Richtung Flugplatz Hangelar Seltener Weißohrbülbül büxt in Beuel aus

Sankt Augustin · Ein zahmer Weißohrbülbül büxte aus Beueler Garten zum Flugplatz Hangelar aus. Mitarbeiter versorgen seitdem den seltenen Vogel. Die Recherche nach Besitzer verläuft erfolgreich.

 Auf eine Tasse Wasser: Der zahme Weißohrbülbül Bubby fühlt sich am Flugplatz Hangelar wohl.

Auf eine Tasse Wasser: Der zahme Weißohrbülbül Bubby fühlt sich am Flugplatz Hangelar wohl.

Foto: Thomas Heinemann

Fliegende Gäste gibt es am Verkehrslandeplatz Hangelar täglich. Aber so einen seltenen Gast wie jüngst hatte Flugplatzleiter Jürgen Unterberg noch nie: Am Zaun der Besucherterrasse unterhalb des Turms stolzierte ein auffälliger Vogel umher.

Unterberg, der regelmäßig aus Neugierde und auch aus Gründen der Flugsicherheit mit dem Fernglas und einem Fachbuch Ausschau nach tierischen Gästen hält, staunte nicht schlecht: „Wir haben hier zahlreiche tierische Stammgäste. Kraniche, die unseren Platz in verschiedenen Höhen ansteuern, aber auch Kiebitze, die im Frühling in großen Schwärmen kommen, gehören dazu. Auch die Feldlerche, der Steinschmätzer, Bussarde und Falken, in eiskalten Wintern auch der Graureiher.“

Möwen, die sich zuweilen auf der warmen Asphaltbahn aufwärmen, könnten mit landenden und startenden Flugzeugen kollidieren, weshalb der Betriebsleiter tierische Besucher genau im Blick hat und umso mehr über den eigenwilligen Gast staunte: „In meinen Büchern war nicht ein einziger Vogel, der diesem Exemplar annähernd ähnlich sah. Er war größer als die uns bekannten Meisenarten und rundlicher als eine Bachstelze.“

Ein schwarzer Kopf mit zwei großen weißen Flecken am Hals, dunkelbraun bis graues Gefieder, hellgrauer Bauch und ein gelber Bürzel – das weckte nicht nur die Neugierde des Flugplatzleiters. Besucher und auch die Mitarbeiter der Tankstelle und der Verwaltung kamen, um den buchstäblich handzahmen Vogel aus nächster Nähe zu betrachten. „Als er am nächsten Morgen wieder da war, haben wir unser Bestes gegeben, ihn mit ein paar Körnern und Wasser zu versorgen“, so Unterberg, der parallel dazu auf Spurensuche ging. Er durchsuchte einschlägige Internetportale mit Informationen zu europäischen Vögeln – ohne Erfolg.

Treue, handsame Vögel

Da der Ornithologe am Bonner Museum König nicht erreichbar war, weitete der Flugplatzchef die Suche bundesweit aus und informierte die Experten vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern. In dessen Referat für Artenschutz im bayrischen Hilpoltstein südlich von Nürnberg brauchte man nicht lang, um das Rätsel zu lösen: Es handele sich um einen Weißohrbülbül, und genau ein solcher Vogel werde gerade in Bonn vermisst, wie eine Kleinanzeige im Internet verrate.

Ein Anruf genügte, und schon eilte Besitzer Sarhink Mellar aus Bonn-Beuel zum Flugplatz nach Hangelar, um den hierzulande seltenen Vogel in Empfang zu nehmen und das Geheimnis um dessen Herkunft zu lüften: „Ich habe die ursprünglich aus Asien stammenden Weißohrbülbüle als kleines Kind in meiner Heimat im Nordirak kennengelernt. Dort werden die Vögel gehalten wie hierzulande Kanarienvögel oder Wellensittiche.“

Sie seien sehr treu, handzahm und auf Menschen fixiert, erklärt der Bonner Vogelliebhaber: „Sie setzen sich auch auf die Hand oder die Schulter, weil sie die Nähe suchen.“ Täglich werde der Käfig geöffnet, damit Bubby, so der Name des ausgebüxten männlichen Weißohrbülbüls, und seine noch namenlose Partnerin ihre Runden drehen können – im Haus und auch im Garten, betont Sarhink Mellar: „Das ist überhaupt kein Problem. Sie bleiben immer in Sichtweite des Hauses und kommen immer wieder zurück.“

Zumindest bislang war das so: Warum Bubby einen Ausflug zum fünf Kilometer entfernten Flugplatz wagte, weiß der Eigentümer nicht. Flugplatzchef Jürgen Unterberg ist zumindest froh, dass der Vogel nun wieder sein sicheres Zuhause erreicht hat – und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Landegebühren haben wir selbstverständlich nicht erhoben.“

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