Mitgliederschwund Sankt Augustiner Sportkegelverein fehlt der Nachwuchs

Sankt Augustin · Noch haben die Sportkegler aus Sankt Augustin vier Herrenmannschaften, die regelmäßig an Ligaspielen teilnehmen. Aber der Verein Agger-Sieg bangt um seine Zukunft. GA-Mitarbeiterin Sofia Grillo probiert den Sport aus.

 „In die Vollen“: Kegel-Trainerin Mona Struk schaut zu, wie GA-Mitarbeiterin Sofia Grillo mit der Kugel umgeht.

„In die Vollen“: Kegel-Trainerin Mona Struk schaut zu, wie GA-Mitarbeiterin Sofia Grillo mit der Kugel umgeht.

Foto: Holger Arndt

Ein dumpfer Knall, dann das klackende Geräusch von Kegeln, die der Länge nach auf den Boden fallen: Diese Hintergrundgeräusche wiederholen sich in den Vereinsräumen der Sportkegler Agger-Sieg stetig. Die Mitglieder des Vereins geben an ihrem regelmäßigen Trainingstag auf den gemieteten Bahnen in Menden mal wieder alles: Sie werfen die schweren Kugeln mit dem Ziel, möglichst viele Kegel am Ende der Bahn zu treffen. „In die Vollen werfen“ nennt sich das. Dabei nehmen sie elegant Anlauf mit drei Schritten und befördern die Kugel kraftvoll auf die Bahn. Die Spieler sind im Alter zwischen 60 und 85 Jahren. Und genau da liegt laut dem Vorsitzenden Wilhelm Marquardt das Problem für den Verein. „Uns fehlt der Nachwuchs.“

Damit sind die Sportkegler Agger-Sieg von einem bundesweiten Trend betroffen: Vor 30 Jahren war Kegeln noch ein Massenphänomen, heute ist das Image des Sports angestaubt, und viele Vereine stehen wegen Mitgliedermangel vor dem Aus. Noch haben die Sportkegler Agger-Sieg 60 aktive und inaktive Mitglieder. Der jüngste Spieler sei 40, der älteste 86 Jahre alt, sagt Marquardt. Doch wenn nicht wieder neue Mitglieder nachkämen, würde dem Verein irgendwann die Substanz fehlen, um sich mit den Mitgliederbeiträgen über Wasser zu halten und weiterhin mit Mannschaften an Wettkämpfen teilzunehmen. Noch haben die Sportkegler aus Sankt Augustin vier Herrenmannschaften, die regelmäßig an Ligaspielen teilnehmen. Die Damenmannschaft habe sich leider schon aufgelöst, so Marquardt.

Vieles versucht, um neue Mitglieder zu gewinnen

Der 81-jährige Vereinsvorsitzende hat schon vieles versucht, um neue Mitglieder zu gewinnen: „Ich bin an Schulen herangetreten, an die Hochschule in Sankt Augustin, auch an Firmen und die Bundespolizei.“ Mit einer Gruppe von Bundespolizisten sei es fast zum regelmäßigen Training gekommen, doch das habe dann kurzfristig nicht mehr geklappt, sagt Marquardt etwas geknickt. Er würde sich wünschen, dass der Verein wieder eine Basis von Erwachsenen im Alter von 20 bis 40 Jahren aufbauen könnte. Mit dieser Basis könne man dann auch wieder Jugendarbeit machen. „Wir haben hier alle Möglichkeiten, neue Mannschaften zu gründen“, sagt Marquardt. Der Verein ist der alleinige Mieter der Kegelbahnen an der Gutenbergstraße und könnte deswegen flexibel weitere Trainingszeiten vereinbaren.

Die 68-jährige Mona Struk und die 67-jährige Eva Bauer haben sogar einen Übungsleiterschein und können Kegel-Anfänger trainieren. Als sich der Verein 2001 gründete, hatte er auch eine Jugendmannschaft, die von den beiden Frauen trainiert wurde. Die Mannschaft hat sich jedoch 2005 aufgelöst. „Es wäre schon schön, wieder zu trainieren. Das hat immer richtig Spaß gemacht, den Fortschritt der jungen Leute zu beobachten und mit ihnen auf Wettkämpfe zu fahren“, sagen die beiden sportlichen Damen.

Ein Selbstversuch

Ich wage einen Selbstversuch. 23 Jahre alt, wenig Kegel-Erfahrung, aber Spaß am gemeinsamen Bowlen mit Freunden, gehöre auch ich zu der Nachwuchs-Zielgruppe der Sportkegler Agger-Sieg. Eine Bahn ist nun frei, und so kann ich selbst ausprobieren, wie gut und schnell man diesen Sport meistern kann. Mona Struk habe ich als Trainerin schon kennengelernt. Jetzt stellt sie sich mit mir an die Bahn und erklärt die Schrittkombination sowie die Arm- und Handbewegung. Die ersten Male sind recht holprig: Die Kugel landet zwar jedes Mal auf der Bahn und kommt auch bei den Kegeln an, doch ich werfe kaum welche um.

Die Technik müsse mir erst in Fleisch und Blut übergehen, dann könne ich auch Kraft in den Wurf legen, erklärt Struk. Also: üben, üben, üben. Bald schaffe ich es, mehr Elan in meinen Anlauf zu legen, und die Kugel kommt etwas schneller am Ende der Bahn an. „Jaaa! Gar nicht schlecht“, ertönt es hinter mir von meinen Zuschauern. Wirklich viele Kegel habe ich immer noch nicht umgeworfen, aber wenigstens sah die Bewegung schon nach Kegeln aus. Es ist ja bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ich hatte jedenfalls den gleichen Spaß, den ich beim Bowling habe – und jemanden an der Seite, der mir gute Tipps gibt. Außerdem: Vereinsmitglieder zahlen monatlich 19 Euro und können unter der Woche zwei Mal sowie mehrmals am Wochenende trainieren und spielen. Das ist wesentlich günstiger als das Mieten einer Bowlingbahn.

Die Sportkegler Agger-Sieg trainieren mittwochs und freitags ab 16 Uhr in der Gutenbergstraße 1-3 in Menden. Weitere Auskunft gibt Vereinsvorsitzender Wilhelm Marquardt unter (02241) 34 34 67 oder per E-Mail an willi@familiemarquardt.de.

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