Kultur in Sank Augustin Kabarett mit scharfer Zunge

Sankt Augustin · Der Träger des Deutschen Kabarettpreises René Sydow begeisterte auf Einladung des Lions-Fördervereins 130 Gäste im Haus Menden.

Preisgekrönter Kabarettist: René Sydow im Haus Menden.

Preisgekrönter Kabarettist: René Sydow im Haus Menden.

Foto: Thomas Heinemann

Das Leben und die Gesellschaft schreiben Geschichten, die sich oftmals mit Logik nicht mehr begründen lassen. So tragisch, verrückt und unglaublich klingen manche Dinge, dass man eher an ein Hollywood-Drehbuch als an die reale Welt glauben mag. Was passiert, wenn man dem Leben und der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, das durften die Gäste im Haus Menden am Donnerstagabend erfahren. René Sydow, mehrfach ausgezeichneter und jüngst mit dem Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises geadelter Kabarettist, war auf Einladung des Lions-Fördervereins nach Sankt Augustin gekommen.

Sein Programm „Warnung vor dem Munde“ war kein falscher Titel. Denn gleich zu Beginn entfesselte der gebürtige Radolfzeller seine messerscharfe Zunge mit einem Rückblick auf die Nachrichten des Tages: das erste graue Haar von Heidi Klum, der Tod des thailändischen Königs Bhumibol und der Friedensnobelpreis für Bob Dylan. „Heute sind auch drei Tierarten ausgerottet worden und bis zu 100 000 Menschen verhungert – aber das war heute nicht in den Nachrichten“, resümierte Sydow mit einem Seitenhieb auf die dominierenden Unterhaltungsmedien.

„Wir möchten uns lieber amüsieren, egal wie schlecht die Welt um uns herum ist.“ Not, Elend, Verzweiflung, das blende der Mensch zu einfach aus: „Ich weiß nicht, wann das angefangen hat, aber wann hat der Mensch eigentlich aufgehört zu denken?“ Alles habe sich gut entwickelt, Amerika zum Beispiel einen afroamerikanischen Präsidenten gewählt, Deutschland eine Frau zur Bundeskanzlerin gemacht, arabische Länder hätten sich mit einem „Frühling“ für mehr Demokratie und Freiheit von Despoten befreit – „und gleich in Ägypten einen neuen Diktator eingesetzt?“

Nicht auf jede Frage vermochte Sydow zu antworten, doch er gab sich auch nicht als „Chef-Ankläger“. Vielmehr legte er mit pointierendem Feinschliff den satirischen Finger in die Wunden. Und dabei manövrierte er derart treffsicher durch die Stilblüten und Auswüchse der Gesellschaft, dass kaum ein Auge trocken bleiben wollte.

Nicht nur den Gästen bereitete er eine große Freude, wie Ursula Herschel und Anke Riefers vom Lions-Förderverein feststellten. Herschel hatte den Kabarettisten im Bonner Pantheon gesehen. „Ich fand ihn gut“, sagte Herschel, nahm den Hörer in die Hand und orderte den Künstler für den Benefizabend im Haus Menden. „Wir haben über 130 Gäste gezählt,“ freute sich die Initiatorin. „Die Bäckerei Könsgen hat uns mit Brezeln und Birgitt Kreitz-Henn mit Biomilch für den Pausensnack versorgt“, freute sich auch Anke Riefers. Der Erlös des kabarettistischen Abends geht an die Awo-Kindertagesstätte in Meindorf.

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