Disput um FSJA Krach um städtische Jugendförderung in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Die Vorsitzenden des Vereins zur Förderung der städtischen Jugendeinrichtungen sind nach der angedrohten Kündigung durch die Stadt Sankt Augustin zurücktreten. Der Verein bietet der Stadt dennoch einen offenen Dialog an.

Zufälle gibt es in der Politik bekanntlich keine. So verwunderten die Reaktionen am Freitag kaum. Am Donnerstag wurde dem von Stadt und Politik 1999 gegründeten Verein zur Förderung der städtischen Jugendeinrichtungen (FSJA) seitens der Stadtverwaltung die Auflösung der Zusammenarbeit angekündigt (der GA berichtete). Bereits am Freitagvormittag erklärten der Vereinsvorsitzende Denis Waldästl (SPD), der zugleich Jugendhilfeausschussvorsitzender ist, und auch seine Stellvertreterin Monika Schulenburg (Grüne) ihren Rücktritt. Schon vor einigen Tagen hatten SPD, Grüne, Aufbruch und Linke sich bei der Verwaltung abgesichert, dass der Rücktritt vom Vereinsvorstand nicht auch einen Rücktritt vom Amt des Ausschussvorsitzenden bedingt.

Waldästl und Schulenburg betonen ihr politisches Gebot zur Neutralität gegenüber allen freien Trägern, aber auch die Pflicht, als Vorstand nicht zum Nachteil ihres Vereins zu handeln. „Diesen Interessenskonflikt lösen wir mit unserem Rücktritt auf.“ Beide Politiker wollen sich nun für eine gründliche ergebnisoffene Prüfung der Jugendarbeit stark machen und den hohen fachlichen Anspruch der Angebote erhalten.

Fachkräfte in der Jugendarbeit könnten abwandern

Den Erhalt der Angebote erhofft sich auch FSJA-Geschäftsführer Andreas Kernenbach: „Unsere Angebote für Kinder und Jugendliche sind mir unglaublich wichtig, aber auch die Zukunft unserer Mitarbeiter.“ Seine Sorge: Durch Verunsicherung könnten die schwer zu findenden Fachkräfte abwandern. Ferner könnten Schulen abspringen, in deren Ganztagsangeboten der Verein tätig ist: Schul- und Kalenderjahr unterschieden sich, man brauche daher frühzeitige Planungssicherheit, so Kernenbach.

Mit Kritik an Politik und Verwaltung hält sich Kernenbach indes zurück, bestätigt aber: „Das Vorgehen und die Sitzungsvorlage haben mich völlig überrascht. Auch, weil die Vorlage Aussagen enthält, die meine Mitarbeiter und mich sehr verwundern.“ So hatte der Verein bereits am 6. Dezember 2017 vor einer Ratssitzung allen Ratsmitgliedern einen 36-seitigen Bericht ausgehändigt: Angaben zu Mitarbeitern und Finanzen enthält die Broschüre ebenso wie Berichte von Gender- und geschlechtsspezifischen Projekten und der umfangreichen Arbeit mit Kindern mit Migrations- oder Fluchthintergrund – also jene Fakten, die die Stadtverwaltung vermisse.

"Verein darf Gemeinnützigkeit nicht verlieren"

Die Stadt wirft dem Verein unter anderem mangelnde Transparenz vor. Frühere, regelmäßige Gespräche seien seitens der Stadt ab Ende 2016 aber nicht mehr fortgeführt worden, so Kernenbach. „Wir sind für wirklich jede Form des Dialogs offen“, betont er und bietet an, auch städtischen Rechnungsprüfern oder externen Wirtschaftsprüfern Einblick in die Vereinsunterlagen zu gewähren. Bei der Forderung nach mehr Mitsprache der Stadt verweist der Geschäftsführer auf die Grenzen, die das Finanzamt schon im Jahr 2000 schriftlich mitgeteilt hatte: Ohne ein gewisses Maß an Selbstbestimmung würde der Verein das steuerliche Privileg der Gemeinnützigkeit verlieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort