Aufführung des Theaterstücks "Die Wunderübung" Streit als Dauerthema auf der Bühne in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Die aus dem Fernsehen bekannten Schauspieler Michael Roll und Michaela May standen in Sankt Augustin in der Komödie "Die Wunderübung" auf der Bühne - nach einem schleppenden Anfang begeistern sie vor allem das reifes Publikum.

 Ehepaar in der Krise: Michael Roll und Michaela May überzeugen das Sankt Augustiner Publikum mit ihrem Spiel. FOTO: MEIKE BÖSCHEMEYEr

Ehepaar in der Krise: Michael Roll und Michaela May überzeugen das Sankt Augustiner Publikum mit ihrem Spiel. FOTO: MEIKE BÖSCHEMEYEr

Foto: MEIKE BÖSCHEMEYER

Michaela May und Michael Roll bestreiten in „Die Wunderübung“ nur allzu bekannte Rollen, nämlich die eines Ehepaares mit Beziehungsproblemen. Das Stichwort „Streit“ ist ein essentielles Thema der Komödie im Bayerischen Hof von Daniel Glattauer, die in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums zu Gast war. Das Paar Joana und Valentin Dorek findet sich während der zweistündigen Aufführung bei einem Paartherapeuten, gespielt von Robert Giggenbach, wieder.

In ihrer Beziehung geht es weder vor noch zurück. Joana fühlt sich von ihrem Gatten unverstanden und zu wenig unterstützt. „Ich nehme ihm jede Last des Alltags von der Schulter, sollte sich irrtümlicherweise mal eine dorthin verirrt haben“, beschwert sich Frau Dorek. Währenddessen wünscht sich ihr Mann lediglich Frieden. Der Berater versucht, die Ehepartner mittels verschiedener Übungen einander wieder näher zu bringen.

Schleppender Anfang

Recht schleppend begann die Aufführung. Besonders redefreudig zeigte sich das Paar nicht. Auf die Aufforderung des Beraters, einander Komplimente zu machen, reagierten Joana und Valentin zunächst mit Stille, gefolgt von Streitereien. Häufig ausreden ließ Joana ihren Mann nicht. Sie bedient das Klischee einer Frau, die ihren Mann nicht zu Wort kommen lässt. Auch typische Eheprobleme, wie Seitensprünge, das Versorgen der Kinder und das damit einhergehende Verglühen der Leidenschaft wurden lautstark diskutiert.

Irgendwann kam die Inszenierung ins Rollen, das Lachen des Publikums mehrte sich. Die Partner ließen einige Spitzen gegeneinander ab, wie Joana über ihren Mann: „Warum soll ich eine hohle Nuss knacken wollen, die nur aus Schale besteht?“. In anderen Momenten schien das Paar wiederum zu harmonieren. Kennengelernt haben sich Joana und Valentin bei einem Tauchausflug im Urlaub. „Wir waren eine klassische Unterwasserbeziehung. Wir hätten nie auftauchen sollen“, so Frau Dorek. „Zumindest nicht gemeinsam“, konterte ihr Mann. Bei dem ganzen Hin und Her schien irgendwann auch der Berater an seiner Klientel zu verzweifeln. Nach einigen weiteren Wortgefechten jedoch gelang es dem Therapeuten schließlich mit einem Trick, das Ehepaar wieder auf eine Wellenlänge zu bringen.

Er behauptete, seine Frau habe sich von ihm getrennt, und so stürzte sich das Paar Dorek auf die Eheprobleme ihres Beraters. Schnell bildeten Joana und Valentin eine Allianz gegen ihren Therapeuten und waren sich endlich einig. Sie stellten fest, dass ihr Berater seine Frau mit seinem unerbittlich positiven Denken zum Erfrieren bringt. Plötzlich eröffnete sich ihnen der Wert des Streitens, und sie konstatierten: „Lieber drei Mal verglühen, als ein Mal erfrieren.“ Es folgte ein etwas gedehntes Ende mit einer doch herzerwärmenden Tanzeinlage des Ehepaares Dorek. Die Schauspieler fügten sich gut in ihre Rollen ein und überzeugten mit ihrem Spiel. Einzig die Thematik erscheint etwas einseitig. Die Komödie richtet sich vor allem an ein reiferes Publikum mit langjähriger „Ehe-Erfahrung“, das sich mit den Figuren identifizieren kann. Während das Stück für besagtes Publikum ansprechend ist, bleibt der Humor für die jüngere Generation eher auf der Strecke.

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