Verein "Gemeinsam Leben" Nach langem Weg auf der Zielgeraden

SANKT AUGUSTIN · Ein langer Weg führt auf das letzte Stück der holprigen Strecke: Am Freitag setzten Mitglieder der Genossenschaft "Gemeinsam Wohnen mit Jung und Alt" den Grundstein für ihr Wohnhaus. An der Marktstraße in Menden entsteht bis zum Frühjahr 2014 ein Bau, unter dessen Dach mehrere Generationen neben-, aber auch miteinander wohnen. 28 Wohneinheiten baut die Genossenschaft. Nur noch drei sind tatsächlich vakant.

 Der Grundstein für das Mehrgenerationenhaus ist gelegt (vorne von links): Sieglinde von Normann, Peter Kelkel, Connor und Marie-Luise Tepper.

Der Grundstein für das Mehrgenerationenhaus ist gelegt (vorne von links): Sieglinde von Normann, Peter Kelkel, Connor und Marie-Luise Tepper.

Foto: Antonia Clausen

"Wir sind froh und glücklich, endlich auf der Baustelle angekommen zu sein", sagte Marie-Luise Tepper, Sprecherin der Genossenschaft. Seit 2009, als in einem kleinen Kreis die Idee zum gemeinsamen generationenübergreifenden Wohnen geboren wurde, engagiert sie sich für die Umsetzung.

"Der Verein, der den Titel 'Gemeinsam Leben - Wohnen mit Jung und Alt' trägt, ist damals aus einer Initiativgruppe entstanden", erzählt sie. Mit dem Ziel, das Leben mit Menschen jeder Altersgruppe in lebendiger Nachbarschaft zu verbreiten und zu fördern, kauften die Mitglieder 2011 ein passendes Grundstück. "Das ganze Vorhaben wäre gescheitert, wenn nicht Verwaltung und Politik hinter uns gestanden hätten", betonte sie. Ausdrücklich dankte sie im Namen des Vereins denen, die mit Rat und Tat, Tipps und Engagement mehr als eine Hürde aus dem Weg geräumt hätten.

"Mit Unterstützung des Vereins wurde dann im August 2012 die Genossenschaft gegründet. Alle Bewohner des Hauses sind Genossenschaftsmitglieder und bringen sich über unterschiedliche finanzielle Anteile in das fünf Millionen Euro teure Projekt mit ein", erklärte Peter Kelkel vom Verein. Drei verschiedene Wohnformen gibt es für die Einheiten, die zwischen 45 und 114 Quadratmeter groß sind: Für 16 Wohnungen wird nach einer Eigenkapitaleinlage in die Hände der Genossenschaft in Höhe von 20 oder 50 Prozent des Errichtungswerts ein Nutzungsentgelt - quasi eine Miete - aufgerufen.

Vier Wohnungen sind vergeben an Inhaber von Wohnberechtigungsscheinen, die aber ebenfalls einen finanziellen Anteil von 20 Prozent mitbringen müssen. Die übrigen acht Wohnungen - die alle bereits weg sind - wurden zu 100 Prozent von den künftigen Inhabern finanziert. Dafür haben die Bewohner ein notariell beurkundetes Dauerwohnrecht, das vererb- und veräußerbar ist. "Vier Wohnungen sind reserviert, drei Mietwohnungen noch frei. Eine davon ist 97 Quadratmeter groß, die beiden anderen jeweils knapp 58 Quadratmeter", so Kelkel. Der Errichtungswert belaufe sich auf 2200 Euro pro Quadratmeter.

Wer dort einzieht, passiert tagtäglich den großen Eingangsbereichs des barrierefreien und energieeffizienten Baus. Dort wird auch der Grundstein eingemauert, in dem gestern neben einer Ausgabe des General-Anzeigers und Wünschen der künftigen Bewohner auch zwei bemalte Steine versenkt wurden. "Die Steine haben unserer Jüngsten im Haus bemalt", freute sich Tepper. Eineinhalb und vier Jahre alt sind die beiden Kinder, die sich ab März kommenden Jahres in Wohnanlage, Gemeinschaftsraum, Werkräumen oder Gartenhof tummeln. Die ältesten Bewohner sind Mitte siebzig. Kelkel: "Für Besuch gibt es ein hauseigenes Gästeappartement mit Küche und Bad."

Zu Gast bei der Feier auf der Baustelle war auch Bürgermeister Klaus Schumacher: "Die Lage mit Blick auf den Esel auf dem gegenüberliegenden Mendener Markplatz ist bestimmt nicht zufällig gewählt. So einem Esel wird ja eine gewisse Sturheit nachgesagt, genauso wie seine Fähigkeit, Lasten über weite Strecken zu tragen", meinte er. Er freue sich, dass es solch "sture" Menschen in Sankt Augustin gebe, die mit Willenskraft und Ausdauer ein Ziel verfolgten.

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