Ein Leben mit der Tafel Gisela Rump ist Koordinatorin der Augustiner Tafel

SANKT AUGUSTIN · Kölsches Mädchen und Mikätzchen: Gisela Rump ist mit Herz und Seele Ehrenamtlerin. Als Koordinatorin hat die 77-Jährige die Geschicke der Sankt Augustiner Tafel in der Hand.

 Spenden akquirieren, einsammeln, Lebensmittel sortieren, einräumen und ausgeben: Gisela Rump ist Koordinatorin der Tafel in Sankt Augustin, die im Keller des Mülldorfer Pfarrheims ihr Lager hat.

Spenden akquirieren, einsammeln, Lebensmittel sortieren, einräumen und ausgeben: Gisela Rump ist Koordinatorin der Tafel in Sankt Augustin, die im Keller des Mülldorfer Pfarrheims ihr Lager hat.

Foto: Monika Zierden

Ihr Lebensmittelpunkt hat sich verlagert, dabei spielt die Sankt Augustiner Tafel eine wesentliche Rolle, wenn auch nicht ausschließlich. Gisela Rump ist seit fünf Jahren Koordinatorin und wer sie treffen möchte, schaut am besten im Keller des Mülldorfer Pfarrheims herein.

Spenden akquirieren, einsammeln, Lebensmittel sortieren, einräumen und ausgeben. Als Chefin wird sie öfters angesprochen, „aber ich fühl mich nicht so“. Dabei gibt Rump zu: „Manchmal muss ich auf den Tisch hauen.“ Ihr „sehr humorvolles, intelligentes Team“ mit über 50 Ehrenamtlichen besteht aus sechs kleineren Teams für Ausgabe, Cafeteria, Fahrdienste und die Registrierung. Pro Ausgabe verteilen sie Lebensmittel an rund 100 Kunden und demnach ebenso viele Haushalte.

Angefangen bei der Tafel hatte die ehemalige Grundschullehrerin drei Jahre vor ihrer Pensionierung als Helferin in der Troisdorfer Ausgabestelle. „Bei den Lütten hat es mir viel Spaß gemacht“, sagt die heute 77-Jährige und damals habe sie Angst gehabt, mit dem Ruhestand in ein Loch zu fallen. 1997 wurde sie früh Witwe. Bis 2006 engagierte sie sich in Troisdorf.

In Sankt Augustin waren zuvor die Bedürftigen aus einem Bus heraus, der in der Stadt umherfuhr, bedient worden. „Wir hatten nichts“, erinnert sich Rump, aber mit Kollegin Jutta Jannick baute sie im Keller des Pfarrheims die Sankt Augustiner Tafel auf.

Heute kämpft sie für mehr Anerkennung und Hilfe: „Wir brauchen dringend Unterstützung.“ Speziell bei der Ausgabe dienstags und für die Registrierung würden aktuell wieder Helfer gesucht. „Ich bin mit Herz und Seele Ehrenamtliche“, gab sie in der WDR-Lokalzeit Bonn vor drei Jahren zu. Tafel-Kollege Joachim Müller schlug sie für die Auszeichnung „Der Goldene Rolf“ vor, den sie vor laufender Kamera überreicht bekam. „Alle haben stillgehalten und ich bin wirklich überrascht worden“, freut sie sich auch heute noch über ihre Auszeichnung. Tafel hin oder her – die Gedanken sind meistens ehrenamtlich, doch: „Ich lebe nicht für die Tafel.“

Die rüstige Pensionärin lebt in einem Mehrgenerationenhaus des Vereins der Wahlverwandtschaften in Bad Godesberg. Mit rund 55 Menschen im Alter von zwei bis 81 Jahren hat das „echt kölsche Mädche“ einen ganz besonderen Wohnort gefunden. „Ich fühle mich dort sehr wohl und es entspricht meinem Naturell“, erzählt sie lebhaft. „Wir leben und erleben wirklich viel zusammen.“ Im Sommer sei immer der Grill irgendwo an. Es gebe immer Kontakte und sie müsse nie alleine ins Kino oder Theater. Gerade für ihre beiden Kinder sei es gut, die Mutter versorgt zu wissen. Sohn und Tochter wohnen zwar in Nordrhein-Westfalen, aber vom Wohnort der Mutter gesehen in verschiedenen Richtungen verstreut.

Für Rump stand früh fest, dass sie auf keinen Fall im Alter allein leben wollte. Von daher lebt sie nicht nur in einem Mehrgenerationenhaus, sondern erlebt das Konzept. Nach einer Lehre in Fotografie startete sie als sogenanntes „Mikätzchen“ ihre Lehrerausbildung. Angelehnt an den damaligen Kultusminister Paul Mikat konnten Quereinsteiger als Lehrer in den Staatsdienst gelangen. Voraussetzungen: 22 Jahre alt, abgeschlossene Ausbildung und eine Sonderbegabtenprüfung. „Mein Vater meinte, ich sei die geborene Paukerin und ich entwickelte sehr viel Ehrgeiz, die Prüfung zu bestehen.“ Ihren Mann lernte sie beim Jobben in einem Geschäft kennen, das er als Filialleiter führte. 1967 wurde geheiratet und mit 28 Jahren hielt Rump ihr Examen in den Händen.

Absolut verbunden mit dem Rheinland spielte der Karneval in ihrer Familie immer eine große Rolle. „Mein Mann war Westfale, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als mitzuziehen“, so die gebürtige Kölnerin. Ihre Schüler profitierten von ihrem Engagement für die Kindersitzung an Weiberfastnacht und einer Schülergruppe im Karnevalszug.

Als Frohnatur fällt es ihr daher nicht schwer, andere Menschen zu begeistern oder kennenzulernen. „Ich kenne viele Sankt Augustiner“, sagt sie, und gerade für ihr Team in der Tafel sei sie „zuständig für das Seelenheil meiner Leute“. Humor steht demnach tagtäglich an erster Stelle.

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