Zweiter Info Abend zur Notunterkunft Steitz: "Tendenz geht zu 800 Flüchtlingen"

SANKT AUGUSTIN · Die ersten Flüchtlinge ziehen mehrere Wochen später als ursprünglich geplant in die ehemalige Medienzentrale der Bundeswehr in Sankt Augustin ein. Vermutlich kommen sie erst im Oktober auf das Areal an der Alten Heerstraße. Vorgesehen war zunächst der 1. September.

Das teilte die Stadt gestern auf der zweiten Informationsveranstaltung zur Zentralen Unterbringungseinheit (ZUE) des Landes mit. Der Grund: Der Umbau des Gebäudes dauert länger als angenommen. "Es verzögert sich bis in den Oktober, weil die Sicherheits- und Brandschutzmaßnahmen noch getroffen werden müssen", sagte Bürgermeister Klaus Schumacher.

Wilhelm Steitz, stellvertretender Regierungspräsident der verantwortlichen Kölner Bezirksregierung, sagte zur Auslastung: "Die Tendenz geht derzeit eher zu 800 als zu 500 Flüchtlingen." Aber er schränkte ein: "Wir müssen sehen, was die Detailplanung ergibt. Es kann sein, dass auch nur 600 in der früheren Medienzentrale möglich sind." Vor drei Wochen waren 800 Asylbewerber nur in Spitzenzeiten vorgesehen.

Knapp 500 Besucher waren gestern Abend in die Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums (RSG) gekommen, Ende Juli hatten 400 Platz in der früheren Medienzentrale gefunden. Damals mussten weitere 400 Leute draußen bleiben, weil zu wenig Plätze vorhanden waren. Deshalb wählte die Stadt nun die größere Aula am RSG und bat im Vorfeld um Voranmeldung, 440 Bürger nutzten diese Möglichkeit. So fanden alle Platz.

Die Fragen der Bürger waren vielfältig: Gibt es mehr Polizei? Bleiben die Flüchtlinge wirklich drei bis sechs Wochen oder länger? Besteht eine gesundheitliche Gefährdung? Wird die ethnische Herkunft betrachtet? Zur letzten Frage sagte Steitz: "Nein, aber unsere Erfahrung ist: Die Menschen sind vor Auseinandersetzungen aufgrund ihrer Religion geflohen.

Deshalb ist es durchaus üblich, dass man in Deutschland einen syrischen Christen und einen syrischen Moslem Arm in Arm sieht." Eine Antwort, die für skeptisches Gebrummel im Publikum sorgte.

Zur Laufzeit der ZUE sagte Steitz: "Wir möchten mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben einen Vertrag über zehn Jahre schließen. Ob danach Schluss ist, kann ich nicht sagen." Reaktionen aus dem Publikum: keine.

Der spätere Einzug der Flüchtlinge hat auch aktuell schon Auswirkungen: Die Stadt bekommt derzeit weiter Flüchtlinge von der Bezirksregierung Köln zugewiesen, vergangene Woche 20. Erst wenn die ZUE in Betrieb geht, werden der Stadt keine Flüchtlinge zur anderweitigen Unterbringung mehr zugewiesen, denn sie übertrifft dann ihr Kontingent.

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