Denkmal in Niederpleis Unbekannter zerstört Pestkreuz

SANKT AUGUSTIN · So viel Zerstörungswut, und das ausgerechnet an Weihnachten: In der Nacht des zweiten Weihnachtstages haben ein oder mehrere Unbekannte in Niederpleis randaliert.

Ein umgeworfener Kleidercontainer, ein umgestoßenes Verkehrsschild und abgerissene Papierkörbe zeugen vom nächtlichen Treiben. Besonders groß und wohl kaum reparabel ist der Schaden, den das historische Pestkreuz an der Ecke Schulstraße/Freie Buschstraße erlitt: Zerschmettert liegt es auf dem Boden, dem im Dreck liegenden Kruzifix fehlen Gliedmaßen, das hölzerne Gebetsbänkchen ist zerborsten, und die Statue des Heiligen Antonius von Padua ist von seinem Sockel gebrochen.

Als Ortsvorsteherin Marlies Mick am Samstagmorgen den Anruf von Dieter Dziendziol erhielt, der die Trümmer beim Brötchenholen sah, traf sie sprichwörtlich der Schlag. Auch einen Tag danach ringt die für ihr Herzblut als "Ortsfürstin von Niederpleis" betitelte Ortsvorsteherin um Worte: Als sie mittags am Ort des Geschehen eintraf, lag die Heiligenfigur des Antonius von Padua noch im Schmutz. Niemand hatte sich um die Trümmer gekümmert. Auch am Sonntagnachmittag lagen sie auf dem Platz verteilt, an dem jedes Jahr Hunderte Niederpleiser zur Antoniusprozession haltmachen. Wie es mit den Trümmern weitergehen wird, weiß Marlies Mick noch nicht: "Ich werde am Montag Steinmetz Michael Nauendorf aus Beuel anrufen, der das Kreuz erst 2007 aufwendig saniert hat. Der soll schauen, was zu retten ist."

Am 15. Juni 2007 war das Kreuz von 1937 zum 300-jährigen Antonius-Gelübde in restaurierter Form präsentiert worden: 1707 hatte die Pest nahezu jedes Haus des 600-Seelen-Ortes Niederpleis heimgesucht. Auf Empfehlung von Pater Gabriel Blum vertrauten sich die Bürger der Fürbitte für den Heiligen Antonius an. Da die Pest überraschend schnell verschwand, legten sie das Gelübde der jährlichen Prozession und Andacht zum Antoniustag (13. Juni) ab. Das erste Pestkreuz aus Holz war 1710 an der Ecke der alten Pleistalstraße zur Hauptstraße errichtet worden. 1827 folgte ein neues Steinkreuz, das 110 Jahre lang Ziel von Wallfahrten war.

Nur einen Monat nach dem Antoniusfest 1936 ereignete sich am 15. Juli dort ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem eine 30-jährige Motorradfahrerin von einem Lastwagen erfasst und tödlich verletzt wurde. Auch das Pestkreuz ging zu Bruch, wenngleich die dortige Hausfassade bis heute die erhaltene Nische mit der historischen Antoniusfigur von 1827 enthält. Der damals beteiligte Lkw-Fahrer stiftete jenes Kreuz, das seit 1937 und bis zur Nacht auf Samstag an der heutigen Ecke Schulstraße und Freie Buschstraße stand.

Bei seinem Sturz hätte es beinahe den mutmaßlichen Zerstörer erschlagen, sagte Nachbar Paul Rechmann: "Kurz nach Mitternacht hat es kräftig gerumst. Mein Schwiegersohn ist rausgelaufen und sah einen jungen Mann, der unter dem Kreuz lag. Er hat die Reste hochgehoben und den Mann befreit. Als er reinlief, um das Handy und Hilfe zu holen, war der junge Mann verschwunden." Die Polizei sei noch in der Nacht gekommen und habe, so erzählt man sich im Ort, auch den mutmaßlichen Täter gefasst. Doch das wollte die Polizei am Sonntag auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren.

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