Unterbringung von Flüchtlingen Vereine sind in der Pflicht

Sankt Augustin · Die Vereine in Sankt Augustin müssen begreifen, dass eine ausgefallene Turnstunde nichts ist im Vergleich zur Not der Flüchtlinge. Und das müssen sie schnell begreifen. Ein Kommentar.

Die Asylbewerber belegen Hallen, die nicht mehr für den Sport zur Verfügung stehen. Ja, das ist ärgerlich. Ja, es ist schade, wenn Trainingsgruppen nicht mehr stattfinden. Ja, die Organisation ist jetzt schwieriger für die Ehrenamtlichen. Und ja, die Mitglieder beschweren sich. Das alles ist bedauerlich und kein kleiner Preis, den die Vereine zahlen.

Aber ihm gegenüber stehen teils schwer traumatisierten Menschen, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um Verfolgung und Bomben zu entgehen. Sie wollen nur eins: eine sichere Zufluchtsstätte - selbst wenn das bedeutet, dass sie mit 150 Leidensgenossen in einer Turnhalle untergebracht sind.

Die Vereine wissen um diese Not, äußern Verständnis. Das ist ein gutes Zeichen. Doch der Ruf nach der Stadt ist aktuell nicht hilfreich. Denn die Kommunen sind das schwächste Glied einer langen Kette, sie müssen schauen, dass sie die Asylbewerber unterbringen. Angesichts der immensen Anzahl geht das manchmal eben nur in Turnhallen. Dadurch mag die ohnehin angespannte Hallensituation verschärft werden. Aber noch einmal: Es ist nichts im Vergleich zur Not der Flüchtlinge.

Es ist eine Sache, Willkommenskultur einzufordern, wenn das Geschehen weit weg ist. Gelebte Toleranz zeigt sich aber gerade dann, wenn Not vor der eigenen Haustür herrscht - so wie jetzt. Ausgefallene Sportstunden sind ärgerlich, aber in diesem Fall verkraftbar. Wer deshalb aus einem Verein austritt, hat nur sich selbst im Blick.

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