Ortsteil in Sankt Augustin Ein Mann namens "Hangelare" vor 700 Jahren

SANKT AUGUSTIN · Am 17. September vor 700 Jahren wurde Sankt Augustins Ortsteil Hangelar erstmalig erwähnt.

 Jüngere Geschichte: Der Bahnhof Hangelar (im Uhrzeigersinn), die ehemalige Mühle und die Kirche Sankt Anna, die 1972 abgerissen wurde.

Jüngere Geschichte: Der Bahnhof Hangelar (im Uhrzeigersinn), die ehemalige Mühle und die Kirche Sankt Anna, die 1972 abgerissen wurde.

Foto: Stadt Sankt Augustin

Hangelar hatte mal eine für die kleine Dorfgemeinde ungewöhnlich prächtige, gotische Kirche. Doch sie wurde abgerissen, im Jahr 1972. Es gibt sie aber noch auf historischen Karten und Fotos, die die schöne Kirche zeigen und die Zeugnis ablegen über eine wechselvolle jüngere und ältere Geschichte des Sankt Augustiner Ortsteils. Hangelar - heute vor 700 Jahren wurde der Name erstmals erwähnt.

Die schöne Kirche musste saniert werden. Aber der Kirchenvorstand entschied sich für einen Neubau, in der Annahme, es kämen mehr Einwohner, was auch mehr Kirchgänger zur Folge hätte. Und dafür wäre die alte Kirche dann zu klein gewesen. Ein Irrtum. Es kamen zwar mehr Einwohner, aber mit ihnen nicht mehr Kirchgänger.

Am 17. September 1314 taucht der Name Hangelar in einem schriftlichen Zeugnis erstmalig auf, und zwar in einer Schwarzrheindorfer Urkunde. Darin ist die Rede von einem "Johannes de Hangelare". Der hatte zusammen mit anderen Schwarzrheindorfer Bewohnern sowie Bonner und Beueler Schiffern die freie Rheinüberfahrt ausgehandelt und dokumentiert.

Zehn Jahre später wurden Johannes de Hangelare und sein Sohn Winrich de Hangelair dann als Grundbesitzer im heutigen Hangelarer Raum genannt. Die Villicher Äbtissin Ponzetta von Virneburg hatte von Winrich drei Morgen und von Johann 14 Morgen Land gekauft, davon zwei nahe des Dorfes Hademar. Dazu kaufte sie von Johann eine Hofstätte und einen angrenzenden Hof im Dorf sowie die Hälfte der Waldgerechtigkeit im Vilicher Bruch: ganz alte Geschichte.

Es ist schon richtig und auch urkundlich festgeschrieben: Hademar ist damals das alte Dorf des heutigen Hangelar und "de Hangelare" der Name einer Familie im Dorf Hademar, gelegen an der Reichsstraße zwischen Siegburg und Bonn. Heimatforscher nehmen an, dass der Familienname den Ortsnamen verdrängt hat. "Tatsächlich tritt der Name Hademar später nicht mehr auf", schrieb Manfred van Rey 1980 in einem Aufsatz "Hangelar - Geschichte nicht nur eines Dorfes".

Nach der ersten Erwähnung breitete sich über lange Zeit der Mantel der Stille über das Dorf aus. Erst Mitte des 17. Jahrhunderts findet man "Hangelar" in der Bergischen Grundsteuerliste mit 296 Morgen Land aufgeführt.

1685 machte die Siegburger Abtei der Äbtissin von Vilich das Jagdrecht streitig "vor allem uff der Hangelarer Heiden und oben deren Goldtwinckel". Die Äbtissin kämpfte aber darum und verwies auf eine Art dörfliche Rechtssatzung, die vielleicht auf die erworbene Waldgerechtigkeit Anfang des 14. Jahrhunderts zurückging. Die Satzung beweist, dass sie tatsächlich das Jagdrecht besaß.

In dieser Satzung, dem sogenannten Weistum, sind auch zahlreiche Flurnamen genannt, darunter etwa der Schleuterbach und der Wolfsbach, die heute noch so heißen. Die älteste Darstellung von Hangelar findet sich in der linken oberen Ecke einer Karte der "Herrlichkeit Vilich". Sie ist vor 1689 gezeichnet worden und weist etwa ein Dutzend Häuser aus, hinter denen sich Obstgärten erstrecken.

Ein Jahrhundert später umfasste die allein aus dem Dorf bestehende "Honchaft" Hangelar bereits eine Fläche von etwa 644 Hektar. Weltlich gehörte Hangelar damals zum bergischen Amt Blankenberg, kirchlich zur alten Mutterpfarre Vilich im Dekanat Siegburg, später Königswinter. Knapp 260 Einwohner lebten dort.

Als der preußische König 1820 den Siegkreis bildete, setzte sich die Bürgermeisterei Menden aus acht Gemeinden zusammen, darunter auch die Gemeinde Hangelar. 1844 wurde die alte Landstraße von Bonn nach Siegburg zu einer befestigten Chaussee ausgebaut. Zu der Zeit lebten dort rund 380 Menschen. Die gute Infrastruktur Hangelars zog dann aber erste Industrieunternehmen in den Ort. 1891 wurde Hangelar mit der Bröltalbahn an das überregionale Eisenbahnnetz angebunden.

Im Juli 1909 führte Fritz Pullig den ersten erfolgreichen Flugversuch durch. Es ist die Geburtsstunde des Hangelarer Flugplatzes. 1911 fuhr erstmals die Straßenbahn Bonn - Siegburg. In Hangelar lebten jetzt mehr als 1000 Menschen. Es siedelten sich eine Eisengießerei sowie zwei große Tonwerke an.

1898 wurde die erste eigene Pfarrkirche Sankt Anna an der heutigen Annastraße geweiht. Die traurige Geschichte des Gotteshauses ist bekannt. Wenige Ausstattungsstücke der alten Kirche wurden in den Neubau mitgenommen. Am 1. August 1969 wurde Hangelar ein Teil der neu gebildeten Gemeinde Sankt Augustin - da stand die alte Kirche sogar noch.

i Heute findet im Haus der Nachbarschaft an der Udetstraße ein Vortragsabend zu den Ausgrabungen bei Vilich und zur Ortsgeschichte Hangelars statt. Beginn ist um 18 Uhr.

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