Verkehr im Rhein-Sieg-Kreis Ein Tag im Straßenverkehrsamt des Kreises

Rhein-Sieg-Kreis · Zwischen Kennzeichen und Prüfplakette: Seit das Kreisstraßenverkehrsamt in Siegburg und Meckenheim nur noch nach Termin arbeitet, ist die Zeit der langen Warteschlangen vorbei. Wir haben die Mitarbeiter einen Tag begleitet.

 Der Fahrzeugschein von Oliver Sure aus Hennef hatte sich in die Waschmaschine verirrt. Sonja Tscholl sorgt für Ersatz.

Der Fahrzeugschein von Oliver Sure aus Hennef hatte sich in die Waschmaschine verirrt. Sonja Tscholl sorgt für Ersatz.

Foto: Martina Welt

Der Blick von Sonja Tscholl wird skeptisch, als Oliver Sure ein Plastiktütchen auspackt. Darin befindet sich das „Corpus Delicti“, welches ihm Kopfzerbrechen bereitet. Es ist – oder besser gesagt es war – sein Fahrzeugschein. Der hatte sich im Inneren der Waschmaschine verfangen, steckte dort einige Waschladungen lang fest und entpuppte sich danach als völlig unbrauchbar.

„Ich habe den ein paar Tage lang gesucht“, erzählt der Hennefer, bis seine Frau schließlich gemeint habe, dass die Waschmaschine überlaufe. Grund für das Malheur: Der Fahrzeugschein verstopfte den Filter. Für die Sachbearbeiterin im Straßenverkehrsamt sind Geschichten wie diese keine Seltenheit. Neben der Waschmaschine sei es oft auch der Hund, der besonderen Gefallen an den wichtigen Dokumenten finde, meint Sonja Tscholl lachend. Meistens sei jedoch der Diebstahl des Dokuments die Ursache dafür, dass sich die Autobesitzer bei ihr um neue Papiere bemühten.

Tscholl arbeitet seit 2014 im Straßenverkehrsamt im Siegburger Kreishaus, zunächst an der Anmeldung. Seit rund drei Jahren ist sie unter anderem zuständig für genau das, was der GA-Serie ihren Namen gibt: die Kennzeichen SU. Was neben der Abkürzung für Siegburg und Umgebung auf dem Nummernschild stehen soll, dazu haben die meisten Besucher schon ziemlich genaue Vorstellungen: Es seien auffallend häufig die Initialen und das Geburtsdatum, die als Vorlage für das Autokennzeichen dienten, weiß Tscholl. „Wenn die gewünschte Kombination nicht mehr zur Verfügung steht, versuche ich zu helfen“, sagt die Fachfrau.

Oft klappe die gewünschte Kombination, wenn man die Zahlen umdrehe oder auch die Initialen von hinten lese. Auch Schnapszahlen oder sehr kurze Kennzeichen seien gefragt. Verboten sind bundesweit Kürzel aus der NS-Zeit, aber auch intern hat man sich auf die eine oder andere nicht mögliche Kombination geeinigt, berichtet der Abteilungsleiter für Fahrerlaubnisse und Kfz-Zulassungen, Harry Heidemann. „Ein doppeltes 'F' hinter dem SU, das darf Franz Ferdinand machen, jeder andere eher nicht“, nennt Heidemann ein Beispiel. Den „SUFF“ wird man also eher selten auf der Autobahn treffen.

Jede Menge Papierkram

Bei Sonja Tscholl sitzt jeder Handgriff, während sie ihre Kunden befragt, Unterlagen kontrolliert und Formulare ausfüllt, ausdruckt und zum Unterschreiben vorlegt. Ausweis, Fahrzeugbrief, Bericht zur Hauptuntersuchung, Fahrzeugschein, Versicherungsnummer – es ist eine ganze Menge an Papierkram, den die Fahrzeughalter vorlegen müssen, bevor sie ihr Auto an-, um- oder aber auch abmelden können.

Can (18) aus Bad Honnef möchte gerne beides tun. Er will sein Motorrad zum Winter abmelden und gleichzeitig ein Auto anmelden. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, schickt ihn Sonja Tscholl zur Kasse und zum Schildermacher. Die gibt es reichlich, sowohl im Kreishaus, aber auch in der näheren Umgebung.

In der Zwischenzeit nimmt Jutta Huth mit ihrem Sohn Martin vor der Sachbearbeiterin Platz. Sie berichtet, ihr Mann sei verstorben und deshalb wolle sie das Auto nun auf ihren Namen umschreiben. „Dürfen wir das Kennzeichen behalten?“, fragt die Niederkasselerin und bekommt eine positive Antwort darauf. „Das ist eine einfache Umschreibung, die sowohl Geld als auch Zeit spart“, erklärt Tscholl. Dennoch gibt es auch bei der einfachen Variante einiges zu prüfen. Trotz der Geschichten, Nachfragen und Kommentare ihrer Kunden bleibt Tscholl konzentriert, die Hände fliegen über die PC-Tastatur und die jeweiligen Plaketten, die sich alle sorgfältig an Ort und Stelle befinden, werden angebracht.

Nur noch mit Termin

Oftmals komme es vor, dass die Menschen bei ihr in Tränen ausbrechen, wenn sie vom Tod des Angehörigen berichten. „Da kann ich dann nicht nach der Stechuhr arbeiten“, sagt sie. „Wir sind zwar durchterminiert, aber manchmal müssen wir auch abwägen.“ Trotz mancher ungeplanter Verzögerung, „länger als eine halbe Stunde muss man nicht warten“, glaubt Tscholl. „Die meisten Kunden sind zudem sehr nett und verständnisvoll, auch wenn es mal ein bisschen länger dauert.“

Seit dem 1. Mai 2017 wird in den beiden Standorten des Straßenverkehrsamtes in Siegburg und in Meckenheim nur noch nach Termin gearbeitet. „Das stundenlange Warten der Vergangenheit ist damit vorbei“, sagt Amtsleiter Harald Pütz. Termine gibt es per Internet über das virtuelle Kreishaus oder aber telefonisch.

„Wer bis zehn Uhr kommt, bekommt einen freien Termin garantiert am selben Tag“, so Pütz. Das könne eine halbe Stunde später sein oder auch erst am Abend nach Dienstschluss. „Oftmals entscheiden sich die Kunden dann für einen Termin am nächsten Tag, weil sie nicht lange warten möchten“, so die Erfahrung von Heidemann.

Das Straßenverkehrsamt ist täglich von 7.30 Uhr bis 12 Uhr geöffnet, montags bis 18 Uhr. Anmeldung unter rhein-sieg-kreis.de.

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