Tumor-Behandlung in der Kinderklinik Sankt Augustin Ein neues Leben für Ivan

SANKT AUGUSTIN · Ivan ist ein ruhiger und besonnener Junge. Aufgewachsen ist der Sechsjährige in einer behüteten Umgebung in Charkow im Osten der Ukraine als absolutes Wunschkind, wie seine Eltern Natascha und Dimitriy Semenenko sagen.

In diesem Jahr allerdings änderte sich Ivans behütetes Leben schlagartig - und das nicht nur wegen des Krieges, der an der Familie Semenenko nicht spurlos vorüberging. Denn: Bei ihrem Sohn diagnostizierten die Ärzte einen bösartigen Tumor im Kopf. "Das war am 2. März 2015", erinnert sich Natascha Semenenko genau an den Tag der Hiobsbotschaft.

Der Gehirntumor zählt zu den zwar seltenen, aber besonders aggressiven Arten. Zudem sei der apfelsinengroße Tumor bereits weit fortgeschritten gewesen, erzählen die Eltern - die Größe habe sogar die deutschen Ärzte sprachlos gemacht, berichten sie. Es begann mit Erbrechen bei Ivan, die Ärzte vermuteten deshalb zunächst einen Magen-Darminfekt. Vier Tage vor der Diagnose gesellten sich unerträgliche Kopfschmerzen dazu.

Erst dann fanden die Ärzte den neun mal elf Zentimeter großen Tumor, der Ivans Gehirn zusammenquetschte. ATRT (Atypische teratoide/rhabdoide Tumore) nennt sich diese seltene Tumorart, die laut den Ärzten vielleicht bei 20 Patienten im Jahr vorkommt.

Am 16. März operierten die Ärzte Ivan schließlich in der Kinderklinik in Sankt Augustin. Neun Stunden dauerte es, bis der Tumor vollständig entfernt war. "In der Ukraine gibt es keine Krankenversicherung, und schon jetzt ist unser Erspartes aufgebraucht.

Teile unseres Eigentums haben wir verkauft, um die weitere Behandlung zu finanzieren", berichtet Dimitriy Semenenko, der in der Ukraine als Rechtsanwalt arbeitet und dort oft auch mittellosen Klienten unentgeltlich hilft.

Er ist gerade von einer Reise in seine Heimat zurückgekehrt und ist entsetzt auf wie viel Ablehnung und Gleichgültigkeit er dort gestoßen ist bei Stiftungen oder anderen potenziellen Geldgebern. Die Bestrahlung des bösartigen Geschwulst fand in der Kölner Kinderklinik statt, Operation und Chemotherapie haben die Ärzte in Sankt Augustin übernommen.

Insgesamt summieren sich die Kosten für Ivans Behandlung laut den Eltern auf rund 110 000 Euro summieren. Rund 28 000 Euro haben sie trotz des Verfalls der ukrainischen Währung aufbringen können. Jetzt sind sie auf Hilfe angewiesen.

Und es treibt ihnen die Tränen in die Augen, wenn sie erleben, wie viel Hilfsbereitschaft es in Deutschland gibt. "Ich bin so viel Menschlichkeit überhaupt nicht gewohnt", sagt Dimitriy. Die Familie hofft auf Unterstützung, denn weitere Bestrahlungen und Chemotherapien sind nötig, um nicht sichtbare Tumorzellen abzutöten.

Die Überlebenschancen für den Ivan sind laut den Ärzten auf 50 Prozent gestiegen.

"Unser Junge ist im letzten Jahr sehr schnell erwachsen geworden", sagt Natascha Semenenko. Seine Pläne, in diesem Jahr die Schule zu besuchen, muss er zwar verschieben, aber Ivan liebt die Natur und ist mit Feuereifer dabei, wenn es darum geht, die neuen Hochbeete am Ronald-McDonald-Elternhaus zu pflegen.

Seit März dieses Jahres lebt er dort. Ivan weiß, dass er sehr krank ist, auch wenn er vieles nicht versteht. "Die unangenehmen Behandlungen lässt er stoisch über sich ergehen, denn er hat den Wunsch, wieder zurück zu Oma und Opa in die Ukraine zu fahren", sagt Vater Dimitriy.

Weitere Informationen dazu gibt es beim International Patient Service unter Tel. 0 22 41/24 97 22.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort