Im Schmerbroicher Wald Raupen fressen ganze Bäume kahl

SANKT AUGUSTIN · Es sieht gespenstisch aus. Als hätten irgendwelche außerirdische Wesen, Feen oder Zauberer Hand angelegt, zieht sich ein Gespinst über Bäume und Wiesen, das anmutet wie eine dünne Eisschicht.

 In dicken Trauben hängen die gefräßigen Raupen, die sich bald verpuppen, an hohen Grashalmen.

In dicken Trauben hängen die gefräßigen Raupen, die sich bald verpuppen, an hohen Grashalmen.

Foto: Michael Lehnberg

Kahl gefressen sind die Äste der silbern glänzenden Bäume, während nebenan die Bäume im satten Grün vor Kraft nur so strotzen. Im Schmerbroicher Wald am Rande des Golfplatzes ist dieses Naturschauspiel zu beobachten.

Die Raupe der Gespinstmotte ist millionenfach über die Traubenkirsche hergefallen, hat sie eingewebt und alle Blätter vertilgt, restlos alle. Nur vereinzelt interessierten sie andere Baumarten, etwa eine Eiche. "Aber sie frisst hauptsächlich den jungen Austrieb der Traubenkirsche", sagt Sankt Augustins Stadtsprecherin Eva Stocksiefen.

Nicht weit entfernt stehen Einfamilienhäuser im Schmerbroich mit wohl gepflegten Gärten und Bäumen. Auch Sylvia Lennox wohnt dort im Sperlingsweg. Sie läuft täglich durch den Wald mit ihrem Hund und hat den Überfall der Raupen den Stadt gemeldet. "Ich habe richtig Angst. Das kann man doch nicht so lassen", sagt sie und möchte, dass den unersättlichen kleinen Fressern der Garaus gemacht wird. "Aber seitens der Stadt will man nichts dagegen tun", so Lennox.

In der Stadtverwaltung sehen die Experten den Überfall der hungrigen Raupen gelassen. "Gesunde Bäume überleben das", sagt Stocksiefen. An Johannis im Juni würden die Bäume auch wieder austreiben. In diesen Tagen so die Stadtsprecherin, sollen sich die Raupen verpuppen.

"Dann ist es ohnehin vorbei mit der Plage", sagte Stocksiefen. In freier Natur würde die Stadt nichts unternehmen. In diesem Jahr seien wieder besonders viele Raupen unterwegs gewesen. Nicht jedes Jahr seien die Populationen gleich stark. Vor zwei Jahren sei der Befall aber ähnlich stark gewesen.

"Vielleicht ist das hohe Aufkommen bedingt durch den milden Winter, was man aber so genau nicht sagen kann", so die Stadtsprecherin. Es sei zwar selten aber möglich, dass die Raupen der Gespinstmotte auch Kirschbäume befallen. Sollten Bäume in privaten Gärten befallen sein, sollte die Raupen eingesammelt und der Gartenfachhandel bemüht werden, so der Rat der städtischen Experten. Bleibt nur zu hoffen, dass dann schneller gesammelt werden kann als gefressen wird.

Gespinstmotte

Die Familie der Gespinstmotten gehört zur Ordnung der Schmetterlinge. Die Raupen verursachen in vielen Regionen Europas bei Massenvermehrungen einen Kahlfraß an verschiedenen Laubhölzern. Dazu gehören etwa Traubenkirschen, Apfel-, Birnen- und Kirschbäume und auch Weiden. Ausgewachsene Gespinstmottenraupen sind etwa 20 Millimeter lang. Befallene Gehölze treiben in der Regel wieder aus. Deshalb wird der Befall als harmlos eingestuft.

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