Breitbandausbau im Rhein-Sieg-Kreis 20 Millionen Euro fehlen für DSL

Rhein-Sieg-Kreis · Das Ziel klingt ambitioniert: In den nächsten Jahren sollen alle Internet-Nutzer im Rhein-Sieg-Kreis auf eine Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 50 Megabit pro Sekunde zugreifen können.

 Rohrsystem für Glasfaserkabel: Der Ausbau des schnellen Internets erreicht nicht alle Gebiete.

Rohrsystem für Glasfaserkabel: Der Ausbau des schnellen Internets erreicht nicht alle Gebiete.

Foto: picture alliance / dpa

An einigen Orten beträgt die Übertragungsrate nur einen Bruchteil, so dass beispielsweise das Versenden von E-Mails mehrere Minuten dauert. Weil die Telekommunikationsunternehmen auch künftig nicht jeden Winkel in der Region mit schnellem Internet versorgen, sollen öffentliche Mittel fließen. Allein für den Kreis besteht laut Wirtschaftsförderung eine Deckungslücke von 19,8 Millionen Euro. Der Kreis versucht, diese Summe zu 50 Prozent vom Bund und zu 40 Prozent vom Land fördern lassen. Den Rest trägt der Kreis.

Der Förderantrag liegt schon im zuständigen Bundesministerium für digitale Infrastruktur in Berlin, jetzt wartet der Kreis gespannt auf einen Bescheid. Gibt der Bund Geld, soll es auch die Unterstützung vom Land geben. "Wir haben einen guten Antrag abgegeben, wissen aber nicht, wie die Chancen sind", so Wirtschaftsförderer Hermann Tengler gestern im Wirtschaftsförderungsausschuss.

Erst im Dezember hatte der Rhein-Sieg-Kreis zu den 31 auserwählten Kreisen und Städten gehört, die vom Bund 50 000 Euro erhalten haben. Das Geld floss in Voruntersuchungen, die für den Förderantrag notwendig sind. Mit Hilfe eines externen Büros hat die Kreisverwaltung den Markt analysiert und mit allen Telekommunikationsfirmen gesprochen – um dort herauszufinden, in welchen Gebieten sie in den kommenden drei Jahren selbst den DSL-Ausbau in die Hand nehmen. "Da passiert aktuell einiges", berichtete Siri Grischke von der Wirtschaftsförderung. Als Beispiele nannte sie Bornheim und Bad Honnef.

Die Datenerfassung des Kreises – er kennt jetzt die Versorgung jeder Immobilie – zeigt jedoch, dass es auch in Zukunft noch ganze Landstriche mit lahmem Internet geben wird. Sie gelten aus Sicht der Unternehmen als unwirtschaftlich.

Flächendeckend sollen 50 MBit/s zur Verfügung stehen

Während es im Linksrheinischen künftig nur noch einzelne "Inseln" sein werden, sind Kommunen wie Ruppichteroth, Much und Windeck stärker betroffen. Dort geht der Kreis davon aus, dass die Übertragungsrate 2019 immer noch unter 30 MBit/s liegt – teilweise sogar weit darunter. Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, kommen die Gebiete für das Förderprogramm für einen Ausbau auf 50 MBit/s in Frage. "Dort haben wir dann ein sogenanntes Marktversagen", erklärte Grischke.

Technisch will sich der Kreis auf die Kabelverzweiger konzentrieren. Diese grauen Kästen – insgesamt 1864 stehen zwischen Rheinbach und Windeck – haben eine Schlüsselrolle. Indem man sie mit einem Glasfaseranschluss ausrüstet, schafft man die Voraussetzung für Datenübertragungen von 50 MBit/s und noch darüber hinaus.

Laut Verwaltung müssen 145 Kabelverzweiger ausgebaut und 86 neu errichtet werden. Allerdings, räumte Grischke ein, lasse sich so nicht das komplette Kreisgebiet erschließen, sondern lediglich 94 Prozent. Es gebe regulatorische Hindernisse, sagte sie. Hier und da haben Unternehmen Vorrechte, die sie aber nicht nutzen.

"Wenn wir in das Förderprogramm kommen, wäre das ein Megaschritt", so Tengler. Kein Nachbarkreis könne eine flächendeckende Versorgung von 50 MBit/s vorweisen. Im Rhein-Sieg-Kreis war das 2015 erst bei rund 60 Prozent des Gebiets der Fall.

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