Wettbewerb „Schüler experimentieren“ Felix Möller aus Hangelar siegt mit veganem Leder

Sankt Augustin · Wie man Leder auch aus Pektin herstellen kann, darüber forschte der 13-jährige Felix Möller aus Hangelar. Mit seinen umweltfreundliche Taschen überzeugte der Gymnasiast die Jury beim diesjährigen Landeswettbewerb "Schüler experimentieren".

 Felix Möller, hier mit Taschen aus seinem veganen Ersatzleder, mit Unterstützer, Chemielehrer Daniel von Laufenberg.

Felix Möller, hier mit Taschen aus seinem veganen Ersatzleder, mit Unterstützer, Chemielehrer Daniel von Laufenberg.

Foto: Martina Welt

Felix Möller (13) zählt schon fast zu den alten Hasen beim Wettbewerb „Schüler experimentieren“, der eigens für die jüngeren Forscher des Wettbewerbs „Jugend forscht“ eingerichtet wurde. Zum vierten Mal war er jetzt dabei und das mit durchschlagendem Erfolg. Nachdem Felix bisher zweimal den zweiten Platz im Landeswettbewerb erreichte, errang er dieses Jahr in Essen beim Landesentscheid, und damit der höchsten Stufe des Wettbewerbs „Jugend forscht – Schüler experimentieren“, Platz eins. Der 13-Jährige gewann den Wettbewerb im Fachbereich Chemie, indem er ein veganes und komplett umweltfreundliches Leder entwickelt hat.

Bis zum Sieg war es ein langer Weg für den Schüler des Rhein-Sieg-Gymnasiums. Über zwei Jahre dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung. Den Anstoß zu seinen Forschungen lieferte seine ältere Schwester. „Sie lebt vegetarisch und suchte deshalb einen Ersatz für ihre Reitstiefel aus Leder“, sagt Felix. Bisherige Alternativen würden aus Korkleder hergestellt. Doch „dafür müssen Korkeichen gefällt werden und das ist auch nicht viel besser, als Tiere zur Ledergewinnung zu schlachten“, findet Felix. Für ihn stand auch fest, dass er weder Erdöl noch irgendwelche Weichmacher nutzen wollte, so wie sie in fast allen Kunststoffen enthalten sind.

Intensive Recherche im Vorfeld

Felix recherchierte im Netz und in Büchern und wurde fündig: Pektin sollte die Lösung und die Grundlage für sein Leder werden. „Das ist ein Stoff, der sich in allen dickeren Schalen von Früchten befindet und somit meist mit dem Abfall entsorgt wird“, so der junge Wissenschaftler. Ob Orangen-, Apfel- oder Zitronenschalen – überall sei Pektin enthalten und das gelte es, zu gewinnen.

Und so verwandelte sich einmal mehr die Möller'sche Küche in Hangelar in ein Chemielabor. Felix kochte anfangs noch gemeinsam mit seinem Freund Gabriel Weiser die Schalen der Früchte ab, um das Pektin zu gewinnen. Das gelang den beiden zwar, doch eignete sich dieses Pektin nicht für die Herstellung von Leder. Schließlich fand Felix für dieses Problem im Internet mit dem Pektin-Hersteller „Herbstreith & Fox“, der das geeignete Grundmaterial lieferte, eine Lösung.

In zahllosen Versuchen entwickelte Felix schließlich seine Rezeptur für sein veganes Leder, in dem neben Pektin auch Salzsäure, Natriumlauge, Kartoffelstärke und der pflanzliche Weichmacher Glycerin eine Rolle spielen. „Ich brauchte aber unbedingt auch noch jemanden mit Fachwissen“, meint Felix und suchte Hilfe bei seinem Vertretungslehrer in Chemie, Daniel von Laufenberg. Der gibt sich bescheiden. „Ich habe gar nicht viel gemacht“, die Arbeit sei fertig geschrieben gewesen, er habe lediglich mal drüber geschaut. Es seien vor allem fachsprachliche Ungenauigkeiten gewesen, bei denen er habe helfen können.

Leder war zunächst gummiartig

Dennoch war die Teilnahme bei „Jugend forscht – Schüler experimentieren“ erst nicht so erfolgreich, wie erwartet, denn das Leder von Felix war noch nicht wasserfest und auch die Konsistenz war eher gummiartig, erinnert sich der Nachwuchsforscher. Nach dem zweiten Platz im Regionalwettbewerb war deshalb zunächst Schluss. Ansporn genug für Felix, das Problem mit der Wasserfestigkeit zu lösen. Viele weitere Versuche in Mutters Küche brachten dann das erwünschte Ergebnis, denn mit der richtigen Mischung von Pektin, Glycerin und Ethanol entstand ein weiches und wasserfestes Produkt. Genau diese Beharrlichkeit, und die sorgfältige Dokumentation der vielen Versuche seien es, die letztlich den Sieg für Felix so verdient gemacht haben, glaubt der Chemielehrer.

Gegenüber den tierischen Varianten sieht von Laufenberg sogar weitere Vorteile, denn mit dem veganen Leder gebe es keine Limitierung mehr, die tierisches Leder aufgrund der Flächenbegrenzung automatisch mit sich bringt. Auch die Produktionszeit sei gegenüber der Aufzucht von Tieren erheblich kürzer. Felix ist überzeugt, dass die Zeit kommen wird, in der die Menschen nur noch Schuhe oder Taschen aus veganem Leder wollen. Deshalb hat der Hangelarer auf sein Produkt schon mal ein Patent angemeldet.

Für die Zukunft hat Felix natürlich schon wieder neue Forschungspläne, die sich zum einen mit der Mikroplastikverschmutzung in der Nordsee beschäftigen, ein weiteres Chemieprojekt hat er ebenfalls im Sinn. Daniel von Laufenberg hat ihm seine Unterstützung zugesichert. „Ich kenne keinen anderen Schüler, der Chemie so sehr als ausuferndes Hobby betreibt wie Felix“, attestiert er dem 13-Jährigen.

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