Stücke für Jedermann begreifbar "Anfassen erlaubt" im Siegburger Stadtmuseum

SIEGBURG · Was normaler Weise strikt verboten ist, wird im Stadtmuseum Siegburg ausdrücklich erlaubt: das Berühren von Exponaten. Im Projekt "Anfassen erlaubt" und macht das Museum verschiedene Stücke so für Jedermann begreifbar.

 sieg otn S-Vorstellung Projekt "Anfassen erlaubt" im Stadtmuseum Siegburg. Herbert Spicker (v.l.), Monika Wilsberg (v.l.), Klaus Hartmann, Kirsten Felgner und Franz Huhn.

sieg otn S-Vorstellung Projekt "Anfassen erlaubt" im Stadtmuseum Siegburg. Herbert Spicker (v.l.), Monika Wilsberg (v.l.), Klaus Hartmann, Kirsten Felgner und Franz Huhn.

Foto: Nadine Quadt

Normalerweise verbietet sich das Anfassen der Exponate in Museen von selbst. Das ist auch im Siegburger Stadtmuseum nicht anders. „Selbst die Mitarbeiter tragen Wollhandschuhe, wenn sie ein Ausstellungsstück umlagern wollen“, sagt Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn. Und doch steht auf dem Schild neben der Siegburger Keramik in großen Lettern „Anfassen erlaubt“. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Im gleichnamigen Projekt gestattet das Stadtmuseum ab sofort an exponierten Stellen eine Ausnahme von der Regel – und macht verschiedene Stücke so für Jedermann begreifbar.

„Es ist ein Angebot für Menschen, die Dinge berühren müssen, um sie auch begreifen zu können“, erklärt Huhn. Zusammen mit einer Expertin des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) haben der stellvertretende Museumsleiter Herbert Spicker und sein Team das Konzept erarbeitet, um das Stadtmuseum im Zuge der Inklusion auch für Menschen mit Einschränkungen unterschiedlicher Art besser erlebbar zu machen. So liegen an der Museumskasse etwa zwei Tablets bereit, die blinde oder sehbehinderte Menschen via Sprachführung durch die Ausstellungsräume leiten. „Wir haben drei spezielle Rundgänge mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten ausgearbeitet“, erklärt Herbert Spicker.

Neben einem Rundgang für Sehbehinderte und Blinde in Begleitung gibt es einen solchen für Menschen mit Hörbeeinträchtigung sowie einen, der in leicht verständlicher Sprache verfasst ist. Die blauen, roten oder grünen Hefte gibt es an der Kasse. Hinzu kommen im Ausstellungshaus verteilte Berührungspunkte. Die Entstehung einer Siegburger Schnelle können die Besucher etwa in der ersten Etage auch haptisch nachvollziehen. Auch den Siegburger „Käxs“, den alten Pranger, und eine Achse des Rhabarberschlittens können sie betasten sowie zwei Stellen der alten Stadtmauer.

Mit je 1500 Euro haben die Städte- und Gemeinden-Stiftung der Kreissparkasse Köln und der Verein der Freunde und Förderer des Stadtmuseums das Projekt „Anfassen erlaubt“ finanziert. „Und es wird noch weiter fortgesetzt und ausgearbeitet“, so Spicker.

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