Seit Oktober möglich Bisher wenige "Ehen für alle" in der Region

RHEIN-SIEG-KREIS · Seit Oktober 2017 gibt es in Deutschland die Ehe für alle. Anja Schmitt und Ricarda Schmitz aus Hennef heiraten im Juli - als eines der ersten lesbischen Paare im Rhein-Sieg-Kreis.

 Glücklich miteinander: Anja Schmitt (links) und Ricarda Schmitz aus Hennef. Die beiden Frauen heiraten.

Glücklich miteinander: Anja Schmitt (links) und Ricarda Schmitz aus Hennef. Die beiden Frauen heiraten.

Foto: Ingo Eisner

Drei Jahre lang ließ Anja Schmitt nichts unversucht, um Ricarda Schmitz (38) von ihrer Liebe zu überzeugen. Geduld, Ausdauer und „ein langer Atem“ haben sich aber ausgezahlt, denn der 47-Jährigen gelang es, die „überzeugte Single-Frau“ Ricarda Schmitz zu gewinnen. Aus einer Freundschaft wurde eine Partnerschaft. Und daraus wird nun eine Ehe. Am 14. Juli wird sich das Paar in Hennef das Ja-Wort geben. Als eines der ersten gleichgeschlechtlichen Paare im Rhein-Sieg-Kreis heiraten die beiden Frauen. Seit dem 1. Oktober 2017 ist das gesetzlich möglich – Stichwort „Ehe für alle“. Bis dahin gab es für Schwule und Lesben nur eingetragene Lebenspartnerschaften.

In den meisten Fällen lassen homosexuelle Paare ihre bereits geltenden Lebensgemeinschaften in Ehen umwandeln. Hier und da ist das seit der Gesetzesänderung im Kreisgebiet geschehen, doch einen Ansturm erlebten die Standesämter nicht gerade.

Bei Anja Schmitt und Ricarda Schmitz fungiert Hennefs Bürgermeister Klaus Pipke als Standesbeamter. Eigentlich sollte die Standesbeamtin Michaela Colling das Paar trauen. „Ich habe mit ihr früher Fußball gespielt, darum war sie für mich zunächst die erste Wahl“, erzählt Anja Schmitt. Colling habe aber zu bedenken gegeben, dass zwar ein Mal pro Monat auch samstags in Hennef Paare getraut werden können, aber ausgerechnet am Wunsch-Samstag das Hennefer Standesamt geschlossen sei. Bei einer Wanderung der Karnevalsgesellschaft Remm-Flemm, an der auch Pipke teilnahm, schilderte Schmitt ihm das Problem. „Der Bürgermeister erklärte sich bereit, einzuspringen und uns zu trauen, da er ja auch als Standesbeamter tätig werden darf“, sagt Schmitt.

Heiratsantrag in Spanien

Bis zum Heiratsantrag und der geplanten Trauung war es allerdings ein weiter Weg. Anja, Fahnenträgerin bei der „Fidelen Flotte Dondorf“, hatte in ihrer Jugend auch Beziehungen mit Männern, wusste aber seit ihrem 21. Lebensjahr, „dass ich Frauen netter finde“. Auch Ricarda, ebenfalls seit drei Jahren „Flotten-Mitglied“, hatte Erfahrungen mit Männern und entdeckte ihre Zuneigung zum gleichen Geschlecht erst durch Anja. „Ich war vorher überzeugter Single und wollte es eigentlich auch bleiben“, berichtet Ricarda.

Drei Jahre lang waren die beiden beste Freundinnen, aber Anja ließ nichts unversucht, Ricarda von einer Beziehung zu überzeugen, was ihr schließlich auch gelang. Seit dem Prinzenempfang der Stadt im Februar 2017 sind die beiden nun ein Paar. „Ich habe ihr gesagt, dass man den Menschen liebt und nicht das Geschlecht“, sagte Anja. Damit konnte sie Ricarda schließlich gewinnen. Bei einem anschließenden Urlaub in Spanien machte Anja ihr einen Heiratsantrag:„Wir haben beide am gleichen Tag Geburtstag, darum habe ich den 10. April dafür gewählt.“

In dem silbernen Verlobungsring, den beide tragen, steht tatsächlich „Ja“, „Nein“ und „Vielleicht“. „Ich habe ihr noch einen Filzstift zum Ankreuzen geschenkt“, sagt Anja. Zwar war beiden im April noch gar nicht klar, dass im Oktober der Gesetzgeber grünes Licht für eine Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare geben würde. „Wir wussten allerdings schon damals, dass wir heiraten würden, so bald das möglich ist“, so Ricarda Schmitz, die Betriebsleiterin eines Optikergeschäfts in Hennef ist.

Feier mit 150 Gästen geplant

Seit dem 1. Oktober können in Deutschland gleichgeschlechtliche Paare in den Stand der Ehe eintreten. Bis dato galt die Ehe ausschließlich als Verbindung zwischen Mann und Frau. Seit 2001 war es homosexuellen Paaren möglich, eine eingetragene Partnerschaft zu führen. Die Lebenspartner waren dabei Ehegatten in vielen Angelegenheiten gleichgestellt, aber sie konnten zum Beispiel kein Kind adoptieren.

Dieser Punkt hat sich mit dem neuen Gesetz zwar geändert, ist aber für Anja Schmitt und Ricarda Schmitz kein Thema. „Ich finde, dass ich dafür bereits ein wenig zu alt bin“, sagt Schmitt, die als medizinische Assistentin in einer Praxis für Anästhesie in Bonn arbeitet. Die beiden Damen freuen sich jedenfalls schon riesig auf ihre Hochzeit: „Wir gehören einfach zusammen.“ Nach der Trauung im Rathaus wollen Anja und Ricarda mit insgesamt 150 Gästen ihre Eheschließung in der Aula der Sportschule feiern. Dabei sein werden natürlich auch die Eltern der beiden, und auch der 86-jährige Großvater von Ricarda freut sich für seine Enkelin. Ihre Namen wollen die beiden künftigen Ehefrauen übrigens behalten: Es hätte sich ohnehin nur ein Buchstabe geändert, sagen sie.

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