Sven Plöger spricht in Sankt Augustin Extreme Wetterlagen nehmen zu

SANKT AUGUSTIN · Es war ein Heimspiel für den Mann, der uns regelmäßig mit offenen Armen zum Wetter im Ersten oder in den dritten Programmen empfängt: Sven Plöger war der prominente Gastredner, den die Volkshochschule Rhein-Sieg zu ihrem 40-jährigen Bestehen nach Sankt Augustin geholt hatte.

Im ausverkauften Haus Menden fühlte sich Plöger, der in Menden aufgewachsen ist und sein Abitur am Rhein-Sieg-Gymnasium ablegte, spürbar wohl. "Klimawandel - gute Aussichten für morgen?!" lautete sein Vortrag, mit dem es Plöger vor allen Dingen gelang, das Thema Klimawandel auf eine verständliche, wissenschaftlich fundierte und nachvollziehbare Sachebene zurückzuholen.

Und das lag dem Diplom-Meteorologen, der nicht mit dem erhobenen Zeigefinger sprach oder Schelte betreiben wollte, persönlich am Herzen. "Klimawandel ist ein globales Thema. Sie müssen es natürlich aus unserer Sicht betrachten, aber es gehört auch dazu, in die Welt hinauszugehen und zu schauen, wie es dort aussieht", erklärte Plöger den gepackten Zuhörern: "Ein Land wie Bangladesch ist, wenn es nur kleine Änderungen gibt, schnell an den Grenzen seiner Möglichkeiten."

Und Änderungen im Klima - also in der langfristigen Statistik über das Wetter - gebe es derzeit so schnell wie noch nie in der jüngeren Erdgeschichte.

Die Ursache dafür ist der unbändige CO2-Ausstoß. "Wir verbrennen jeden Tag rund 14 Milliarden Tonnen Öl auf der Erde - das ist ganz schön viel", rechnete Plöger vor: "Das Ölzeitalter ist ein winzig kurzes in der Erdgeschichte. Und die Ressourcenverknappung wird es geben, daher muss es irgendwann eine Energiewende geben. Die Frage ist nur, ob wir aktiv agieren oder nur reagieren wollen."

Zu Ersterem riet der Meteorologe bei Blick auf den fortschreitenden Klimawandel, wohl wissend und erklärend, dass andere Interessengruppen wenig Neigung zu einer Abkehr vom derzeitigen Ölkonsum hätten.

Das vom Menschen produzierte CO2 mache es dem Menschen zugleich auch schwer, den Bedarf zu erkennen: "Es ist geruchlos und unsichtbar. Wäre es pechschwarz, würden wir den Himmel nicht mehr sehen und sofort reagieren.

Das haben wir damals beim Ozonloch auch mit allen Mitteln getan, weil die Gefahr sehr konkret war." Hinzu komme: "Klima ist Statistik über Generationen. Das ist für unsere Sinnesorgane, anders als das tagesaktuelle Wettergeschehen, nicht greifbar."

Dabei seien die Folgen des von Wissenschaftlern international anerkannten "vom Menschen beeinflussten Klimawandels" und der Erderwärmung längst sicht- und durch die Folgen spürbar, zeigte Sven Plöger am ausgewählten Beispiel des arktischen Eises: Weil durch die Erwärmung das Eis erheblich zurückgegangen ist und sich nun das arktische Meer durch die Sonneneinstrahlung erwärmt, verändern sich die Temperaturunterschiede zwischen Äquator und Arktis.

Die ausgleichenden starken Höhenwinde, die das tägliche Wettergeschehen beeinflussen, haben sich verlangsamt und verändert. "Standwetter" nennt Plöger die Situation, die wir immer häufiger erleben: Hoch- und Tiefdruckgebiete, die sich nur langsam bewegen und deren Hitze, Kälte oder Regen über längere Zeiträume länger an Ort und Stelle verbleiben.

"Wenn in Zukunft die Temperaturen im Mittel steigen, werden diese Extreme in der Häufigkeit zunehmen - das lässt sich mathematisch leicht nachrechnen."

Wenig verwunderlich war da Plögers Hinweis, dass das Jahr 2014 bereits das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung war und der aus den vergangenen hundert Jahren abgeleitete Trend klar erkennbar sei: Es wird wärmer, der Mensch müsse endlich, jetzt und entschieden handeln.

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