Buch über die Steyler in Sankt Augustin Vom Kloster aus in die Mission

SANKT AUGUSTIN · Steyler-Pater Karl Josef Rivinius hat ein Buch über die Geschichte des Ordens in Sankt Augustin geschrieben - und blickt dabei bis tief zurück in die Anfänge.

Seit mehr als 100 Jahren sind die Steyler Missionare in Sankt Augustin ansässig. Das haben die Patres im vergangenen Jahr ausgiebig gefeiert - mit Vorträgen, dem Klosterfest, Ausstellungen und zahlreichen anderen Veranstaltungen.

Einer, der kräftig mitgefeiert hat, ist Pater Karl Josef Rivinius. Seit nunmehr fast 50 Jahren gehört er dem Orden und der Gemeinschaft des Missionshauses an und hat mithin ein halbes Jahrhundert Steyler Geschichte erlebt. Ausgiebig hat er sich mit der Historie des Hauses in Sankt Augustin befasst.

Jetzt hat Pater Rivinius dazu ein Buch vorgelegt, inklusive seiner Geschichte bei den Steylern, die er selbst mitgestaltet hat - etwa durch sein Engagement für die Einrichtung und öffentliche Anerkennung der philosophisch-theologischen Hochschule, an der er als Geschichtsprofessor lehrt. "100 Jahre Steyler Missionare in St. Augustin" lautet der Titel des Buches.

"Sankt Augustin ist ein wichtiges Haus der Steyler Missionare", sagt Pater Rivinius. In den 100 Jahren seien rund 1000 Missionare ausgebildet und in alle Welt ausgesandt worden. "Die Geschichte des Hauses muss für die Nachwelt zugänglich gemacht werden", nennt Pater Rivinius seine Motivation für das Zustandekommen des Buches. Bei der Festfeier Ende November 2013 hatte er den Festvortrag gehalten. "Es war mir ein großes Anliegen, diese Geschichte ausführlich zu untersuchen und darzustellen", sagte Pater Rivinius.

Im Sommer 2013 begann das Projekt

Im Sommer 2013 begann er mit der Zusammenstellung des Materials und dem Schreiben. Ein Jahr intensiver Arbeit liegt nun hinter ihm. Das Buch enthält viele Fotos und zeigt wichtige Dokumente aus der Geschichte des Hauses. "Die Geschichte ist auch für unsere Umgebung wichtig, denn die Stadt Sankt Augustin leitet ihren Namen von diesem Haus St. Augustin her. Das steht ja auch in enger Beziehung zu Hangelar, Menden und Siegburg", so Pater Rivinius.

Zur Geschichte: Generalsuperior Arnold Janssen suchte in der Erzdiözese Köln, möglichst in der Nähe der Bonner Universität, ein Domizil für die Steyler. Darin sollten abgearbeitete und in der Mission erkrankte Padres sich wieder erholen können. Das ließ sich zunächst aber nicht realisieren.

Es dauerte noch einige Jahre, ehe der richtige Platz gefunden wurde. Zunächst wollten die Steyler ein Vikarie-Gebäude in Ramersdorf erwerben. Es scheiterte an den Preisvorstellungen des Verkäufers. Ein Brief des geistlichen Rektors Franz Jacobi aus Hangelar brachte dann die Wende.

"Die Lage ist äußerst gesund und Krankheiten kennt man fast nicht. Es ist ein großes Tonwerk, welches grobe und bessere Steine herstellt und also hier am billigsten die Bausteine geliefert würden. Ebenso sind hinreichend Arbeitsplätze am Platz. Wir haben Wasserleitung und elektrisches Licht. Ich würde Ihnen beliebig viel Land zum Preis von 400 bis 600 Mark vor Morgen verschaffen", schreibt er in einem Brief an Arnold Janssens Nachfolger Pater Nikolaus Blum. Ihm gelang es, die von staatlicher Seite geäußerten Vorbehalte auszuräumen, vor allem mit tatkräftiger Unterstützung von Franz Jacobi.

Die Genehmigung wurde dann am 4. Juni 1912 erteilt, "in Hangelar, Siegkreis, eine neue Niederlassung zum Zwecke der Aushilfe in der Seelsorge zu errichten. Die Zahl der mit der Aushilfe in der Seelsorge befassten Patres ist von den genannten Ministern auf zwei festgesetzt worden. Der Niederlassung ist außerdem ausnahmsweise gestattet, erholungsbedürftige Ordensangehörige, deren Gesundheit durch den Dienst in den Tropen erschüttert ist, bis zur Höchstzahl von fünfzehn aufzunehmen."

Erster Weltkrieg stoppt Entwicklung

Im Frühjahr 1913 begannen die Bauarbeiten. Das nach den Plänen des Steyler Generalbaumeisters Johannes Beckert in der Heide errichtete Gebäude war Ende November schon im Rohbau fertiggestellt. Am 3. Dezember fand die offizielle Einweihung statt. Dieses Datum gilt auch als der Geburtstag von Sankt Augustin.

Der Erste Weltkrieg stoppte dann die weitere Entwicklung. Im November 1918 wurde die staatliche Genehmigung zur Erweiterung des Hauses und zur Eröffnung eines Noviziats und Scholastikats erteilt. Mit dem Wintersemester 1932/33 konnte bei den Steylern Theologie studiert werden. Sankt Augustin avancierte somit zum "Missionspriesterseminar".

Die erste der regelmäßigen Priesterweihen von Theologen, die ihr ganzes Studium in Sankt Augustin absolviert hatten, fand am 21. September 1935 statt. Seither sind mehr 1000 Theologen zu Priestern geweiht und zahlreiche Brüder in den verschiedenen Werkstätten ausgebildet worden, um in die Mission zu gehen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zerstört, nach dem Ende der Nazi-Herrschaft wieder aufgebaut. Sehr bald aber schon sah sich die Ordensgemeinschaft mit neuen Problemen und Herausforderungen konfrontiert, schreibt Pater Rivinius. Diese hingen mit der krisenhaften Umbruchsituation sowie den tiefgreifenden, politischen und kulturellen Umwälzungen um die Mitte der 60er Jahre zusammen. "Es galt, neue Wege zu beschreiten und andersartige Formen des Miteinanders einzuüben", so Pater Rivinius.

Ruhe und engagierte Gelassenheit kehrten aber mit der Zeit wieder in die "Kommunität" ein. Ein anderer Stil des Umgangs und neue Formen des religiösen Lebens hatten sich in den Jahren herausgebildet. Und jetzt? Heute hat sich die Gemeinschaft noch weiter geöffnet. Da dient das Kloster auch als Kultur- und Tagungsstätte und steht mitten im Leben.

Karl Josef Rivinius, "100 Jahre Steyler Missionare in St. Augustin", Steyler Verlag 2014. Das Buch kostet 24,80 Euro und ist in der Steyler Buchhandlung, ISBN 9783805006255, erhältlich. Weitere Informationen gibt es nach einer E-Mail an buchhandlung@steyler.de.

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