Kinderakademie im Siegburger Anno Gymnasium „Die Explosionen sind das Beste“

Siegburg · Bei der 42. Kinderakademie im Siegburger Anno Gymnasium lernen begabte Grundschüler in den Herbstferien gemeinsam neue Fächer kennen. Besonderes Highlight sind die vielen praktischen Versuche im Fach Chemie.

 Der neunjährige Lars Rohrmann (4.v.l.) sammelt in der Kinderakademie erste Erfahrungen mit dem Fach Chemie.

Der neunjährige Lars Rohrmann (4.v.l.) sammelt in der Kinderakademie erste Erfahrungen mit dem Fach Chemie.

Foto: Holger Arndt

Im Chemieraum des Siegburger Anno Gymnasiums sitzen Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren vor Arbeitsblättern. Gerade sollen sie einer Abbildung eines Teclu-Brenners die richtigen Bezeichnungen der einzelnen Teile des Geräts zuordnen. Das, was für Schüler normalerweise auf dem Lehrplan der siebten Klasse steht, lernen die Kinder der dritten und vierten Klassenstufe hier freiwillig. Sie nehmen in ihren Herbstferien an der 42. Kinderakademie der Hochbegabten-Stiftung der Kreissparkasse teil.

Lars Rohrmann ist neun Jahre alt und geht in die vierte Klasse in der Katholischen Grundschule Merl. Er nimmt zum zweiten Mal an der Kinderakademie teil. Letztes Jahr hatte er Informatik belegt. Dieses Mal wollte er jedoch in das Fach Chemie hineinschnuppern. „Ich habe vorher nie etwas mit Chemie gemacht, es macht Spaß“, sagt er. Die Motivation des Jungen ist nicht zu übersehen. Als Lehrerin Sandra Weber mit den Kindern das Arbeitsblatt durchgeht, ist sein Finger immer oben. „Es kommt Gas aus dem Schlauch, alles andere wäre ja unlogisch“, antwortet der Grundschüler beispielsweise auf eine Frage.

Das Arbeitsblatt soll die Kinder auf die eigenständige Arbeit mit dem Teclu-Brenner vorbereiten. Nach der Unterrichtsstunde verfügt jeder der Dritt- und Viertklässler über einen Gasbrenner-Führerschein. Christian Brand, Geschäftsführer der Hochbegabten-Stiftung, erklärt: „Zur Kinderakademie kommen Kinder, die sich im normalen Unterricht langweilen, die interessierter sind als ihre Mitschüler.“ Die Kinder sollen Wissen aufsaugen, Fragen stellen und ihre besondere Begabung als positiv wahrnehmen.

„In den normalen Klassenverbänden werden solche Kinder meist als Besserwisser abgestempelt. Hier beflügeln sie sich gegenseitig“, so Brand. Da passiere es schnell einmal, dass die Kinder ihre Arbeitsblätter liegen lassen und ins eigene Forschen übergehen, sagt Lehrerin Sandra Weber.

Auch Lars fühlt sich sichtlich wohl unter seinen Kameraden in der Kinderakademie. Hier meldet sich jeder motiviert auf die Fragen der Lehrerin. Manche schnipsen sogar, um drangenommen zu werden. Die Lehrerin hat chemische Stoffe an die Tafel geschrieben. Diese sollen die Kinder später in die Flamme des Brenners halten und aufschreiben, was passiert. Lars und sein Sitznachbar Jacob Schmitz aus der dritten Klasse freuen sich laut über diese Ankündigung.

Aufgeregt berichten beide von den Experimenten der vergangenen Tage. „Die Explosionen sind das Beste. Gestern haben wir ein Gummibärchen in die Hölle geschickt“, sagt Lars. Er kennt den Aufbau des Experiments noch ganz genau und erzählt, wie das grüne Gummibärchen in einer lila Flamme verbrannt ist. Weber: „Wir haben hier keinen Zeitdruck und können auf vieles näher eingehen.“ Manche Schüler erzählten auch, dass sie zu Hause das ein oder andere noch nachgelesen hätten.

Das sei in normalen Klassen natürlich nicht so. „Da gibt es vielleicht zwei besonders interessierte Schüler und nicht 15 auf einmal“, so die Lehrerin. Lars hat alle Begriffe auf seinem Arbeitsblatt richtig ausgefüllt. Chemiker möchte er aber nicht werden: „Ich werde Fußballspieler, das ist einfacher.“

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