Telekomprojekt bescherte „Neue Sporterfahrung“ Jugend des FC Adler Meindorf testet Blindenfußball

Sankt Augustin · Eine völlig neue Erfahrung erlebten am Wochenende die Spieler der B-Jugend des FC Adler Meindorf. Im Rahmen eines Projektes tauchten sie in den Blindenfußball ein.

 Die B-Jugend des FC Adler Meindorf machte die Erfahrung, ohne Einsatz der Augen Fußball zu spielen.

Die B-Jugend des FC Adler Meindorf machte die Erfahrung, ohne Einsatz der Augen Fußball zu spielen.

Foto: Holger Arndt

Über den Platz hechten, das Ziel, das gegnerische Tor, stets vor Augen und dann den Ball mit einem Schuss vorbei am Keeper im Kasten versenken – das ist Fußball. Kaum vorstellbar, dies mit verbundenen Augen zu tun. Doch genau das ist die Voraussetzung des Blindenfußballs.

Seit 2006 wird der Sport in Deutschland praktiziert, hat eine engagierte Bundesliga und begeisterte Spieler. Einer von ihnen ist Daniel Hoß, Spieler beim PSV Köln, ehemaliger Blindenfußball-Nationalspieler und Fußballer mit Leib und Seele, wie am Samstagnachmittag beim FC Adler Meindorf deutlich wurde. Dorthin hatte die Deutsche Telekom den Blindenfußballprofi im Rahmen ihres Projektes „Neue Sporterfahrung“ eingeladen.

„Wir sind seit 2009 mit unterschiedlichen Projekten in Deutschland unterwegs und zeigen Sportvereinen, dass Sport mit behinderten Menschen nicht einfach nur stattfindet, sondern auch richtig Spaß macht“, erklärte Simon Fink den Hintergrund des Projekts. Gemeinsam mit Katja Werz, beide von der Telekom, haben sie den Besuch in Meindorf organisiert.

Geschwärzte Skibrillen und Kopfschutz

Bereits die erste Übung verlangte der B-Jugend des Vereins viel Konzentration ab: Mit geschwärzten Skibrillen und Kopfschutz sollten die Kinder den Anweisungen von Daniel Hoß folgen. „Ein Schritt vor, einen nach links, eine ganze Drehung, einen Schritt zurück, einen Schritt nach rechts“, sagte Hoß, während sich die zuvor geordnete Spielaufstellung der Kinder in ein Chaos an Bewegungen auflöste.

Wie wichtig das Augenlicht für den Sehenden ist, war spätestens jetzt deutlich. „Wir haben fünf Sinne. 93 bis 95 Prozent der Sinnesnutzung geschieht durch das Sehen. Die anderen Sinne teilen sich die übrigen fünf Prozent“, erklärte der Blindenfußballprofi den Kindern: „Bei mir ist das etwas anders, meine anderen Sinne sind trainierter.“

Spieler müssen Gehör folgen

Neben einem guten Gleichgewichtssinn sind es vor allen Dingen die Ohren, die ein Spiel ermöglichen: Im Fußball sind Rasseln integriert, die Auskunft über die Lage des rollenden Balls machen. Steht oder fliegt der Ball, hört man nichts. Die Spieler müssen also ihrem Gehör folgen, aber auch den Ansagen des „Callers“, eines sehenden Spielers, der als „Auge des Teams“ hinter dem gegnerischen Tor steht und den Ball ins Tor lotsen soll.

Das versucht der ebenfalls sehende Torwart zu verhindern. Wie anspruchsvoll, komplex und zugleich spannend das sein kann, zeigten die konzentrierten Mienen der Jugendmannschaften des Adler Meindorfs, aber auch die Gespräche in den Übungspausen.

Genau so soll es sein, erklärte Vereins-Jugendwart Alexander Kemmer: „Wir nehmen unsere soziale Verantwortung als Verein ernst. Und es ist toll, wenn man Kinder mit sportlichem Spaß zeigen kann, wie wertvoll und keineswegs selbstverständlich es ist, dass man selbst so einfach durchs Leben laufen darf.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort