22 Betriebe aus ganz Deutschland Wurst in Sankt Augustin auf dem Prüfstand

Rhein-Sieg-Kreis · 22 Betriebe aus ganz Deutschland legen ihre Wild- und Geflügelwurst zur Qualitätsprüfung bei der Kreishandwerkerschaft in Sankt Augustin vor. Äußerer Zustand, Konsistenz, Geschmack, Farbe und Geruch sind die Bewertungskategorien.

Wenn Metzgermeister Adalbert Wolf und Frank Jäger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, einmal im Jahr zu Tisch bitten, dann geht es buchstäblich um die Wurst: Bei der nunmehr 12. Deutschen Wildwurst- und der 8. Deutschen Geflügelwurstqualitätsprüfung, die am Sonntag in den Räumen der Kreishandwerkerschaft in Sankt Augustin stattfand, kamen die Prüfer voll auf ihre Kosten. 22 Betriebe aus der gesamten Bundesrepublik hatten 93 Produkte eingereicht, die verköstigt und nach einem 100 Qualitätsmerkmale umfassenden Katalog bewertet werden wollten.

„Die Prüfung ist klein, aber fein und die Qualität der Produkte seit Jahren steigend“, erklärte Wolf, der Landesinnungsmeister des Fleischerverbandes und Inhaber einer Metzgerei in Wachtberg ist: „Wir legen Wert darauf, dass es echtes Wildfleisch aus heimischen Wäldern ist, kein Fleisch aus Wildfarmen und keines aus der Drückjagd, bei der der Adrenalinspiegel des Tiers hoch ist, die Qualität leiden und so zum Beispiel ein Schinken gar nicht mehr festwerden würde.“

Qualität ist hoch

Doch von solchen Problemen war am Sonntag nichts zu sehen oder zu schmecken, ganz im Gegenteil, wie es Gerd Jung, Jäger aus Bonn, zusammenfasste: „Bei den ersten Prüfungen hat es immer mal wieder Ausreißer gegeben. Heute ist die Qualität wirklich hoch – das macht es uns Prüfern natürlich noch schwerer.“ An sechs Tischen zu je drei Prüfern wurde eifrig geschlemmt – freilich im Namen der Qualitätsprüfung. Kaffee, Kuchen und Korn gab es für die Pausen, um auf einen anderen Geschmack zu kommen. „Wir haben jeweils einen Metzgermeister, einen Jäger und auch einen Verbraucher am Tisch. Verbraucher sind unsere schärfsten Schiedsrichter. Wenn es ihnen nicht schmeckt, kaufen sie es nicht“, betonte Wolf, während die Juroren den Katalog abarbeiten.

Äußerer Zustand, Konsistenz, Geschmack, Farbe und Geruch waren die Kategorien. Jede Kategorie konnte mit jeweils maximal zehn Punkten bewertet werden. Dabei entschied sich, ob Hirschsalami, das Chili con Carne vom Wild oder die Wildbratwurst mit Käsefüllung im Vorentscheid der Juroren überhaupt Chancen auf Bronze, Silber oder Gold hatten.

Zu bemängeln gab es diesmal wenig, wie Metzgermeister Peter Steimel resümierte: „Es sind sehr gute Produkte mit viel Liebe in der Herstellung dabei.“ An Tisch 1 gab es viel Lob für das Chili con Carne, zeigte Steimel: „Bei normalem Chili nimmt man Hackfleisch. Hier ist es von Hand kleingeschnittenes Ragout vom Wild. Das schmeckt man sofort, das war aber auch bestimmt unglaublich viel Arbeit.“ Einigkeit am Tisch gab es auch zur folgenden Wildbratwurst: Saftig, nicht zu fett, feines Brät, nicht überwürzt, einfach lecker und „kein Grund, einen Punkt abzuziehen“, wie Andrea Menten für die Verbraucherseite resümierte.

Wildbratwurst mit Aprikosen und Trüffel

Ganz weit vorn bei den Testern aller Tische lag derweil die Wildbratwurst mit Aprikosen und Trüffel – „eine ungewöhnliche, aber spannende Mischung, sehr fein, toll gemacht“, wie Fleischermeister Manfred Rycken, Ehrenpräsident des Deutschen Fleischerverbandes, begeistert kommentierte.

Einen Raum weiter und ungestört von fremden Gerüchen oder Kommentaren urteilten derweil Veterinär Heinz Breickmann aus dem Kreis Heinsberg, Metzgermeister Willi Schillings vom Vorstand des Fleischerbandes NRW, und „Chef-Verbraucherin“ Birgit Seifert vom Sekretariat der Kreishandwerkerschaft über das Endergebnis. Gegen Mittag stand bereits der Sieger der Geflügelwurstqualitätsprüfung fest: Die Metzgerei Ulrich Loose aus Dippoldiswalde südlich von Dresden holte mit ihrer Truthahn-Lyoner mit Karotten und Petersilie sowie einer Truthahnsalami den Gesamtsieg – den ausgelobten Beethoven-Pokal. Der Clemens-August-Pokals für die besten Wildprodukte ging in diesem Jahr nach Regensburg zur Metzgerei Anton Eschenwecker, deren Wildsalami die Jury begeisterte.

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