Kivi-Projekt im Rhein-Sieg-Kreis „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“

RHEIN-SIEG-KREIS · Kivi, der Verein zur Förderung der Gesundheit im Rhein-Sieg-Kreis, versucht mit seinem Projekt „Mitten im Leben“ (MiL) die Lebensqualität für ältere Menschen im östlichen Kreisgebiet zu erhalten und zu verbessern.

 Mitarbeiter, Helfer und Unterstützer von „Mitten im Leben“ mit Ministerin Barbara Steffens (Mitte) in der Meys Fabrik.

Mitarbeiter, Helfer und Unterstützer von „Mitten im Leben“ mit Ministerin Barbara Steffens (Mitte) in der Meys Fabrik.

Foto: Holger Arndt

Die Menschen werden immer älter, und sie erfreuen sich dabei relativ guter Gesundheit: Also spricht nichts dagegen, in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Doch wie gestaltet sich das Leben auf dem Land, wo die jüngeren Menschen fortziehen und die Infrastruktur wegbricht? Kivi, der Verein zur Förderung der Gesundheit im Rhein-Sieg-Kreis, versucht mit seinem Projekt „Mitten im Leben“ (MiL) die Lebensqualität für ältere Menschen im östlichen Kreisgebiet zu erhalten und zu verbessern. Mit NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat der Verein unlängst eine prominente Unterstützerin gewonnen. Als frischgebackene Schirmherrin des Projekts sprach sie am beim jährlichen Kivi-Tag in Hennef vor Bürgermeistern und ehrenamtlich Engagierten aus dem Projekt MiL.

Und die hörten gern, was die Ministerin zu sagen hatte: Es war eine engagierte Mutmach-Rede, verbunden mit dem Appell, heute schon Voraussetzungen für ein altersgerechtes Umfeld zu schaffen. „Die Menschen wollen dort älter werden, wo sie immer gelebt haben, in ihrem vertrauten Umfeld – nicht umsonst heißt es: 'Einen alten Baum verpflanzt man nicht'“, so Steffens. Sie forderte ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür, dass älteren Menschen Teilhabe ermöglicht und dass Alter nicht immer bloß in einem Atemzug mit Defiziten oder Kosten genannt werde. Das bedeute, dass man Orte schaffen müsse, an denen Senioren sich einbringen oder andere Menschen treffen könnten.

„Jährlich werden 100.000 Menschen in NRW pflegebedürftig. Der beste Schutz davor ist, in Bewegung zu bleiben“, so die Ministerin weiter. Das betreffe sowohl die geistigen als auch die körperlichen Fähigkeiten. Wie das konkret aussehen könnte – dafür gibt es keine Patentrezepte. Entsprechend vielfältig sind die Ansätze, die die ehrenamtlichen MiL-Teams in einigen Orten des östlichen Kreisgebiets gewählt haben. Mal geht es um Mehrgenerationenparks, mal um Mobilität, mal um Dorftreffpunkte – und des Öfteren ganz konkret um die Nahversorgung.

Bei einer Talkrunde, die vom Kivi-Vorsitzenden Hermann Allroggen moderiert wurde, tauschte sich Steffens mit Cornelia Miethe (MiL-Team Hennef-Dambroich), Norbert Büscher (Bürgermeister von Much) und Wolfgang Schmitz (Vorstand der Kreissparkasse Köln) über die Umsetzung in der Praxis aus. „Noch haben wir einen kleinen Laden in Dambroich“, sagte Cornelia Miethe. „Wir wissen aber nicht, was in Zukunft im Falle einer Schließung passiert.“ Was man da machen könne – diese Frage richtete sie ganz direkt an die Ministerin. Erst einmal den Bedarf im Dorf abfragen, riet diese. Zugleich empfahl sie, sich ein Geschäftsmodell mit Vorbildcharakter in Wuppertal anzusehen.

Nahversorgung ist auch ein Thema in Much, der zweitkleinsten Kreis-Kommune. Die gut 14.000 Einwohner verteilen sich auf 112 Ortschaften. „Wir beschäftigen uns ständig mit der Frage, wie wir die Bürger dauerhaft in ihrem Wohnort halten können“, sagte Bürgermeister Büscher. Angesichts der Struktur der Gemeinde sei das eine große Herausforderung, räumte Steffens ein. Sie brachte einen Einkaufsbus ins Spiel – kein neues Konzept, aber ein wirksames, da es Menschen zusammenbringe und eine Grundversorgung sicherstelle. „Vielleicht kann eine Kommune solch einen Bus für den Anfang subventionieren und dann schauen, wie es sich trägt“, so die MiL-Schirmherrin.

Mit Barbara Steffens hat der Verein Kivi eine weitere namhafte Gastrednerin für MiL gewinnen können. Als Referenten sind seit 2015 Franz Müntefering, Ursula Lehr und Klaus Kinkel aufgetreten. Sie nahmen die Folgen der demografischen Entwicklung in den Blick und sprachen über mögliche Konzepte.

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