Interview mit Dirk Engstenberg Wie sich die Feuerwehr Sankt Augustin für die Feiertage vorbereitet

SANKT AUGUSTIN · Er ist der Chef der Freiwilligen Feuerwehr in Sankt Augustin. Dirk Engstenberg ist dafür verantwortlich, dass der Brandschutzbedarfsplan der Stadt Sankt Augustin umgesetzt wird. Darüber und mit welchen Einsatzbedarf er an Weihnachten und Neujahr rechnet sprach er mit uns im Interview.

Oberster Feuerwehrmann: Dirk Engestenberg in der neuen Zentrale.

Oberster Feuerwehrmann: Dirk Engestenberg in der neuen Zentrale.

Foto: Lehnberg

Wie feiert der oberste Sankt Augustiner Feuerwehrmann eigentlich Weihnachten? Im Einsatz-Anzug?
Dirk Engstenberg: Obwohl meine Frau sehr viel Verständnis für die Feuerwehrbelange aufbringt, wäre dies wohl etwas zu viel. Der Einsatzanzug liegt griffbereit in der Nähe der Haustüre, diese liegt dann in Laufrichtung zum Einsatzfahrzeug.

Brennen bei Ihnen eigentlich richtige Kerzen am Weihnachtsbaum?
Engstenberg: Nein, wir bevorzugen elektrische Lichterketten.

Warum?
Engstenberg: Die elektrischen Lichterkerzen sind praktischer, da sie nicht ständig beaufsichtigt werden müssen.

Was sollte man Weihnachten beachten bei richtigen Kerzen?
Engstenberg: Der Weihnachtsbaum sollte auf jeden Fall noch frisch sein. Je ausgetrockneter der Baum, desto schneller geht er in Flammen auf. Die Kerzen müssen in einem genügenden Abstand zu benachbarten Zweigen befestigt werden, verwenden werden sollten Kerzenhalter aus feuerfestem Material. Kerzen immer von oben nach unten anzünden, in umgekehrter Reihenfolge löschen. Ein Eimer mit Wasser sollte griffbereit sein. Man sollte im übrigen grundsätzlich einen Feuerlöscher im Haus haben. Brennende Kerzen dürfen nie unbeaufsichtigt bleiben. Eltern sollten auf ihre Kinder achten.

Werden an Weihnachten und Silvester eigentlich mehr Einsätze gefahren als sonst im Jahr? Müssen sie die Bereitschaftsstärke erhöhen?
Engstenberg: An den Feiertagen sind viele Menschen zu Hause. An diesen Tagen ist grundsätzlich mit einem Anstieg von Einsätzen zu rechen. Hinzu kommen die Risiken aus der Kombination von Kerzen, Tannenbäumen und Gestecken sowie zu Silvester die Pyrotechnik. Eine besondere Einsatzbereitschaft muss nicht organisiert werden, da auch die Feuerwehrangehörigen an diesen Tagen vermehrt zu Hause sind. Zu Silvester ist leider in aller Regelmäßigkeit mit einem Gebäudebrand zu rechnen, daher treffen sich an einigen Standorten die Feuerwehrangehörigen kurz vor Mitternacht am Feuerwehrhaus mit Ihren Familien, um wenigstens noch die ersten Minuten des neuen Jahres gemeinsam verbringen zu können. Meine beiden Stellvertreter und ich haben an diesem Abend immer gemeinsam Bereitschaftsdienst, um auch parallele Einsätze abdecken zu können.

Wie gut ist die Sankt Augustiner Feuerwehr denn aufgestellt?
Engstenberg: Wir haben mehr als 200 Feuerwehrfrauen und -Männer, die hoch motiviert sind. Insgesamt verfügen wir über eine leistungsstarke Feuerwehr. So lange diese Motivation vorhanden ist, brauche ich mir über die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr keine Sorgen machen.

Der Brandschutzbedarfsplan ist fortgeschrieben worden. Wo stehen Sie in der Umsetzung?
Engstenberg: Der Brandschutzbedarfsplan wurde bisher konsequent umgesetzt. Wir haben jetzt eine Feuerwehrtechnische Zentrale, besetzt mit vier hauptamtlichen Gerätewarten. Durch die zentrale Prüfung aller Geräte - um die 4000 Einzelgeräte und Ausstattungen - wird das Ehrenamt entlastet und der Feuerwehrangehörige optimal geschützt. In Meindorf haben wir die Fahrzeughalle vergrößert, und im Februar kommt dort ein neues Löschfahrzeug.

In Niederpleis wurde ein Fahrzeughalle angebaut, dort gibt es einen neuen Rüstwagen. Mit Beginn der Baumaßnahme für das neue Feuerwehrhaus in Buisdorf im Mail 2013 sowie einer Stellplatzerweiterung in Hangelar kann das Bauprogramm in absehbarer Zeit abgeschlossen werden. Weitere 30 Kleinprojekte sind bereits alle umgesetzt worden, etwa die Ausstattung der Feuerwehrhäuser mit einer Datenverbindung zum Rathaus oder die Anschaffung von Laptops. Mit dem Erreichten können wir alle zufrieden sein.

Was sind die dringenden Aufgaben im kommenden Jahr?
Engstenberg: In 2013 gilt es, den Brandschutzbedarfsplan erneut fortzuschreiben. An erster Stelle steht da die Zukunftssicherung einer rein ehrenamtlichen Feuerwehr. Als weiterer Punkt soll die Brandschutzerziehung von Kindergartenkindern und Schülern sowie auch von Erwachsenen durch die Feuerwehr konzeptionell begleitet werden.

Wie ist es denn um den Nachwuchs bestellt?
Engstenberg: Unsere Jugendfeuerwehr hat seit Jahren eine stabile Mitgliederstruktur. Es wäre jedoch leichtsinnig, wenn man dies auch für die nächsten Jahre annehmen würde. Die Nachwuchsgewinnung wird aus den bekannten Gründen auch für die Feuerwehr in der Zukunft immer schwieriger werden. Kreative Ideen und Konzepte sind zu entwickeln, um die Jugendfeuerwehr attraktiv zu halten. In diesem Jahr haben wir mit einem Projekt begonnen, bei dem die Teilnahme am Jugendfeuerwehrdienst als Wahlunterrichtsfach an einer Hauptschule anerkannt wurde. Wir müssen ein großes Stück unserer Energie in die weitere Entwicklung solcher Projekte investieren, Unterstützung von Seiten der Stadtverwaltung ist uns sicher gewiss.

Ist der größte Brand in der Geschichte Sankt Augustin an der Westerwaldstraße in Hangelar vor ein paar Wochen eigentlich abgearbeitet?
Engstenberg: Dieser Großeinsatz forderte alle Kapazitäten unserer Feuerwehr, personell wie auch materiell. 9000 Liter Schaummittel sind ausgebracht worden. Da haben uns die Kollegen aus Bonn und Siegburg sehr unterstützt. Mit dem Einsatz des Spezialbaggers kostete die Stadt das zusammen 50 000 Euro. Klar ist: Die gewonnen Erkenntnisse tragen zu einer kontinuierlichen Verbesserung unserer Arbeit bei.

Was ist denn Ihr größter Wunsch zu Weihnachten?
Engstenberg: Ich wünsche ihren Leserinnen und Lesern, dass sie den Notruf 112 nicht wählen müssen, dies würde auch allen Feuerwehrangehörigen ein ruhiges Weihnachtsfest bescheren.

Zur Person:

Dirk Engstenberg ist seit 2006 Chef der Freiwilligen Feuerwehr in Sankt Augustin. Der 43-jährige Stadtbrandinspektor war zuvor Leiter der Werksfeuerwehr im Siegwerk in Siegburg. Neben seiner Tätigkeit als Feuerwehrchef ist er in der Stadtverwaltung als Datenschutz- und Sicherheitsbeauftragter beschäftigt. Engstenberg ist verheiratet und lebt mit seiner Frau im Ortsteil Niederpleis.

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