GA-Serie "Unser Stadtteil" Ein Dorf und seine zwei Gesichter

BUISDORF · Es ist schön um Buisdorf herum. Weite Felder, ein schöner neuer Deich, die Sieg und lange Spazierwege. Viel Natur, ein wenig Idylle, aber nur bedingt Ruhe. Wer in Buisdorf lebt und leben will, weiß, dass er auch mit Lärm rechnen muss.

 Ein Lieblingsplatz: Der Buisdorfer Ortsvorsteher Bernhard Müller auf dem Deich.

Ein Lieblingsplatz: Der Buisdorfer Ortsvorsteher Bernhard Müller auf dem Deich.

Foto: Michael Lehnberg

A 560, A 3, die Bahnstrecke nach Siegen, nächtlicher Fluglärm und der Verkehr auf der Frankfurter Straße. Wirklich leise ist es nicht in dem Sankt Augustiner Ortsteil, der zwischen Siegburg und Hennef eingebettet ist, aber richtig laut irgendwie auch nicht.

"Viele Buisdorfer haben sich mit dem Lärm arrangiert", sagt Ortsvorsteher Bernhard Müller. Aber so manchem nerve es schon, wenn die lauten Frachtflieger auf dem Weg zum Flughafen Köln/Bonn über Buisdorf krachen oder die Züge nur ein paar Meter von den Häusern über die Gleise donnern.

"Da muss natürlich etwas geschehen", sagt Müller - vor allem an der Bahnstrecke, wo es überhaupt keinen Lärmschutz gebe. Leider sei bis 2030 das Lärmschutzprogramm der Bahn ausgeschöpft. "Aber wir geben nicht auf. Wer weiß, vielleicht ändert sich ja mal die Gesetzeslage."

Aber es gibt auch die andere, die wohnenswerte Seite eines Dorfes, das durch eine breite Landesstraße getrennt ist. Buisdorf, Dorf der Gegensätze, liebenswert mit kleinen, ruhigen idyllischen Plätzen, lebenswert mit funktionierendem Ortskern, lärmgeplagt und trotz der Problemzonen doch auch ein bisschen "sexy". GA-Redakteur Michael Lehnberg war mit dem Ortsvorsteher in Buisdorf unterwegs und überrascht von den vielen schönen Ecken. Buisdorf ist mehr als nur ein Durchfahrtsdorf.

Naherholung: Buisdorf umgibt eine reizvolle Landschaft mit Äckern und Feldern, durchzogen von Wegen. Das Pfund ist natürlich die Sieg. In Buisdorf kann man einsteigen in den Siegtalradweg, hat schnell den Deich erreicht, der erst vor ein paar Jahren saniert und erhöht worden ist. "Nun hält er einem 200-jährigen Hochwasser stand", sagt Müller, der gerne auf dem Deich unterwegs ist und auch mal mit seinem Pedelec nach Hennef oder Siegburg fährt.

"Hier kann man schön entspannen. Wenn ich das Buisdorfer Wehr rauschen höre, hat das schon etwas von Strandfeeling", sagt Müller. Gerade rauschen indes Radfahrer vorbei und grüßen freundlich, ein Skater rollt über den Asphaltweg, und auf dem Weg ins Dorf kommt ein älteres Paar mit Walking-Stöcken entgegen. "Geht es gut?", fragt Müller und bleibt stehen. "Ja, bis auf die Arzttermine", antwortet die humorvolle ältere Dame.

Dorfgemeinschaft: Buisdorf verfügt über ein lebendiges Ortsleben. "Wir haben immer noch eine Kirmes, die gut besucht wird", sagt Müller. In anderen Ortsteilen gebe es das schon gar nicht mehr. Wichtiger Ankerpunkt ist der TuS Buisdorf, wo geturnt sowie Fußball und Volleyball gespielt werden kann. Die acht Fußball-Teams des Vereins profitieren sehr bald schon vom engen Zusammenhalt im Dorf. Viele Buisdorfer haben gespendet, so dass im kommenden Jahr der alte sanierungsbedürftige Tennen-Sportplatz durch einen neuen ersetzt werden kann. Der bekommt dann einen modernen, strapazierfähigen und im Vergleich zum Kunstrasen preiswerten Hybridrasen. "Das ist ein Vorzeigeprojekt", meint Müller. Buisdorf sei da beispielgebend.

Nahversorgung: Mit ihren Einkaufsmöglichkeiten können die Buisdorfer ganz zufrieden sein. Bei zwei Discountern kann man einkaufen, es gibt ein Café und eine Bäckerei, auch der Buisdorfer Hof wird seit einem Jahr wieder betrieben. "Schön wäre es sicher noch, wenn wir einem Metzger hätten", sagt Müller.

Infrastruktur: Die breite Frankfurter Straße trennt das Dorf zwar in zwei Hälften, dennoch verfügt Buisdorf über eine gute Infrastruktur. Es hat mit dem Haus Buisdorf eine Begegnungsstätte, die gerne und oft genutzt wird, und eine Grundschule mit Offener Ganztagsschule. Auch für die Jugend gibt es Angebote im Dorf: Der Verein zur Förderung der städtischen Jugendarbeit betreibt das "Café Eden" im Haus Buisdorf, das alle zwei Tage am Nachmittag geöffnet ist.

"Da sind oft 30 bis 40 Jugendliche. Das Angebot wird also sehr gut genutzt", sagt Müller. Es gibt auch eine zweigruppige Kita der Kirchengemeinde Sankt Martinus Niederpleis. "Das ist aber zu wenig für den Ort", sagt Müller. Die Stadt wolle zwar lieber heute als morgen einen städtischen Kindergarten bauen. "Leider findet sich in Buisdorf dafür kein Grundstück." Es werde aber weiter gesucht. Sehr gut sei die Verkehrsanbindung sowie die Anbindung an den ÖPNV. "Wir sind schnell in Bonn, in Siegburg und auf der Autobahn."

Verkehrssituation: Die Landesstraße 333 - bis vor wenigen Jahren noch die Bundesstraße 8 - gibt gewissermaßen die Linie vor. Staus sind weniger zu verzeichnen, dafür aber finden die Buisdorfer die Ortsdurchfahrt viel zu breit. Immerhin: Dank der Installation des Radargerätes gibt es keine schweren Unfälle mehr. "Wir hätten aber ganz gerne die Leitplanken weg und mehr Querungshilfen, dazu weniger Breite und alles etwas anmutender", sagt Müller.

Pläne gebe es dafür schon. "Leider aber kein Geld." Er wünsche sich noch einen Radfahrstreifen auf der Frankfurter Straße in Richtung Hennef. "Das Fußgänger und Radler in beiden Richtungen auf einem Weg fahren müssen, geht meiner Meinung nach gar nicht." Parkprobleme gibt es im ganzen Dorf. Vor allem bei schönem Wetter in der neu ausgebauten Brückenstraße, wenn die Ausflügler kommen und ihre Autos abstellen. "Darüber beschweren sich die Anwohner regelmäßig", so Müller.

Zahlen & Fakten

Einwohner: 3277 (Hauptwohnsitz) und 69 (Nebenwohnsitz).

Kita: Es gibt eine Kita, die zum Familienzentrum Sankt Martinus Niederpleis gehört. Ein weitere städtische Kindertagesstätte ist in der Planung. Die Stadt will gerne bauen, hat aber große Probleme, ein passendes Grundstück zu finden.

Schulen: Buisdorf hat eine Grundschule mit Ganztagsbetrieb.

Das meint die Redaktion

  • Schöne Naherholungsgebiete mit guten Spazierwegen
  • Gute Verkehrsinfrastruktur und ÖPNV-Anbindung
  • Guter Zusammenhalt im Dorf mit altem Ortskern
  • Nahversorgung könnte noch verbessert werden
  • Viele Lärmquellen und stark befahrene Ortsdurchfahrt
  • Zu wenig Kindergartenplätze im Angebot

Wer Anregungen, Kritikpunkte, Positives oder Fehlentwicklungen für die Stadtteilserie benennen möchte, meldet sich in der GA-Redaktion, Markt 45a, in Siegburg, Tel. 0 22 41/1 20 12 00 oder per E-Mail an siegburg@ga.de

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