Fahrrad Feld XXL in Sankt Augustin "Hier müssen alle das Fahrrad-Virus haben"

SANKT AUGUSTIN · Mit Fahrrädern ist Peter Feld aufgewachsen. Im kleinen Laden seiner Eltern, die vor gut 60 Jahren in Hangelar den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hatten. "Fahrräder hatten es damals nicht so leicht, Objekte der Begierde waren eher Autos. Meine Schwester und ich, wir sind in der Werkstatt groß geworden", erzählt Feld von den wirtschaftlich teils schwierigen Zeiten.

Doch die Zweiräder ließen Feld nicht los. "Heute ist Fahrrad-XXL Feld das größte Fahrradgeschäft in Nordrhein-Westfalen", sagt er stolz. Aus dem elterlichen Laden in einer ehemaligen Scheune mit 80 Quadratmetern in Hangelar wurden nach einem Umzug 1997 in das Gewerbegebiet an der Einsteinstraße und einer Erweiterung vor sechs Jahren 11.000 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Cityräder, Tourenräder, Rennräder, Mountainbikes, Elektroräder, Kinderräder, Klappräder, Tandems - wer heute seinen Kunden das ganze Fahrradprogramm bieten wolle, müsse entsprechend Fläche vorhalten, begründet Feld das Wachstum: "Uns war immer klar, dass wir nur ein Standbein haben, aber das soll dann eben auch entsprechend stabil sein."

Rund 1000 Fahrradmodelle 40 verschiedener Marken reihen sich in der Halle, ein Parcours lädt zu Testfahrten ein, 25.000 Räder warten im Lager auf den Start in die neue Saison. "Viele Hersteller können in den Sommermonaten nicht nachliefern, deshalb halten wir die Räder für die gesamte Saison jetzt vorrätig", erläutert Feld. Entscheidend sei, dass Kunden ihr Fahrrad in der passenden Größe sofort mitnehmen können: "Das ist vor allem im Wettbewerb mit dem Internet wichtig." Beratung, Testfahrt, Kauf und Mitnahme am gleichen Tag - "damit kann der stationäre Handel nach wie vor punkten", ist Feld überzeugt.

Für den Onlinehandel, aber auch um Eigenmarken zu produzieren, hat sich Feld schon vor Jahren mit neun anderen großen deutschen Fahrradhändlern zur XXL-Gruppe zusammengeschlossen. Der Händlerverbund betreibt 16 Geschäfte bundesweit und produziert sieben Eigenmarken wie etwa Carver. Etwa 40 Prozent vom Umsatz entfallen auf die Produkte aus dem Verbund.

Fahrrad XXL sei mit einem Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro und 100.000 lieferbaren Fahrrädern neben Fahrrad.de der größte Fahrradhändlerverbund in Deutschland. Zehn Prozent der Umsätze laufen übers Internet, Feld schätzt, dass es maximal die Hälfte werden kann. In den vergangenen Jahren sei das Geschäft in Sankt Augustin über dem Branchendurchschnitt von rund vier Prozent im Jahr gewachsen, sagt Feld, getrieben auch durch Innovationen der Branche wie zuletzt die E-Bikes.

Der Familienbetrieb wäre aber wahrscheinlich nicht so erfolgreich, "wenn hier nicht alle vom Fahrrad-Virus infiziert wären", sagt Feld, selbst passionierter Rennrad- und Mountainbikefahrer. Der 55-Jährige hat das Handwerk von der Pike auf gelernt, wie der Vater: Erst mit der Ausbildung zum Werkzeugmacher, dann zum Zweiradmechanikermeister. "Mit 25 wusste ich genau, welche Fahrräder bloß gut aussahen und welche echte Qualität hatten."

Das "Fahrrad-Virus", die Begeisterung für das Produkt, sei auch Einstellungsvoraussetzung für Mitarbeiter. Rund 100 beschäftigt Feld, die Hälfte davon im Verkauf. Im Familienbetrieb arbeiten auch Ehefrau Silvia und Tochter Cathérine (25) mit. Cathérine organisiert unter anderem Veranstaltungen wie E-Mountainbiketouren, Modeschauen für Fahrradtextilien oder Werkstattabende, bei denen Radler Tipps bekommen, wie sie sich bei Pannen auf einer größeren Tour selbst helfen können.

Für Feld ist klar, dass seine Kinder - er hat noch zwei jüngere Söhne - das Unternehmen in der dritten Generation weiterführen: "Meine Frau und meine Tochter arbeiten schon mit, es ist aber für alle Platz", sagt er. Und nimmt noch einmal seine mit glänzenden Fahrrädern gefüllte große Verkaufshalle in den Blick.

Weitere Infos auf: www.fahrrad-xxl.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort