Hilfe für Fünfjährige aus Togo Nur eine Operation kann Solveij retten

Sankt Augustin · Eine Fünfjährige aus Lomé, die derzeit in Menden lebt, leidet an Spina bifida. Helfer aus Siegburg und Sankt Augustin müssen 45.000 Euro für die komplizierte OP aufbringen.

 Die schwer kranke fünf Jahre alte Solveij aus Togo lebt mit ihrer Mutter Charlotte Atekpe derzeit in einer Pension in Sankt Augustin, wo sie darauf wartet, dass sie operiert werden kann.

Die schwer kranke fünf Jahre alte Solveij aus Togo lebt mit ihrer Mutter Charlotte Atekpe derzeit in einer Pension in Sankt Augustin, wo sie darauf wartet, dass sie operiert werden kann.

Foto: Holger Arndt

Zwei Berufe könnte sich Solveij Atekpe für sich vorstellen, wenn sie einmal groß ist. Den ersten Wunsch – Prinzessin– hat sie mit vielen Mädchen ihres Alters gemeinsam. Der andere klingt eher ungewöhnlich aus dem Mund einer Fünfjährigen: „Ärztin.“ Solveij hat in ihrem kurzen Leben bereits viele Tage in Krankenhäusern verbracht. Und wieder einmal ruhen alle ihre Hoffnungen und die ihrer Eltern auf den Menschen, die dort arbeiten. Solveij muss dringend operiert werden. Möglich ist das nur in Deutschland, nicht in ihrer Heimat Togo. Gelingt das nicht, wird sie sterben. Ihre Eltern setzen gemeinsam mit Helfern aus Siegburg und Sankt Augustin alles daran, dass eben das nicht passiert.

Solveij kommt 2012 in Lomé, der Hauptstadt Togos, zur Welt. Bei ihrer Geburt stellt der Arzt Spina bifida fest. Dabei handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Die Folgen sind gravierend: Solveijs Blase kann sich nicht kontrolliert entleeren. Gehen kann das Mädchen nicht. Immer trägt ihre Mutter Charlotte sie auf dem Arm.

Anschwellen des Kopfes droht

Die Ärzte in Togo empfehlen dringend eine Operation, um ein drohendes Anschwellen des Kopfes des Mädchens – eine häufige Folge der Erkrankung – zu verhindern. Doch bei der Behandlung kommen die Ärzte bald an ihre Grenzen. Aber der Zufall beschert der Familie neue Hoffnung.

2015 besucht Solveijs Vater Kpacha Atekpe Deutschland. Er ist Soldat und erhält 2015 im Rahmen der militärischen Ausbildungshilfe eine Fortbildung bei der Bundeswehr. Auch Deutsch muss er in dieser Zeit lernen. Dabei kommt er mit Hubert Knittel, seinem Lehrer beim Bundessprachenamt, ins Gespräch. „Vielleicht lag es daran, dass ich eine Tochter im gleichen Alter habe“, erinnert sich der 52-Jährige aus Köln. „Solveijs Schicksal ließ mich nicht mehr los.“

Schulden, um die Flüge zu bezahlen

Wenig später kommt das Mädchen mit seiner Mutter dank des Einsatzes von Knittel und seiner Ehefrau erstmals nach Sankt Augustin in die Asklepios Kinderklinik. Solveijs Vater verschuldet sich, um die Flüge zu bezahlen. Doch vor Ort ändert sich die Lage: Die Ärzte in Sankt Augustin stellen bei genaueren Untersuchungen fest, dass der Eingriff am Kopf nicht notwendig ist, doch Blase und Nieren machen den Medizinern Sorge. „Wir konnten die Stiftungen überreden, das durch das Nicht-Zustandekommen der Operation ersparte Geld für Katheter auszugeben“, so Knittel.

So versorgt kehren Solveij und ihre Mutter zunächst nach Togo zurück. Dann verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Mädchens rapide, eine erneute Reise nach Deutschland ist unabwendbar. Um die Flugtickets zu bezahlen, nimmt Solveijs Vater an einem einjährigen Blauhelm-Einsatz in Mali teil – ein Einsatz, den er fast mit dem Leben bezahlt. Seine Einheit gerät in einen Hinterhalt. Ein togolesisches Mitglied der Friedenstruppe stirbt, mit Glück überlebt Kpacha Atekpe. „Ich vermisse ihn sehr“, sagt Solveij.

45.000 Euro Kosten

Zurück in der Kinderklinik in Sankt Augustin dann die niederschmetternde Nachricht: Solveijs Nieren sind schwer geschädigt. Eine sogenannte Blasenaugmentation könnte das Mädchen retten, doch die Operation kostet 45.000 Euro. „Ich dachte: Jetzt ist es vorbei. Das können wir nicht schaffen“, erinnert sich Mutter Charlotte Atekpe. „Der Eingriff ist zumindest im Kindesalter sehr speziell“, sagt Professor Thomas Boemers, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie des Kölner Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße.

Boemers sagte der Familie zu, den komplizierten, rund vierstündigen Eingriff durchzuführen, und er findet klare Worte: „Da in Afrika eine Nierentransplantation und Dialyse nicht möglich sind, würde das Kind zu Hause sehr bald sterben.“ Obwohl das Besuchervisum von Solveij und Charlotte abgelaufen ist, hat es Knittel mit weiteren Helfern geschafft, dass Mutter und Kind vorerst in einer Pension in Sankt Augustin bleiben können.

Asylantrag gestellt

Die Familie hat einen Asylantrag gestellt. Miete und Lebensunterhalt werden ebenfalls von den Helfern bestritten. „Ich bin unendlich dankbar für all die Hilfe“, sagt Charlotte. Gleichzeitig hofft sie, dass die Geldsumme, von der das Leben ihrer Tochter abhängt, irgendwie zusammenkommt. Spenden für Solveij sind möglich unter dem Stichwort „Solveij 31473“ an „Bild hilft e.V. – Ein Herz für Kinder“, IBAN DE 1720 0700 0000 8787 8500.

Einen großen Wunsch hat auch Solveij: „Ich würde so gerne irgendwann einmal ohne Mama oder Papa gehen – irgendwohin – und dann zurückkommen.“

Wer Solveij und der Familie helfen möchte, kann sich an Hubert Knittel unter 0178/7380374 wenden.

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