Umbau der alten Post Kritik an Plänen zum technischen Rathaus

SANKT AUGUSTIN · Stadt will die alte Post zu einem neuen Bürogebäude umbauen lassen. SPD und Grüne bezweifeln Wirtschaftlichkeit

 So könnte das technische Rathaus im Augustiner Zentrum nahe des Gymnasiums aussehen.

So könnte das technische Rathaus im Augustiner Zentrum nahe des Gymnasiums aussehen.

Foto: VISUALISIERUNG: STADT SANKT AUGUSTIN

Die Diaspora städtischer Büros in verschiedenen Gebäuden im Zentrum von Sankt Augustin will die Stadtverwaltung mit der Errichtung eines technischen Rathauses im alten Postgebäude an der Rathausallee lösen. Pläne hierzu hatte ein Investor entworfen. Doch ansehen wollte sich die Politik diese Pläne im jüngsten Zentrumsausschuss nicht. Sie schob den Tagesordnungspunkt auf Antrag der Grünen mit Mehrheit von SPD, FDP und Linken in den Haupt- und Finanzausschuss und damit die zur Präsentation angereisten Investoren bildlich vor die Tür (der GA berichtete).

Die Entscheidung war weniger eine städtebauliche, als vielmehr eine politische, obwohl der Ausschuss eigentlich nur zur Kenntnis nehmen, sprich informiert werden sollte, woran die Verwaltung gerade arbeitet. Die Mehrheit des Ausschusses aber wollte nicht das Gebäude an sich, sondern dessen Bedarf beraten wissen. Denn die Verwaltung hatte ihre Pläne damit begründet, dass bis zu 90 weitere Verwaltungskräfte in den kommenden 15 Jahren benötigt werden könnten.

Einzig die CDU hatte für eine erste Kenntnisnahme im Zentrumsausschuss Verständnis gezeigt. CDU-Fraktionsvorsitzender Georg Schell: "Vor einer endgültigen Bewertung des Vorschlags und vor allem vor einer Entscheidung muss selbstverständlich noch eine genaue und intensive Prüfung der Annahmen der Verwaltung und der sich daraus ergebenden Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojekts vorangehen, für die der Haupt- und Finanzausschuss das richtige Gremium ist. Dazu gehören auch Änderungen innerhalb des alten Rathauses, die dann zum Beispiel durch den Umzug des Bürgerservice aus dem Ärztehaus dorthin notwendig wären."

Potenzial sieht derweil die SPD auch im Rathaus selbst. "Es bestehen noch Kapazitäten im Rathaus, die nach einzelnen strukturellen Veränderungen noch deutlich besser genutzt werden könnten, dies ist bisher versäumt worden", sagt der Fraktionsvorsitzende Marc Knülle.

Das sieht die Verwaltung indes ganz anders. "Wir haben heute schon große Probleme, die Beschäftigten adäquat unterzubringen", begründet der Erste Beigeordnete Rainer Gleß die Pläne der Verwaltung. Gleichwohl: Die SPD hat laut Knülle "erhebliche Bedenken". Die Fakten, die seitens der Verwaltung herangezogen würden, stimmten laut Knülle nicht mit den Angaben im Haushalt überein. "Und sie passen auch nicht zu den Aussagen über die Personalentwicklung der Verwaltung der letzten Jahre", behauptet der SPD-Fraktionschef. Da reiche ein Blick in den gültigen Haushalt, der alle Ausführungen der Verwaltung zum technischen Rathaus widerlege. "Auch zur Mietsituation hieß es in den vergangenen Jahren, man könne daran kaum etwas verändern, wegen langer Mietverträge."

Bohrende Fragen zur Personalprognose stellt auch die FDP, die einem technischen Rathaus "grundsätzlich positiv gegenüber" steht. Gleichwohl fordert Fraktionschefin Stefanie Jung eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung sowie eine Übersicht, wo genau und warum mit zusätzlichem Personalbedarf gerechnet werde. Der unisono gestellten Forderung nach fundierten Fakten schließen sich die Grünen an. Fraktionschef Martin Metz: "Das ist kein städtebauliches Projekt, sondern eine Frage des verantwortungsvollen Umgangs mit Steuergeldern." Es gehe nicht um einen Investor. Es gehe um einen Anbieter, der ein Gebäude umbauen wolle, wenn sich die Stadt dort für Jahre verbindlich einmiete. "Um beurteilen zu können, ob das wirtschaftlich ist, wollen wir Fakten sehen."

Die will die Verwaltung ohnehin liefern. "Wir haben jetzt schon die Prognosen konkretisiert", sagte Stadtsprecherin Eva Stocksiefen. So gebe es elf Planstellen, die nicht besetzt seien. Darüber hinaus rechne die Stadt mittel- bis langfristig mit zusätzlich 30 Stellen. "Es sind einige Gesetzesänderungen geplant, was zusätzliches Personal bedeutet", so Stocksiefen. Überdies habe die Verwaltung keine ausreichende Zahl an Besprechungsräumen. Vor allem aber denkt die Verwaltung bei den Plänen an die Bürger. "Durch die verschiedenen Standorte der Dienststellen haben wir immense Reibungsverluste. Der Bürger hat Probleme zu erkennen, wo er hin muss", so Stocksiefen. Daher wolle man den Service verbessern.

Dass da noch gerechnet werden muss, weiß auch Gleß. "Ich sehe bei den Plänen aber nur positive Dinge", so der Beigeordnete. Vor allem könne man eine schwierige Immobilie im Zentrum einer sinnvollen Nutzung zuführen. "Dass sich das am Ende rechnen muss, versteht sich von selbst." Im kommenden Jahr wolle der Investor das Projekt in Angriff nehmen.

Büroraumkonzept

Derzeit sind die Sankt Augustiner Stadtverwaltungund einzelne Organisationseinheiten verteilt auf drei Standorte:das Rathaus, das Ärztehaus sowie in angemieteten Räumen imTechnopark. Teile der genutzten Flächen im zweiten und drittenStock des Ärztehauses sind im Eigentum der Stadt. Ein Facharzt hatkonkretes Interesse, sie zu erwerben. Mehrere Abstimmungsgesprächehaben bereits stattgefunden. Nach einem Umbau des altenPostgebäudes könnten dort vornehmlich die technischen Abteilungeneinziehen. Der Bürgerservice im Ärztehaus sowie der FachbereichKinder, Jugend, Schule würde dann wieder Platz im Rathaus finden.

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