Aktionswoche "Alkohol. Weniger ist besser!" Suchtkranke machten im Huma auf Gefahren aufmerksam

SANKT AUGUSTIN · Die bundesweite Aktionswoche "Alkohol. Weniger ist besser!" betreibt Aufklärung zum Thema Alkoholkonsum. Im Einkaufszentrum Huma hatten am Samstag der Selbsthilfeverband Kreuzbund und die Fachklinik für suchtkranke Frauen, Gut Zissendorf in Hennef, einen Stand aufgemacht. Mit alkoholfreien Cocktails und einem Hindernislauf mit Spezialbrille, die die Auswirkungen von Alkohol simuliert, machten die Aktivisten auf sich aufmerksam. Ihre Botschaft: Alkohol kann schnell gefährlich werden.

 Im Einkaufszentrum Huma testet Ernst Päckert eine Brille, die die Auswirkungen von Alkoholkonsum simuliert.

Im Einkaufszentrum Huma testet Ernst Päckert eine Brille, die die Auswirkungen von Alkoholkonsum simuliert.

Foto: Andreas Dyck

Von außen sieht die rote Alkoholbrille ein bisschen aus wie eine Taucherbrille. Doch Ernst Päckert vom Kreuzbund, die Brille auf der Nase, hat Schwierigkeiten, damit geradeaus zu gehen. Ist die Brille einmal übergezogen, sieht der Tragende doppelt, das Sichtfeld ist stark eingeschränkt und Entfernungen lassen sich nur schwer einschätzen. Dabei simuliert die Brille gerade einmal 0,8 Promille, was etwa vier bis fünf Gläsern mit je 0,3 Liter Bier entspricht.

Doch während der simulierte Rausch sich mit einem Griff beenden lässt, wird der echte Rausch für viele Menschen zum echten Problem. Rund 1,5 Millionen Alkoholabhängige gibt es in Deutschland, etwa 9,5 Millionen gelten als suchtgefährdet. "Alkohol ist heute allgegenwärtig", sagt Andrea Stollfuß, Vorsitzende vom Kreuzbund.

Auch sie war einst alkoholkrank und weiß, wie schnell aus normalem Konsum eine Sucht werden kann. Zunächst einmal sei Alkohol ein Genussmittel, das über Gewohnheit aber schnell zum Suchtmittel werde. "Ich habe es schließlich selbst dazu benutzt, um Probleme verschwinden zu lassen", sagt sie. Betroffen seien davon alle Gesellschaftsschichten, vom Politiker bis zum Bauarbeiter. Besonders besorgt mache sie aber der exzessive Konsum mancher Jugendlicher.

Doch auch der moderate Konsum könne zum Problem werden, wenn er zur Gewohnheit werde. "Das Umfeld akzeptiert den Konsum von Alkohol, bis zu dem Punkt, an dem ein Mensch nicht mehr klarkommt. Dann wird man schnell in die Schmuddelecke gestellt", sagt Stollfuß.

Den Absprung aus der Sucht hat auch Petra Marks geschafft. Die 52-Jährige ist Patienten auf Gut Zissendorf und seit drei Jahren abstinent. Heute wirbt sie dafür, offen mit seinem Alkoholproblem umzugehen. "Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass Alkohol sehr gefährlich werden kann", sagt sie. Durch seine Allgegenwärtigkeit würden viele Menschen das vergessen. "Auf jedem Empfang gibt es ein Glas Sekt, keine Feier kommt noch ohne aus", so Marks.

Den Genuss von Alkohol wollen die Aufklärer im Huma den Besuchern dennoch nicht vermiesen. "Uns geht es nicht darum, den Leuten mit dem erhobenem Zeigefinger zu kommen", sagt Stollfuß. "Wir wünschen uns nur, dass die Menschen mit Alkohol nicht all zu leichtsinnig umgehen."

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