SPD beantragt Sondersitzung Ein kostenloser ÖPNV weckt auch im Rhein-Sieg-Kreis Interesse

Rhein-Sieg-Kreis · Pläne des Bundes zum Gratis-Nahverkehr gegen Luftverschmutzung stoßen in der Kreispolitik auf Interesse. Verkehrsexperten stellen Bedingungen und regen ein übergreifendes Konzept mit der Stadt Bonn an.

Die Ankündigung des Bundes, in Bonn kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu ermöglichen, weckt auch im Rhein-Sieg-Kreis Begehrlichkeiten. Zumal die Bundesstadt und der Kreis durch das Bus- und Bahnnetz eng verflochten sind. Die SPD-Kreistagsfraktion hat am Donnerstag beantragt, dass die Planungs- und Verkehrsausschüsse von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis das Thema in einer gemeinsamen Sondersitzung behandeln.

Die Forderung nach kostenlosem ÖPNV ist im Kreis nicht neu. So hatten beispielsweise die Linken 2014 angeregt, die Buslinie 501 (Siegburg-Troisdorf-Niederkassel-Zündorf) kostenfrei anzubieten – als Modellversuch. Vorschläge wie diese fanden bislang aber kaum Gehör. Nun, da der Bund Gratis-Nahverkehr als Maßnahme gegen Luftverschmutzung ins Spiel gebracht hat, kommt plötzlich Bewegung in das Thema. Wie berichtet, gehört Bonn zu den Städten, in denen das Projekt getestet werden soll. Vor allem aus Reihen der SPD kommt nun die Forderung, Bonn und den Kreis dabei als Einheit zu betrachten und ein übergreifendes Konzept zu erarbeiten.

„Die Idee, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken und kostenlos zu gestalten, ist nicht neu“, so Dietmar Tendler, Vorsitzender SPD-Fraktion im Kreistag. „Die SPD Rhein-Sieg hat seit Längerem schon eine entsprechende Beschlusslage.“ Allerdings gebe es noch einige Fragen, die ungeklärt seien – etwa zur Finanzierung im Verkehrsverbund, aber auch zu den Kapazitäten bei Bus und Bahn. „Wir müssen das Konzept regional denken und als Region an einem Strang ziehen“, so Tendler. Ähnlich äußerten sich die Jusos Rhein-Sieg. „Nahverkehrsströme halten sich nicht an Stadtgrenzen. Wirksam kann ein fahrscheinloser Nahverkehr nur im regionalen Zusammenhang werden“, so der Juso-Kreisvorsitzende Mario Dahm in einer Pressemitteilung.

Investitionen in Fuhrparks und Infrastruktur nötig

Auch der SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann hat sich zu Wort gemeldet. Er begrüßt die Ankündigung als „innovativen Schritt“, warnt aber vor zu großer Euphorie. „Wenn die Busse und Bahnen bereits voll sind, ist durch Fahrpreisabschaffung kein weiteres Wachstum möglich.“

Um spürbare Effekte zu erzielen, müsse die Infrastruktur ausgebaut werden, so Hartmann. Außerdem müssten Verkehrsunternehmen mit umweltfreundlichen Antriebstechniken ausgestattet werden. Heißt: E-Mobilität, Gas und Wasserstoff an Stelle von Dieselmotoren. Bei diesen Themen müsse die Bundesförderung ansetzen, erklärte der Abgeordnete.

Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Oliver Krauß, zugleich Verkehrsexperte der Kreistagsfraktion, findet die Idee vom fahrscheinlosen ÖPNV interessant: Sie müsse geprüft werden. Gleichwohl sieht er an anderer Stelle Handlungsbedarf – und den Bund finanziell in der Pflicht.

„Autofahrer lassen sich vorrangig durch ein attraktives ÖPNV-Angebot zum Wechsel motivieren“, erklärte Krauß. „Dazu gehören ein enges Liniennetz, eine dichte Taktung, eine gute Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln durch Park-und-Ride-Plätze oder sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an den Bahnstationen.“ Klar sei aber auch, dass in die Verkehrsinfrastruktur und in die Fuhrparks der Verkehrsunternehmen investiert werden müsse. Vor allem das Streckennetz der Bahn sei am Limit, so Krauß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort