Wanderfische Niedrigwasser setzt den Lachsen an der Sieg zu

Sankt Augustin · Siegburger Fischschützer informieren am Buisdorfer Wehr an der Sieg über das Wanderfischprogramm. Lachs und Aal fühlen sich in der Sieg wohl. Nur das wenige Wasser macht den Fischen derzeit zu schaffen.

Maifisch, Bachforelle, Nordseeschnäpel, Flunder, Aale und Lachse – sie alle zählen zu den Wanderfischen, die im Laufe ihres Lebens lange Reisen zwischen ihrer Kinderstube, ihren Lebensräumen und ihren Laichorten zurücklegen. Ein Weg, der voller Hürden und Gefahren ist: Fressfeinde, unpassende Bach- und Flusslandschaften mit fehlenden Laichgründen, Wasserverschmutzung, Staustufen, Wehre und auch Wasserkraftwerke, deren Turbinen kein Jungfisch überlebt, sagt Klaus Weisser. Der stellvertretende Vorsitzende des Fischschutzvereins Siegburg hatte am Sonntag dazu eingeladen, die Kontroll- und Fangstation am Buisdorfer Siegwehr zu besichtigen und sich dabei über den Schutz des Lebensraums Sieg und ihrer schützenswerten Wanderfische zu informieren.

Und davon gibt es in der Sieg mehr, als gemeinhin bekannt ist, so Weisser: „Der Lachs ist nur die bekannteste Galionsfigur. Leider können wir beim aktuellen sehr niedrigen Wasserstand in der Sieg keine Lachse aufsteigen oder springen sehen.“ Normalerweise nehmen die Lachse auf ihrer Reise zu ihren Geburtsorten Anlauf, um über das Buisdorfer Siegwehr zu springen. Oder sie durchschwimmen die Fischtreppe, um dann die Kontroll- und Fangstation der Fischschützer zu passieren. Auch hier hat sich der Lachs am Sonntag rar gemacht. „Biologisch ist das Niedrigwasser eine Katastrophe, weil die Lachse alle in Warteposition in den Flüssen stehen und sich dort womöglich sogar totschwimmen, weil kein Regen in Sicht ist.“

Ein Umstand, bei dem der Mensch derzeit machtlos sei, erklärte Klaus Weisser den knapp 50 Besuchern: „Wir halten die Population der Wanderfische zum Teil mit künstlichem Besatz hoch, auch, weil die Selbsterhaltung für einige Wanderfischarten noch nicht erreicht ist. Das Leben der Wanderfische ist ein komplexer Kreislauf.

Renaturierungen und Fisch-Aufstiegshilfen

Wird ein Wanderfisch auf seiner Reise vom Geburtsort über die Flüsse und Bäche ins Meer und wieder zurück aufgehalten, ist der Kreislauf der Selbsterhaltung einer Population unterbrochen.“ Das Bewusstsein für den Lebensraum Fluss habe in den 1980er Jahren nur zögerlich eingesetzt, erinnert sich der Fischschützer: „Mit der Sandoz-Katastrophe 1986, als plötzlich Tausende tote Fische im Rhein schwammen und jeder mit eigenen Augen sehen konnte, wie viel Leben noch im stark verschmutzten Rhein steckte, kam das Thema auch in der Gesellschaft an.“

Renaturierungen, Schutzmaßnahmen wie Leitrechen vor Wasserkraftwerken, Fisch-Aufstiegshilfen und auch der künstliche Besatz hatten in der Sieg den bundesweiten besten Erfolg: Das Wildlachszentrum Rhein-Sieg zählte allein seit 2013 rund 1,5 Millionen Junglachse und hat zusätzlich zum Aufbau der Population in diesem Jahr etwa 505.000 Augenpunkteier von Lachsen in der Sieg ausgesetzt.

Aber auch Bachforellen und Aale profitierten von den Maßnahmen, die den Lebensraum Sieg aufwerten, so Klaus Weisser: „Damit Wanderfische sich wohlfühlen und überleben können, braucht es sauerstoffreiche, schnell fließende, kühle und selbstentschlammende Bäche und Flüsse auf der gesamten Wanderstrecke. Davon sind wir aber noch weit entfernt.“ Die Zählungen an der Kontroll- und Fangstation dokumentierten die Erfolge des Wanderfischprogramms, betonte der Fischschützer: „Aber Fische sind unter Wasser lautlos. Ihr Leiden ist für uns nicht zu hören.“

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