Leitsystem am Huma-Kreisel Leitlinien in Sankt Augustin führen ins Nichts

Sankt Augustin · Das taktile Leitsystem am Huma-Kreisel in Sankt Augustin führt die Sehbehinderten zu einer tiefen Stufe ins Niemandsland. Auch wenn aufgestellte Gitter Schutz bieten sollen: Als Sehender macht man vor Scham lieber die Augen zu, meint Thomas Heinemann.

Wie wertvoll das Augenlicht für uns ist, merken wir erst dann, wenn es entschwindet. Augen zu und durch ist da keine Alternative. Erblindete lernen daher, ihr Umfeld mit Hilfsmittel zu erkunden, etwa mit dem Lang- oder Blindenstock. Das wissen auch Verkehrsplaner, die im Zuge der Barrierefreiheit neue Kreuzungen mit dem Blindenleitsystem ausstatten: Weiße Steine mit Noppen sagen, vereinfacht gesagt: „Achtung, hier bitte aufpassen“ und stehen an Abzweigungen, an Stufen oder Gehwegkanten. Lange Rillen dienen als Leitsystem und zeigen: „Hier geht’s lang“.

Schlecht nur, wenn die Leitrillen direkt ins Nichts führen, wie am neuen Huma-Parkhaus an der Rathausallee: Auch hier sind die neuen Fußgängerüberwege mit dem Leitsystem ausgestattet worden. Allerdings waren die Planer den Zukunftsplänen für das Umfeld der Baufelder MK 1 und 2 deutlich voraus: Die Rillen führen vom neuen Huma-Parkhaus über die Straße auf den gegenüberliegenden Gehweg, dort allerdings weiter geradeaus ins Niemandsland, wie sich die mehr als knietiefe Stufe zum Parkplatz hinter dem Technischen Rathaus beschreiben lässt.

Das darf natürlich nicht sein, weshalb nun zwei – zumindest für Sehende – auffällig rot-weiß lackierte Gitter am Ende der Leitlinien angebracht wurden. Vor dem Nichts steht für Erblindete nun eine „unsichtbare Wand“, die zumindest vor schmerzhaften Stürzen schützt. Da macht man als Sehender vor Scham doch lieber die Augen zu.

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