Kommentar Schwieriges Gedenken

Die Erinnerungskultur ist angesichts der Nazi-Vergangenheit ein schwieriges Thema in Deutschland. Beispiel Hindenburg, der Hitler 1933 zum Reichskanzler berief: Die Frage, ob man eine nach dem Reichspräsidenten benannte Straße umbenennen sollte, beschäftigte im vergangenen Jahr die Bonner Politik.

Oder das Holocaust-Mahnmal mitten in Berlin: Es ist bis heute aus einem ähnlichen Grund umstritten, der auch in Rheinbach in der Diskussion um die Stolpersteine angeführt wird. Die Kritiker sagen, ein würdiges Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes sei kaum möglich, wenn das Denkmal oder die Stolpersteine von jedermann betreten werden könnten.

Egal, wie man sich in dieser Frage positioniert: Bemerkenswert ist es schon, dass in Rheinbach immer wieder heftig über Formen des Gedenkens an die Opfer der NS-Herrschaft gestritten wird - ob es jetzt um die Reichspogromnacht geht oder um ermordete jüdische Mitbürger.

Rheinbach ist bisher die einzige Kommune in der Region, deren Rat die Stolpersteine ablehnt. Aus den Nachbarkommunen ist kein Fall bekannt, dass Kommunalpolitiker sich gegen die Verlegung der Steine ausgesprochen hätten. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hat gegen diese Form des Gedenkens nichts einzuwenden.

Dennoch ist es das gute Recht der Rheinbacher Politiker, frei zu entscheiden, wie sie in ihrer Stadt der Nazi-Opfer gedenken. Ob es aber politisch angemessen ist, dem Wunsch von rund 1600 Bürgern nicht zu entsprechen, ist eine andere Frage.

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