Niederpleis Neues Bett für den Schleuterbach

SANKT AUGUSTIN · Der Schleuterbach, ein kleines Bächlein in Niederpleis, hat für einigen Wirbel im Augustiner Rathaus gesorgt, weil er nicht so fließt, wie er fließen darf. Das Wasser wird seit vielen Jahren rechtswidrig in die Kanalisation geführt.

 Von dem Teich oberhalb des Tannenwegs aus wird der Schleuterbach in ein neues Bett geführt. Martina Hirschberg zeigt Axel Walterscheid die Richtung.

Von dem Teich oberhalb des Tannenwegs aus wird der Schleuterbach in ein neues Bett geführt. Martina Hirschberg zeigt Axel Walterscheid die Richtung.

Foto: Michael Lehnberg

"Das ist aber strengeren, neu gefassten Gesetzen der vergangenen Jahre geschuldet. Was früher legal war, ist heute illegal", sagt Erster Beigeordneter Rainer Gleß. Doch so wird es nicht bleiben. Das Gewässer wird renaturiert und erhält ein neues Bett. Dort, wo er heute noch durch ein Rohr fließt, wird der Bach stillgelegt.

Eigentlich sollten in der vergangenen Woche die Baggerarbeiten beginnen. Doch weil in dem Wäldchen oberhalb der Waldstraße in Niederpleis nicht ausgeschlossen werden kann, dass Vögel brüten, ist der Baubeginn auf September verschoben worden.

"Da können wir jetzt nicht rein. Wir wollen Störungen während der Brutzeit verhindern", sagt Martina Hirschberg, Geologin und Geschäftsführerin des Wasserverbandes Rhein-Sieg, der für das Naturprojekt zuständig ist.

Spannend wird das allemal. "Hier im Wald soll es noch Hügelgräber aus der Bronzezeit geben. Deshalb haben wir auch eine archäologische Begleitung", sagt Hirschberg. Es sei gut möglich, dass man auf alte Urnen und Skelette stoße. Immerhin werden rund 2500 Kubikmeter Erde ausgehoben, um das neue Bett zu graben.

"Es wird eine flache Böschung und eine breite Sohle erhalten", sagt Axel Walterscheid", Techniker beim Wasserverband. "Das wird deshalb so angelegt, damit sich das Gewässer so natürlich wie möglich entwickeln kann."

Der Bach wird von dem kleinen Weiher im Wäldchen oberhalb des Tannenwegs Richtung Osten verschwenkt. Am Weiher selbst wird ein Überlauf eingebaut. "Der sichert den kontinuierlichen Abfluss in das neue Bachbett", sagt Walterscheid. Der Bach fließt dann rund 900 Meter durch den Waldstreifen in den Siemensbach.

An der Stelle wird überdies ein neues Regenrückhaltebecken gebaut. Kurz vor der Einmündung kreuzt der Schleuterbach einen Spazierweg. Dort wird eine von zwei Holzbrücken neu gebaut. Von dort aus fließt das Wasser zum Teil verrohrt durch Niederpleis in den Pleisbach. Rund 400.000 Euro gibt die Stadt Sankt Augustin für das Projekt aus.

Auch der Siemensbach wird optimiert und in einem Teilabschnitt um das gleichnamige Gewerbegebiet herumgeführt. Damit der Schleuterbach in seinem neuen Bett auch die Barriere der Straße "Am Kreuzeck" überwinden kann, wird an der Stelle ein Durchlass gebaut. "Das wird Gewässer- und Amphibientunnel in einem sein", sagt Walterscheid.

Wenn die Bauarbeiten beginnen, wird für den ersten Bauabschnitt ein Teil des Waldparkplatzes gesperrt, weil der Aushub zum Abtransport zwischengelagert wird. Auch der Waldweg wird in dieser Zeit nur eingeschränkt nutzbar sein und aus Sicherheitsgründen gesperrt. Diese Arbeiten werden etwa drei Wochen in Anspruch nehmen.

Danach arbeiten sich die Bagger bis zum kleinen Weiher oberhalb des Tannenwegs vor. Einige Tannen und Nadelgehölze wurden schon gefällt, unter anderem auch aus Sicherheitsgründen. Sie sollen durch heimische, standortgerechte Baumarten wie Erle, Esche, Ahorn oder Hainbuche ersetzt werden. "Dort soll sich ein hochwertiger Waldstreifen entwickeln", so Hirschberg.

Offen ist noch, was mit dem etwa 30 Jahre alten südamerikanischen Mammutbaum am Rand der Wohnbebauung passiert. Der Koloss steht direkt an einem Privatgarten, stellt derzeit aber keine Gefahr dar. "Den werden wir wohl erst mal stehen lassen", meint Hirschberg.

Der Wasserverband
Seit seiner Gründung im Jahr 1965 ist der Wasserverband mit Sitz in Siegburg zuständig für die Unterhaltung und Pflege der Fließgewässer in elf Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises und des Oberbergischen Kreises. Dazu gehören die Städte und Gemeinden Siegburg, Sankt Augustin, Hennef, Königswinter, Bad Honnef, Eitorf, Windeck, Waldbröl, Ruppichteroth, Neunkirchen-Seelscheid und Much. Das gesamte Verbandsgebiet erstreckt sich über ein Areal von 500 Quadratkilometern.

Damit bewirtschaftet der Wasserverband Bachläufe mit einer Gesamtlänge von 1600 Kilometern. Dazu kommt der Betrieb von sechs Hochwasserrückhaltebecken, 250 Einlaufbauwerken und Rechenanlagen sowie 35 Sand- und Geröllfängen. Derzeit beschäftigt der Verband 15 Mitarbeiter. Weitere Informationen unter www.wasserverband-rsk.de.

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