Blumenaktion zum Muttertag Probleme von Frühchen-Eltern im Fokus

SANKT AUGUSTIN · Arnd Wydra strahlt am Freitag über das ganze Gesicht. Auf dem Arm hält er seine Tochter Hannah Sophie. Tags darauf darf er sie und seine Frau Carolin endlich vom Asklepios Krankenhaus abholen und mit nach Hause nehmen. Ein Moment, auf den die kleine Familie vier Monate lang gewartet hat.

 Schicksalsgemeinschaft (v.l.): Alexandra Bilz, Arnd Wydra, Baby Hannah Sophie, Oberärztin Beatrix Wiebe und Carolin Wydra. FOTO: HOLGER ARNDT

Schicksalsgemeinschaft (v.l.): Alexandra Bilz, Arnd Wydra, Baby Hannah Sophie, Oberärztin Beatrix Wiebe und Carolin Wydra. FOTO: HOLGER ARNDT

Arnd Wydra strahlt am Freitag über das ganze Gesicht. Auf dem Arm hält er seine Tochter Hannah Sophie. Tags darauf darf er sie und seine Frau Carolin endlich vom Asklepios Krankenhaus abholen und mit nach Hause nehmen. Ein Moment, auf den die kleine Familie vier Monate lang gewartet hat. So viel Zeit ist vergangen, seit Carolin Wydra in die Einrichtung kam und ihre Tochter per Kaiserschnitt gebar - viele Wochen zu früh. Mit nur 39 Zentimetern Länge und 1470 Gramm kam das kleine Mädchen am 10. Januar zur Welt. "Die Zeit war von Höhen und Tiefen geprägt", erinnert sich Carolin Wydra: "Ich freue mich auf zu Hause, aber ich gehe auch mit einem weinenden Auge, weil sich hier so toll um uns gekümmert worden ist."

Wie Hannah Sophie werden jedes Jahr sogenannte "Frühchen" in der Sankt Augustiner Klinik geboren und dort oft über viele Monate medizinisch versorgt, bevor sie zusammen mit ihren Müttern nach Hause können. Wie schwer diese Zeit für viele Frauen ist, weiß Beatrix Wiebe, leitende Oberärztin der Neonatologie: "Viele Mütter befinden sich hier in einer Art sozialer Isolation. Sie werden aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen; Freunde und Familie haben oft Berührungsängste."

Um den Betroffenen in dieser Lebenslage Halt zu geben und in der neuen Situation zu unterstützen, bietet der Bunte Kreis Rheinland bereits während des stationären Aufenthalts Hilfe an. Das interdisziplinäre Team, bestehend aus Kinderkrankenschwestern, Sozialpädagoginnen, Psychologinnen sowie Kinderärzten, arbeitet eng mit der Klinik zusammen und bietet bereits seit 2003 eine sozialmedizinische Nachsorge für Familien mit chronisch- und schwerkranken oder früh- und risikogeborenen Kindern an.

Diese Hilfestellungen wird auch Familie Wydra in nächster Zeit nutzen, denn nach der Entlassung ist ihre Tochter zunächst weiterhin auf eine Magensonde angewiesen. Vorerst nimmt die Familie daher unterstützende Pflege in Anspruch. Das Konzept wurde im Vorfeld in Absprache mit Wydra während des Krankenhausaufenthaltes ausgearbeitet, um der Familie zu Hause ein Gefühl der Sicherheit geben zu können. "Wir, der Bunte Kreis, begleiten den Weg der Entlassung, denn die Versorgung eines kranken Kindes stellt für alle Beteiligten eine große Herausforderung dar", erklärt Alexandra Bilz, Leiterin des Sankt Augustiner Teams an der Kinderklinik. Zu dem Aufgabenbereich gehören sowohl die Organisation der häuslichen Versorgung und eine sozialrechtliche Beratung als auch die Verarbeitung der allgemeinen Belastungssituation.

Wie schwierig die Situation bereits kurz nach der Geburt ist, zeigt sich an der Verunsicherung vieler Bekannter und Verwandter darüber, ob sie die Mutter zur Geburt beglückwünschen sollen. "Mit einer Blumenverteilaktion zum Muttertag auf der Station der Neonatologie möchte der Bunte Kreis darauf aufmerksam machen, dass auch diese Frauen Mütter geworden sind", berichtet Bilz. Die Aktion kam bei den Müttern und ihren Familien sehr gut an. Natürlich bekam auch Wydra ein kleines Blumengesteck überreicht, das aber nicht ihr Krankenhausnachtschränkchen schmückt, sondern bei ihr zu Hause in Remscheid einen Platz bekommen wird - in ihrem zuhause, auf das sie sich schon viele Monate gefreut hat.

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