Ursache noch unklar Verunreinigte Teiche in Sankt Augustin ließen Kaulquappen verenden

Sankt Augustin · Es war für den Biologen Andreas Fey kein schöner Anblick: Als er nach den Bewohnern seiner Teiche sah, schwammen einige Kaulquappen nur noch im Kreis. Andere lagen tot am Grund.

 Andreas Fey an einem Teich, der kontaminiert wurde. Die Kaulquappen darin sind zum Teil verendet.

Andreas Fey an einem Teich, der kontaminiert wurde. Die Kaulquappen darin sind zum Teil verendet.

Foto: Martina Welt

Am diesjährigen Vatertag hat es dem Biologen Andreas Fey gehörig die Laune verhagelt. Als er gegen 19 Uhr nochmals nach den Bewohnern seiner drei Teiche sah, schwammen einige der Kaulquappen nur noch im Kreis. „Die Tiere hatten gekrümmte Schwänze und konnten deshalb nicht mehr geradeaus schwimmen“, sagt er.

Die Ursachenforschung zur offensichtlichen Verunreinigung des Teiches indes dauert noch an. Fey hatte sofort jeweils eine Wasserprobe zum Wahnbachtalsperrenverband und in ein privates Labor zur Untersuchung geschickt. „Es gibt ein in Deutschland durchaus erlaubtes Insektizid das Malathion heißt und diese Verkrümmungen verursacht“, so der Biologe.

Das sei jedoch nur eine Mutmaßung. Zunächst müssten die Untersuchungen der Wasserproben abgewartet werden. Ihm sei es wichtig, die Ursache zu finden, deshalb habe er den Vorfall auch zur Anzeige gebracht.

Inzwischen hat Fey Tausende Liter Wasser ausgetauscht und den überlebenden Kaulquappen geht es wieder gut. Ziel dieser gesamten Aktion ist es, die Kreuzkröte, die oft in Kiesgruben vorkommt, wieder verstärkt in der „Grünen Mitte“ der Stadt anzusiedeln. Fey scheut dazu keinen Aufwand. Alle zwei bis drei Wochen muss er fast 3000 Liter Wasser hinzugeben, damit die Teiche angesichts des Regenmangels nicht austrocknen.

Zudem hat er sie teilweise mit Netzen überspannt. „Die Krähen trinken am Teich und picken sich dabei auch Kaulquappen heraus“, sagt er. Geschadet haben auch Nilgänse, die in den Teichen badeten und damit das Aus für so manche Kaulquappe besiegelten.

Das Teichprojekt auf einer Gesamtfläche von 63 000 Quadratmetern ist eines von insgesamt vier Projekten, die Fey entweder selbst umgesetzt oder aber initiiert hat. Angefangen hat alles im Jahr 2015 mit einer Streuobstwiese. Auf 16 000 Quadratmetern hat er 70 verschiedene Obstbäume angepflanzt. Eingebettet sind sie in ein Trockenbiotop. Nochmals eingezäunt ist der Teich in diesem Bereich – ein wunderschöner Blickfang, der eine halbe Million Liter Wasser fasst und 3,50 Meter tief ist. Dort quaken die Frösche bereits ausgiebig.

14 Bienenstöcke runden das Naturerlebnis an diesem Ort ab. Feys Wiesenprojekt ist vorgesehen für die Aufnahme als geschützter Landschaftsbereich in den Landschaftsplan 7, der die Städte Troisdorf, Siegburg und Sankt Augustin und deren schützenswerte Bereiche umfasst. Fey plant dort zudem eine Scheune, die als Lehrwerkstatt dienen soll. Auf eine entsprechende Bauvoranfrage gebe es bereits einen positiven Bescheid der Stadt, freut er sich.

Ein zweites Projekt ist das „Trittstein-Biotop“, zu dem auch die Teiche zählen, in denen sich derzeit zigtausende Kaulquappen tummeln. Dieses Projekt, für das die Stiftung rheinische Kultur seltene Ackerkräuter stiftet, gehört zudem zum Label „StadtGrün naturnah“.

Zu den neusten Projekten Feys zählt die Feldscheune, die der Familie Kelz-Quadt gehört. „Seit 1992 gibt es auf dieser Fläche keine landwirtschaftliche Nutzung mehr“, erzählt Monika Kelz-Quadt, die bei einem Spaziergang vorbeikommt. „Nicht nur wir finden das super, was hier entsteht“, beschreibt sie die vielen positiven Reaktionen der zahlreichen Spaziergänger in diesem Gebiet. Deshalb habe man auch nicht lange überlegen müssen, als Andreas Fey sie wegen der Scheune und der rund 1600 Quadratmeter großen Fläche davor anfragte.

Die Benjeshecke aus totem Holz wird ihr grünes Kleid bekommen, wenn die Vögel dort die Samen wieder fallen lassen. Dahinter will Fey Wiesensaatgut einsäen. „Das Ganze soll dann eine Nahrungsstation und Brutareal für die Rebhühner werden“, so Fey. Er berichtet begeistert von sechs Ketten Rebhühnern mit jeweils 60 bis 70 Tieren, die man im vergangenen Herbst ausgesetzt habe. Das Monitoring haben Wildkameras übernommen. „Deshalb wissen wir, dass sich die Brutpaare in unterschiedlichen Gebieten aufgeteilt haben“, sechs bis sieben Paare habe er bereits identifiziert, sagt Fey. Er hofft sehr, dass es funktioniert, denn die Rebhuhn-Population sei seit 1980 um 94 Prozent zurückgegangen.

Das vierte große Projekt im Grünen C hinter der Hochschule leuchtet derzeit in satten Farben um die Wette: Es sind die Wildblumenwiesen, die Landwirt Marcus Zimmer auf insgesamt 60 000 Quadratmetern eingesät hat und die allen möglichen Insekten beste Lebensbedingungen bieten. Das Engagement Feys und seiner Mitstreiter entsteht aus tiefer Verbundenheit zur Heimat. „Ich kenne das Gebiet seit meiner Kindheit und fand es immer toll, wenn ich Kröten gehört oder Rebhühner gesehen habe. Deshalb tut mir das Herz weh, wenn ich nur noch Maisfelder sehe.“

Die landwirtschaftliche Nutzung sei zwar sehr wichtig für viele Arten, aber es müsse auch andere Angebote geben. „Wir brauchen Struktur in der Landschaft, damit dort Rebhühner, Feldlerchen, Kiebitze, Hasen und Fasane leben können.“ Dafür macht sich der Mendener Andreas Fey stark und freut sich, dass seine Projekte durch die Stadt unterstützt werden. „Der Bauhof lässt zum Beispiel Altgras für die Rebhühner stehen.“

Toll wäre es, wenn auch die Hunde in der „Grünen Mitte“ angeleint würden, denn auch wenn sie nicht jagen, stören sie Vögel beim Brüten, wenn sie durch das hohe Gras laufen.

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