ZUE in Sankt Augustin Politik fordert Verkleinerung der Sankt Augustiner Unterkunft

Sankt Augustin · Für mit dem Coronavirus infizierten Flüchtlinge endet an diesem Freitag die 14-tägige Quarantäne. Die Politik fordert eine dauerhafte Verkleinerung der Zentralen Unterbringungseinrichtung.

 Bewohner tragen Mundschutz, während sie in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) Sankt Augustin hinter dem Zaun am Eingang stehen.

Bewohner tragen Mundschutz, während sie in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) Sankt Augustin hinter dem Zaun am Eingang stehen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Für 143 Bewohner, die sich mit dem neuen Coronavirus infiziert hatten, läuft am Freitag die Quarantäne aus. Wer seit 48 Stunden ohne Symptome ist, kann nach einer Befragung aus der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes in Sankt Augustin in eine andere Unterkunft umziehen. Bürgermeister Klaus Schumacher und Ali Dogan, Leiter des städtischen Krisenstabs, berichteten am Mittwochabend im Hauptausschuss über die aktuellen Absprachen mit der Bezirksregierung Köln und dem Kreisgesundheitsamt. Ziel sei, die Zahl der Bewohner zu reduzieren und so die Trennung von Infizierten und Nicht-Infizierten zu erleichtern.

Dogan berichtete, dass es in der ZUE bisher insgesamt 178 Corona-Fälle gab, bei 148 Flüchtlingen waren die Tests bisher negativ. Das könnte sich in der kommenden Woche ändern: Dann soll eine zweite Testrunde starten, die Abstriche werden voraussichtlich am Mittwoch gemacht. Es braucht nämlich einige Tage nach der Ansteckung, bis das Virus nachgewiesen werden kann. Das hatte sich schon bei den 60 Bewohnern gezeigt, die vor zwei Wochen nach einem negativen Testergebnis zur Quarantäne nach Bonn und Schleiden umgezogen waren. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde nachträglich noch positiv getestet. In der ZUE wurden die Infizierten in einem separaten Bereich isoliert. Schumacher geht aber davon aus, dass sich unter den anderen Bewohnern, die als Kontaktpersonen unter Quarantäne stehen, das Coronavirus weiter verbreitet hat.

Deshalb sollen die Gesunden aus der Quarantänestation ausziehen und Platz für Flüchtlinge mit neuem positiven Testergebnis machen. Für die negativ getesteten Mitbewohner beginnt dann das, was Fachleute Quarantäneschleife nennen: Sie werden wieder als enge Kontaktpersonen eingestuft und dürfen die ZUE für weitere zwei Wochen nicht verlassen. Damit das nicht so weiter geht, werden die Bewohner in der kommenden Woche in kleine Gruppen aufgeteilt, die keinen Kontakt untereinander haben sollen. Außerdem sollen die Tests beschleunigt werden. „Wir haben darauf gedrängt, nicht mehr vier Tage auf Ergebnisse warten zu müssen“, sagte Dogan.

Dauerhafte Verkleinerung gefordert

Mit großer Einigkeit machten sich die Sankt Augustiner Ratsfraktionen für eine dauerhafte Verkleinerung der Landesunterkunft stark. In einem gemeinsamen Antrag forderten CDU, SPD, Grüne, FDP und Aufbruch, die Belegung der 600 vorhandenen Plätze zu reduzieren. Die Größe der Unterkunft stelle zu Corona-Zeiten ein „behebbares zusätzliches Risiko“ dar, sagte Georg Schell (CDU). Die Unterkunft passe so nicht nach Sankt Augustin und in ein Wohnviertel, meinte Marc Knülle (SPD): „Wir wollen ein klares Signal an die Verantwortlichen senden.“ Martin Metz (Grüne) sagte: „Neue Normalität bedeutet, dass man vulnerable Einrichtungen besonders schützt.“ Überall dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenlebten, könne sich das Coronavirus schnell verbreiten.

Die Kernbotschaft, der nur die Linke nicht zustimmte: Das Land soll Geflüchtete frühzeitig in möglichst kleinen Einrichtungen dezentral unterbringen. Außerdem sollen Beschäftigte und Bewohner künftig vorsorglich auf Sars-CoV-2 getestet werden. Die Stadt lehnt ab, dass die ZUE vor allem für „Dublin-Fälle“ und somit als Ausreisezentrum dient. Im Beschluss fordern die Fraktionen außerdem die „frühzeitige Schließung der Einrichtung weit vor dem Ende der Laufzeit in 2025“. Viel Lob gab es für das Krisenmanagement der Verwaltung. „Was Sie hier leisten, das hat sehr große Anerkennung verdient“, sagte Knülle. Es seien sehr viele Menschen mit sehr viel Engagement, die sich derzeit engagierten.

Der SPD-Fraktionschef hob dabei Bürgermeister Klaus Schumacher und seinen Beigeordneten Ali Dogan besonders hervor. „Das sind zwei Personen, die an der Spitze des Krisenstabes die Erfahrung mitbringen, das zu managen und dabei ihre eigene Gesundheit riskieren“, sagte Knülle. CDU-Fraktionschef Georg Schell bekräftigte den Dank und bezog andere Abteilungen im Rathaus mit ein. „Das ist auch das technische Dezernat mit Rainer Gleß an der Spitze“, so Schell. Schumacher ergänzte dazu. „Er hat von mir striktes Verbot bekommen, die ZUE zu betreten.“ Sein Stellvertreter müsse die Geschäfte weiterführen können, falls jemand erkranke. Gleß habe das Tagesgeschäft in vollem Umfang übernommen.

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