicht Sekundenschlaf! Die Aktion gegen Müdigkeit am Steuer“ gestartet.

Diese Müdigkeit ist gefährlicher als viele denken. Zudem unterschätzen Autofahrer auf langen Fahrten oft ihre eigenen Fähigkeiten, wie eine Umfrage im Auftrag des DVR ergeben hat. Danach glauben beispielsweise 45 Prozent der Befragten, dass sie durch ihre Erfahrung Müdigkeit ausgleichen könnten. Ein Trugschluss. Denn Einschlafen kann nicht willentlich verhindert werden, wie der DVR betont. Wer bei Tempo 100 drei Sekunden einnickt, fährt rund 83 Meter im Blindflug.

Zum Auftakt am Freitagmorgen wurden bundesweit an elf Autobahn-Raststätten Autofahrer für die Gefahren von Müdigkeit am Steuer sensibilisiert und über präventive und akute Maßnahmen informiert. Auch an der Raststätte Siegburg-Ost war ein sechsköpfiges Team im Einsatz. Das erklärte Autofahrern auf dem Parkplatz der Raststätte, wie man die Vorzeichen des Sekundenschlafs erkennt und was wirklich gegen das Einschlafen hilft.

Sandra Demuth vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat räumte gleich mit einigen verbreiteten „Wachmacher-Mythen“ auf: „Weder das Öffnen von Fenstern, das Kauen von Kaugummi, Kaffee oder Energy-Drinks zu trinken oder laute Musik zu hören sind geeignet, um das Einschlafen zu verhindern.“ Bei ersten Anzeichen von Müdigkeit helfe nur, anzuhalten, kurz zu schlafen oder sich im Freien zu bewegen. Schon 30 Minuten Schlaf reichten aus, um erholt weiterzufahren, ab 45 Minuten setze der Tiefschlaf ein. Dann falle das Aufwachen schwerer.

Empfehlenswert sei, vor dem Schlafen einen Kaffee zu trinken. „Das Koffein wirkt erst nach rund 30 Minuten, hindert also nicht beim Einschlafen, hilft aber beim Wachwerden“, so Demuth. Alternativ riet sie zu Bewegung, um Sauerstoff zu tanken und den Kreislauf zu aktivieren. Bereits wenige Minuten Bewegung an der frischen Luft genügten, um für kurze Zeit wieder wacher zu sein.

Generell riet sie, alle zwei Stunden eine Pause einzulegen. Für alle Autofahrer an den Raststätten gab es noch ein „Erste-Hilfe-Set“ gegen Müdigkeit am Steuer. Es enthielt eine Schlafbrille sowie eine Parkscheibe, auf deren Rückseite drei Bewegungstipps gegen Müdigkeit nachzulesen sind.

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