Sankt Augustin Im Einstein-Gymnasium stinkt es weiter

SANKT AUGUSTIN · Ein Schreiben des Verwaltungsvorstandes hat die Sankt Augustiner SPD-Fraktion auf die Palme gebracht. "Ich bin entrüstet", schimpft Fraktionschef Marc Knülle und kritisiert, dass die Verwaltung kein Geld in dem kommenden Doppelhaushalt für zum Teil zugesagte Baumaßnahmen an Schulen vorsieht.

 Das Schulzentrum Niederpleis: Bei einem alltäglichen Chemieversuch im Unterricht ist der Dampf nicht komplett abgezogen und hat den Feueralarm ausgelöst.

Das Schulzentrum Niederpleis: Bei einem alltäglichen Chemieversuch im Unterricht ist der Dampf nicht komplett abgezogen und hat den Feueralarm ausgelöst.

Foto: Holger Arndt

"Dringend anstehende Arbeiten werden so auf den Sankt-Nimmerleinstag vertagt", echauffieren sich Knülle und sein Fraktionskollege Denis Waldästl. Aus dem Schreiben an die Fraktionen, das dem General-Anzeiger vorliegt, geht hervor, dass die bereits zugesagte umfassende Grundsanierung der Toilettenanlagen am Schulzentrum Niederpleis vorerst nicht durchgeführt wird.

Laut Verwaltungsvorstand reichen die Rückstellungen für eine komplette Sanierung nicht aus. Somit könne die "seit Jahren bestehende Geruchsbelästigung nicht in Gänze beseitigt werden", heißt es in dem Papier. "Aber der Bürgermeister steht da im Wort und hat das noch auf der Abi-Feier zugesagt", ärgert sich Knülle. Allerdings will die Stadt "einzelne" Toilettenanlagen sanieren.

Für die SPD ist das viel zu wenig. Bereits seit 2009 ist laut Knülle der Sanierungsbedarf bekannt. "Jedes Jahr wird der Schulgemeinschaft aufs Neue die Abhilfe des Problems versprochen. Die Stadt wird ihrer Aufgabe als Schulträger nicht gerecht", sieht Knülle die Schuldigen in Bürgermeister Klaus Schumacher und Schuldezernent Marcus Lübken.

Das offene Investitionsvolumen von 63 Millionen Euro lasse tief in die Arbeit des Verwaltungsvorstandes blicken. Was Waldästl und Knülle besonders ärgert, ist der Umstand, dass die eigens eingerichtete "Arbeitsgruppe Baumaßnahmen" an Schulen sowie der Schulausschuss nicht informiert wurden und folglich auch die Problematik nicht beraten konnten.

Es gehöre aber zum politischen Stil, diese Mittelanmeldungen mit der Politik gemeinsam zu erörtern. "Schumacher und Lübken haben die schulische Infrastruktur in Sankt Augustin über Jahre verkommen lassen und wissen nun kaum, wie sie der Situation Herr werden sollen", so Knülle und Waldästl.

Zudem sieht der Verwaltungsvorstand, dem die Beigeordneten und der Bürgermeister angehören, nach eingehender Prüfung derzeit keine Möglichkeit, mehr Plätze in der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen in Mülldorf, Menden und Pleiser Wald einzurichten. Die steigende Nachfrage nach Plätzen in der Ganztagsbetreuung könne an den drei Standorten nicht bedarfsdeckend erfüllt werden, steht in dem Papier. Als Grund führt der Verwaltungsvorstand den Projektstrukturplan des Gebäudemanagements an.

Die bereits begonnenen Projekte müssten erst abgearbeitet werden, bevor man den vom Schulausschuss erteilten Prüfauftrag zur Verpflegungssituation an den drei Schulen bearbeiten könne. Bis dahin müsse man die zur Verfügung stehenden Plätze entsprechend begrenzen, um die Verpflegungs- und Raumsituation für die Schüler sicherstellen zu können.

"Statt den Ganztag bedarfsgerecht auszubauen wird er begrenzt. Die Politik wird bei der Prioritätensetzung erst gar nicht mehr beteiligt. Dies ist die absolute Bankrotterklärung der Stadt Sankt Augustin als Schulträger", üben die Sozialdemokraten harsche Kritik. Seit Jahren schaffe es der Bürgermeister nicht, die Stadtverwaltung personell und finanziell zukunftsfähig aufzustellen.

Allerdings: Mehr als 70 Einzelprojekte sind auf einer Prioritätenliste des Gebäudemanagements aufgeführt. Ganz vorne steht etwa die Teil-Sanierung des Rhein-Sieg-Gymnasiums. Die Prioritäten dieses sogenannten Projekt-Strukturplans in Verbindung mit den geringen finanziellen Möglichkeiten, über die die Stadt derzeit verfügt, dienten dem Verwaltungsvorstand als Grundlage für die umstrittenen Entscheidungen.

Der bedauert natürlich, dass die Maßnahmen nicht in dem gewünschten Umfang bearbeitet werden können. Gleichwohl sei zu berücksichtigen, dass immer ein "Spannungsverhältnis zwischen den gewünschten schulfachlichen Maßnahmen und den finanziellen Ressourcen besteht, das nur im Rahmen eines strukturierten Verfahrens aufgelöst werden kann". Immerhin, die Projekte werden nicht gänzlich gestrichen, nur partiell verschoben. Wobei: Es wird wohl weiter stinken auf der Toilette des Albert-Einstein-Gymnasiums.

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